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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Die Aufseher zogen sich zurück und wurden umgehend zu Major Farraday, dem Kommandanten von Port Arthur, zitiert, der sich zufällig an Bord befand.
            »Wer war das?«
            »Der Sträfling Forbes, Sir.«
            »Gute Stimme. Den merke ich mir.«
             
            »Na los, Jungs, wir werden ausgekippt«, rief Singer, als die Klappe aufging und alle an Deck gezerrt wurden. Sie mussten sich in einer Reihe am Landesteg aufstellen.
            »In Reihe, Marsch«, rief ein Wärter. »Das gilt hier immer.«
            Von dem Moment an, in dem sie aus dem Laderaum stiegen, begann Singer alles genau zu beobachten. Er marschierte in der Reihe, registrierte aber jede Einzelheit in seiner Umgebung, vermaß sie geradezu mit den Augen. Sie waren in einer kleinen Bucht an Land gegangen, zur Linken lag die Landspitze, zur Rechten gerodetes Land, auf dem gerade gebaut wurde. Vor ihm ging der Hafen in ein Dorf über, das an einem sanften Hang gelegen war. Überall herrschte geschäftiges Treiben – es wurde geschleppt, gezogen, getragen, manche Männer waren frei, andere in Eisen, und er vermutete, dass es dabei eine gewisse Hackordnung gab. Zu seiner Rechten ragte das Gefängnis empor, von dem er schon so viel gehört hatte.
            Vier Männer waren wie Ponys vor einen Wagen gespannt, er sah ihnen im Vorbeigehen ins Gesicht, erkannte aber niemanden.
            Plötzlich sank einer von ihnen zu Boden, das Gesicht grau vor Schmerz, und seine Kameraden zogen ihn an dem Geschirr, das er trug, auf die Füße. Sie legten ihn über eine Querstange, damit es aussah, als täte er seine Arbeit, während die Füße in Wirklichkeit über den Boden schleiften.
            Singer fand es interessant, dass recht wenige uniformierte Aufseher zugegen waren, was darauf schließen ließ, dass auch vertrauenswürdige Sträflinge, so genannte Kalfakter, diese Aufgabe übernahmen.
            Sie marschierten rasch eine Seitenstraße entlang, die von Läden gesäumt war, und um eine Ecke bis zu einer Eingangshalle, wo man sie vermutlich einteilen würde. Singer las sich die zahlreichen Vorschriften durch, die an den Wänden ausgehängt waren.
            »Nett, was?«, meinte ein junger Bursche leise, worauf Singer nur knurrte.
            Natürlich war es nett hier, wie überall an diesem sonnigen Tag auf dieser wunderschönen Insel. Port Arthur sah aus wie ein hübsches englisches Dorf mit grünen Wiesen und bunten Blumen, das vom blauen Meer umgeben war. Dennoch war es ein Gefängnis, das er mit keinem Wort zu loben gedachte. Es hieß, auch die berüchtigte Sträflingsinsel Norfolk Island im Pazifik sei landschaftlich schön und zugleich ein Ort des Grauens.
            »Wir werden sehen«, murmelte er.
            »Ruhe«, dröhnte eine Stimme. »Ich bin Polizeichef Toohill. Ihr seid der letzte Abschaum. Ihr werdet genau das tun, was man euch sagt – oder die Folgen tragen. Alle werden arbeiten, die Faulen werden bestraft, die Fleißigen befördert. Dienst ist von halb sieben bis fünf, und es gibt keine Erholungspausen. Ungehorsam, Aufruhr oder Missverhalten werden mit der Peitsche bestraft. Wer sich am schlechtesten benimmt, tut die schwerste Arbeit, und zwar in Ketten. Die meisten werden zuerst in Schlafsälen übernachten, bevor sich entscheidet, wer auf- und wer absteigt.«
            Mehrere Aufseher lachten.
            »Wer kein Gelb trägt, geht zum Ende der Baracke, zieht sich aus und stellt sich für neue Kleidung an. Die anderen bleiben hier.«
            Bei dieser Einteilung wurden Gewalttäter von den übrigen getrennt. Als Singer merkte, was vorging, marschierte er zu dem Beamten zurück, der die Einteilung vorgenommen hatte. »Mit Verlaub, aber ich bin nicht gewalttätig. Ich gehöre nicht zu diesen Schlägern.«
            »Name?«
            »Forbes, J.«
            Der Beamte blätterte. »Du wurdest wegen tätlichen Angriffs verurteilt. Zurück ins Glied.«
            »Aber ich habe nur …«
            Ein Schlagstock traf ihn zwischen den Schulterblättern, und er taumelte zurück in die Reihe, begleitet vom Gelächter seiner Mitgefangenen.
            »Ein guter Anfang«, rief einer, worauf ihm der Aufseher ebenfalls eins mit dem Schlagstock verpasste.
            »Gott steh uns bei«, murmelte Singer, »das ist ja Bull Harris.«
            »Wer?«, flüsterte

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