Insel der glühenden Sonne
gesagt, aber du hast dir ein bisschen zu viel Zeit gelassen. Er war sauer, deshalb hat er sich auf mich verlegt.«
»Ich musste es mir überlegen, man hört komische Dinge von hier.«
»Was du nicht sagst! Alkoholschmuggel. Und er hat ein paar üble Kerle, nicht zuletzt die Brüder Grigg.«
»Kannst du die nicht loswerden?«
»Nein, das sind keine Farmhelfer, sondern bewaffnete Wachleute. Die haben sogar ihre eigene Hütte. Sie sollen Zollbeamte und andere Neugierige fern halten. Da hab ich mir vielleicht was aufgehalst.«
»Ach, drück einfach beide Augen zu. Und was ist aus deiner Stelle beim Gouverneur geworden?«
»Denen ist das Geld ausgegangen. Mussten die ganze Sache mit dem Garten abblasen. Verdammt schade drum.«
»Wenn du möchtest, spreche ich mit Warboy. Er könnte dir deine alte Stelle wieder besorgen, falls Flood dich gehen lässt.«
Zack war misstrauisch. »Damit du hier mein Nachfolger werden kannst?«
»Nein, ich glaube, ich kann gut darauf verzichten.«
Es gab also immer noch Boote, mit denen man fliehen konnte, doch Sean hatte nicht mit bewaffneten Wachen gerechnet. Er musste die Sache von Grund auf überdenken.
Auf dem Rückweg spielte er mit dem Gedanken, Louise die gute Nachricht zu überbringen, doch seltsamerweise war er gar nicht richtig glücklich darüber. Vielleicht, weil er die Kolonie noch immer nicht verlassen konnte.
Lebenslänglich war eben lebenslänglich.
Das Geld in seiner Tasche erinnerte ihn daran, dass er nun, da er auf Bewährung frei war, keine Sträflingskleidung mehr tragen musste und sich neue Kleider kaufen konnte. Danach würde er die Damen besuchen.
Und dennoch – während sich eine Flucht nun einfacher gestaltete, bedeutete sie auch, dass er ein Leben lang auf der Flucht sein würde. Blieb er hingegen hier, wäre er niemals wirklich frei.
Barnaby sah die Unterlagen der Gefangenen durch und stellte fest, dass Quinlan vierzehn Jahre wegen »kriminellen Verkehrs« mit der Frau eines Richters erhalten hatte. Eine gefährliche Verbindung. Von einem Esel war allerdings nicht die Rede.
Shanahan hatte ihm erzählt, Zack Herring arbeite nebenan, doch das wusste Barnaby bereits, da Mrs. Flood in ihrer üblichen boshaften Art die Kunde schon zu Mrs. Pollard getragen hatte.
»Unser Nachbar wird grün vor Neid«, hatte sie gesagt.
»Das glaube ich kaum«, entgegnete Sams Frau. »Sein Garten gedeiht prächtig, er braucht nur noch Leute zum Unkrautjäten.«
»Nicht ganz zutreffend, aber trotzdem vielen Dank«, erklärte Barnaby später.
Nun räumte er seinen Schreibtisch auf, schickte Dossie nach Hunter, der zum neuen Vorarbeiter ernannt wurde, und sah vom Salon aus zu, wie der Wagen der Verwaltung abfuhr. Shanahan saß neben dem Fahrer, die beiden Wachen hockten mit einem gefesselten Sträfling auf der Pritsche.
»Da geht er hin. Und verlangt noch immer seinen Platz an der Sonne.« Warboy lächelte. »Ich hoffe, du findest ihn, mein Freund.«
Eine Weile war Sean zu betäubt, um klar zu denken. Während der Fahrer über Pferdemangel in der Kolonie klagte, starrte Shanahan einfach geradeaus. Als sie jedoch von der Sassafras Road auf die Hauptstraße bogen und die Pferde, die den heimischen Stall witterten, schneller liefen, spürte er eine gewaltige Erregung. Er war kein zugeteilter Sträfling mehr, er war frei! Jedenfalls so gut wie.
»Was machst du jetzt, wo du Bewährung hast?«, fragte einer der Wachbeamten. »Dich erst mal besaufen?«
»Nein, genau das hat mich hergebracht. Ich will als Erstes aus den Lumpen raus und anständige Sachen tragen.«
»Geh zur Hintertür der Gerichtsverwaltung und frag nach Peeble. Ist mein Bruder. Sag ihm, ich hab dich geschickt. Er besorgt dir billig neue Kleider. Und wenn du ein Pferd brauchst, kriegst du das auch bei ihm.«
Sie hielten vor einem Gasthaus.
»Wir können hier was essen. Bist du dabei, Shanahan?«
»Was ist mit mir?«, rief der Gefangene.
»Ich bring dir was mit.«
»Ein Messer wäre gut.«
Sean folgte den
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