Insel der glühenden Sonne
schreiben und ihm erklären könnte, dass er sich tatsächlich nichts hatte zuschulden kommen lassen. Es gab kein Gesetz, das ehemaligen Gefangenen den Mund verbot. Früher hätte er es nur nicht gewagt, doch heute war er ein angesehener Mann und würde noch am Abend den Brief aufsetzen, den er mit den Worten »Claude Plunkett, Landbesitzer« unterzeichnen würde.
Er genoss noch die Vorstellung, als Juno über das Feld gelaufen kam.
»He, Boss, musst nach neuem Mann sehen. Ist mit deinem Pferd weg!«
»Was?«
»Sieh mal, da oben.«
Claude erkannte einen Mann, der mit zwei Pferden auf der Straße unterwegs war, die parallel zum Zaun verlief.
»Verdammt, wo will der hin?«
»Weg, Boss. Soll ich hinterher?«
Claude sah Juno verwundert an, dann lachte er. »Er hat doch wohl nicht mein Pferd genommen?«
»Nein, nur neue.«
»Wie nett! Ja, du kannst ihm folgen, Juno. Sag ihm, er kann ein Pferd behalten. Ich wollte ihn sowieso wegschicken. Aber das andere muss er dir geben, sonst hetze ich ihm die Bullen auf den Hals.«
»Wer ist Bulle?«
»Die Polizei.«
Juno grinste. »Schlimme Männer, was? Ich bringe neues Pferd. Warte oben auf dem Hügel. Guter Witz, was?«
Claude wusste, dass die Straße sich um den bewaldeten Hügel wand, sodass Juno Freddy ohne weiteres auflauern konnte. Und auch so würde er ihn überall finden.
Der dumme Kerl, dachte er und machte sich wieder an die Arbeit. Er musste unbedingt etwas stehlen. Zum Glück war kein Geld im Haus.
Claude bewahrte seine Ersparnisse in einer kleinen Blechbüchse auf, die er in einem hohlen Baum beim Lager der Schwarzen versteckt hatte. Natürlich hatten diese sie bald gefunden, wie sie alles aufspürten, doch das Geld interessierte sie nicht und war sicher bei ihnen.
Eigentlich hatte Freddy ein Pferd als Ersatz mitgenommen, doch dieses Tier erwies sich als widerspenstig und hielt ihn nur auf. Es spuckte sogar mehrfach das Mundstück aus, worauf Freddy jedes Mal absteigen und es wieder befestigen musste. Was war das nur für eine Flucht? Die Tiere trabten gemächlich die Straße entlang und wollten einfach nicht galoppieren. Claude konnte ihm jeden Moment auf die Schliche kommen und die Verfolgung aufnehmen.
Er wandte sich im Sattel um und warf einen Blick auf die Straße, wobei das Ersatzpferd zu nah an sein Reittier herankam, das daraufhin mit den Hinterhufen keilte und ihn beinahe abwarf. Und so ging es weiter. »Verdammter Zirkus. Deinen Freund hier muss ich bald loswerden, der geht an den erstbesten Käufer.«
Falls Claude mich nicht einholt, dachte er besorgt. Und wenn er nun bewaffnet war?
An einer Biegung fielen die Tiere endlich in einen unregelmäßigen Galopp. Vor ihm erstreckte sich die Hauptstraße, und wenn Claude ihm folgte, würde er raten müssen, welchen Weg Freddy an der Kreuzung genommen hatte. Freddy wusste selbst nicht genau, wohin er wollte.
Er war hungrig und hätte gern etwas Brot und Corned Beef aus seinem Zuckersack gegessen, doch die Pferde tänzelten und sprangen, sodass er kaum wieder in den Sattel kommen würde. Er war auch durstig und stellte zu seinem Schrecken fest, dass er eine Feldflasche vergessen hatte.
Dann sah er nahe der Biegung einen Schwarzen unter einem Baum sitzen. Ausgerechnet, der einzige Mann auf der Straße, und der hatte bestimmt kein Wasser dabei. Heute war sein Pechtag. Der Schwarze winkte, und Freddy erkannte Juno.
»Was machst du hier?«, fragte er freundlich.
»Wegen Pferd gekommen. Boss sagt, eins behalten, eins ich mitnehmen.«
Er wollte nach dem Zaumzeug greifen, doch Freddy zog es weg. »Nein, das wirst du nicht. Hau ab, die Pferde gehören jetzt mir.«
Juno war verwirrt. »Boss sagt, eins zurückbringen.«
Freddy gab einen Schnalzlaut von sich, worauf sich beide Tiere langsam in Bewegung setzten.
Juno ließ sich nicht entmutigen. Er rannte ihnen nach, packte die Mähne des Ersatzpferdes, sprang auf dessen Rücken, entriss Freddy die Zügel und wendete das Pferd. Freddy brüllte los und konnte mit Mühe sein Tier ebenfalls wenden, doch Juno war schon
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