Insel der glühenden Sonne
Sie was! Die dürfen mich nicht so behandeln. Wissen Sie eigentlich, wer ich bin?«
»Nur zu gut, Missus. Und jetzt kommen Sie schnell mit.« Er nahm ihre Hand und zog sie in einen Laden, führte sie zur Hintertür und wollte sie auf die Straße schieben, doch Cora wehrte sich.
»So kann ich nicht hinausgehen. Besorgen Sie mir ein Zimmer, in dem ich warten kann, und eine Droschke, die mich zurück zum George Hotel bringt.«
»Hier kommen keine Droschken vorbei. Wir gehen jetzt die Treppe hinunter zum Hafen und lassen jemanden kommen.«
Cora war so wütend, dass sie ihn am liebsten ebenfalls geschlagen hätte. Er hätte die Hure auf der Stelle verhaften müssen!
»Warten Sie ab, bis mein Mann davon erfährt«, drohte sie ihm.
Sie setzte sich auf die Treppe und weigerte sich weiterzugehen, bis der Wachtmeister ihr eine Droschke besorgte. Dann ließ er vier Sträflinge als Schutz kommen, die sie zur Droschke begleiteten.
Der Fahrer war nicht begeistert von ihrem Aussehen. »Hat sie Geld?«, fragte er den Wachtmeister.
Hugh Merritt, der Inhaber des frisch renovierten George Hotels, stand vor seinem stolzen Etablissement und plauderte mit den Vorbeigehenden, was er nicht unbedingt zum Vergnügen tat, sondern um sein Haus vor ungebetenen Gästen zu schützen.
Leider war er gerade hineingegangen, als die Droschke mit Mrs. Matson anhielt, und kam soeben wieder auf seinen Posten, als sie ausstieg, stolperte und hinfiel.
Hugh hielt die zerrupfte Frau für betrunken und war kurz davor, sie von seiner Tür zu verweisen, als ein elegant gekleideter Herr vortrat, das Gelächter um sich herum ignorierte und Cora auf die Füße half.
»Mr. Merritt, brauchen Sie vielleicht einen Portier?«, fragte der Fremde.
Hugh musterte ihn. »Kann schon sein. Kommen Sie rein.«
»Diese Frau war in eine Schlägerei verwickelt«, erklärte der Kutscher, der ihnen ins Hotel gefolgt war. Und zu Hugh: »Sie sollte besser nicht mehr auf die Straße gehen. Die Leute haben spitzgekriegt, wer sie ist.«
»Ich habe mich nicht geschlagen!«, kreischte sie und wollte den Kutscher attackieren. »Ich wurde von einer blöden Sträflingsschlampe angegriffen, und man hat mir die Geldbörse gestohlen. Und meine neue Haube! Jemand muss den Kutscher bezahlen. Übernehmen Sie das, Mr. Merritt? Mein Mann gibt es Ihnen zurück.«
»Gewiss, Madam.«
Sie stand kurz vor einem hysterischen Anfall und ihre Geschichte sprudelte nur so heraus. Schließlich gelang es Hugh, sie einem Hausmädchen zu übergeben, das sie nach oben in ihre Suite führte.
Seine Frau kam gerade rechtzeitig aus dem Speisesaal, um noch einen Blick auf die tobende Cora zu werfen.
»Du lieber Himmel, was ist denn mir ihr passiert?«
Hugh schüttelte den Kopf. »Mir war von Anfang an nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie hier wohnen. Der Feind ist unter uns, meine Liebe.«
»Wieso?«
»Weil Matson und ein anderer Richter vor drei Jahren einen Mann zu zweihundert Peitschenhieben verurteilt haben, obwohl man ihn ohnehin gehängt hätte.«
»Wie furchtbar!«
»Und ob. Die Kolonie hat es ihnen sehr übel genommen, aber der Gouverneur und die Verwaltung haben nichts dagegen unternommen. Dennoch wollen viele Leute die Sache nicht ruhen lassen. Beide Richter befinden sich zurzeit in der Stadt, daher hatte ich mit Problemen gerechnet.«
Er wandte sich wieder an den Fremden. »Und wie ist Ihr Name?«
»Claude, Sir, Claude Plunkett.«
Sholto war nicht in der Stimmung, sich die Klagen seiner Frau anzuhören. Er war nach Hobart gekommen, um der alljährlichen Richtertagung unter Vorsitz des Kronanwalts beizuwohnen, fand aber nur einen Sekretär in dessen Büro vor.
»Das Treffen wurde verschoben. Der Kronanwalt befindet sich zurzeit in Sydney.«
Sholto tobte. Freiwillig hätte er nie den weiten Weg nach Hobart unternommen. Letztes Jahr hatte ihn der Kronanwalt sogar recht schäbig abgefertigt und ihn von einem Bankett ausgeschlossen, das zum Abschluss der Tagung im George Hotel stattfand. Er hatte nicht gewagt zu fragen, weshalb er nicht
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