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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Kronanwalts, man bedarf meiner Dienste nicht länger. Dabei bin ich Oberrichter!«
            »Damit habe ich nichts zu tun!«
            »Ach, nein? Er teilt mir mit, dass ich mich womöglich einem Verfahren durch den Kolonialminister stellen muss, weil ich meine Zuständigkeit überschritten habe. ›In Sachen der Todesstrafe gegen einen gewissen Matthew O’Neill, der sich in Haft befand.‹ Und du meinst, du hättest nichts damit zu tun?«
            Er stürmte ins Zimmer und drehte sich um. »Glaub ja nicht, dass ich mit meiner Meinung hinter dem Berg halte. Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen und werde umgehend Berufung einlegen.«
            Sholtos Frau Cora, eine stramme Brünette, trat aus dem Schlafraum. Sie trug noch ihr Nachtgewand.
            »Was ist los?«, rief sie.
            »Nichts, Liebling.« Sholto küsste sie rasch auf die Wange und schob sie beiseite, weil Grover begehrliche Blicke auf ihren üppigen Busen warf.
            »Das hörte sich aber ganz anders an«, meinte sie schmollend. »Was ist denn los, mein Lieber?«
            Pellingham wurde heiß, als er sie in dem losen, beinahe durchsichtigen Nachtgewand sah. Er war verrückt nach ihr gewesen, seit Sholto sie vom Brautschiff geholt hatte.
            »Man hat mich gefeuert! Aber das lasse ich nicht zu. Ich bin hergekommen, damit Sholto sich für mich einsetzt.«
            Sie war erstaunt. »Weshalb denn gefeuert?«
            Er zwang sich zu lächeln. »Unser feiger Kronanwalt hat die Hosen voll, weil er einen kritischen Brief aus London erhalten hat. Also lässt er es an mir aus. Sowie jemand im Innenministerium niest, geht er in Deckung.«
            »Was interessiert es die Leute in London?«, meinte Sholto. Er wollte mit der Sache nichts zu tun haben, der Oberste Gerichtshof ging ihn nichts an.
            »Anscheinend hat jemand, der meinen Ruf ruinieren will, dem Innenministerium sämtliche Einzelheiten zukommen lassen. Und auch erwähnt, dass ich vor der Hinrichtung die Petition nicht bearbeitet habe.«
            »Welche Petition?«
            »Herrgott, Sholto, die öffentliche Petition, nach der man O’Neills Leben schonen sollte. Sie war an den Vizegouverneur gerichtet, der sie an den Kronanwalt weitergeleitet hat, der sie wiederum nicht an mich geschickt hat, sodass die Hinrichtung vollzogen wurde. Nun soll ich der Sündenbock sein, dabei habe ich nur meine Arbeit getan. Du hast mir auch kein Wort davon gesagt, und jetzt werde ich rausgeworfen, während du ungeschoren davonkommst.«
            »Das tut mir Leid, aber was erwartest du von mir?«
            »Du sollst aussagen, dass ich nichts von der Strafe wusste, die du gegen ihn verhängt hattest.«
            »Welche Strafe denn?«, warf Cora ein.
            Sholto sah sie lächelnd an. »Warum ziehst du dich nicht an, Liebes, dann kannst du gleich ein wenig durch Hobart bummeln.«
            »Schenkst du mir eine neue Haube?«
            »Wenn du eine findest, die auf deinen hübschen Kopf passt«, flötete er und sah ihr seufzend nach. »Ist sie nicht reizend? Sie hat im Varieté getanzt. Ich hätte sie gern mal als Waldnymphe gesehen.«
            So sehr Grover wünschte, dieses Erlebnis mit ihm geteilt zu haben, lag ihm nun Dringenderes auf der Seele.
            »Ich verlange deine Aussage, und zwar sofort.«
            »Was soll ich denn sagen?«
            »Dass ich nichts von der Strafe wusste.«
            »Hast du aber. Ich habe die Auspeitschung angeordnet und ihn wegen des anderen Anklagepunkts an dich überwiesen.«
            »Davon hatte ich keine Ahnung!«
            »Und ob. Mach dich nicht lächerlich, Grover, du warst bestens im Bilde. Wir haben uns beim Abendessen darüber unterhalten.«
            »Nein. Ich habe es erst aus der Zeitung erfahren, du Idiot. Du hast zu O’Neill gesagt – und das kannst du nicht bestreiten, es steht in den Akten: ›Zuerst kriegst du hundert Hiebe, dann schickt man dich zum Obersten Gericht, wo du für schuldig befunden, noch einmal ausgepeitscht und zweifellos gehängt wirst.‹ Diese Worte sind in deinem eigenen Gerichtssaal gefallen. Ich dachte, das ganze Theater sei längst vorbei, und nun fängt es von vorn an.«
            Sholto grinste höhnisch. »Man hat mich wohl falsch zitiert, das habe ich so nie gesagt. Aber lass uns eines

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