Insel der glühenden Sonne
degradiert?«
Turnbull seufzte ungeduldig. »Ja.«
»Das ist an sich schon ungerecht, aber nach Port Arthur werde ich nicht gehen. Das ist eine berufliche Sackgasse.«
»Dann nehme ich gern Ihre Kündigung entgegen. Und glauben Sie mir, eine andere Position in der Regierung wird Ihnen nicht offen stehen. Die Öffentlichkeit muss sehen, dass wir aktiv geworden sind. Also Port Arthur?«
Sholto rutschte unglücklich auf seinem Stuhl herum und suchte nach einem Ausweg, musste aber klein beigeben. »Mir bleibt wohl keine Wahl.«
»Und?«
Er spürte, wie er vor Zorn rot anlief. Sie machten ihn zum Sündenbock und prahlten auch noch damit. Aber er würde bald einen Ausweg ersinnen. »Na schön«, murmelte er.
»Gut.« Turnbull lächelte aalglatt.
Draußen schlug Sholto den Kragen hoch und zog sich den Hut ins Gesicht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass die Wogen in Hobart noch so hoch schlugen, und war nun mehr als nervös.
»Dir ist völlig egal, was mit mir passiert ist«, keifte Cora im Hotel. »Dieser Mob hätte mich glatt zu Tode trampeln können, und du hörst mir nicht mal zu. Sitzt einfach da und kaust auf den Nägeln. Ich will nach Hause. Ich hasse diese Stadt.«
»Da stimme ich dir zu, meine Liebe. Ich bin empört, dass man dich angegriffen hat, wir bleiben keine Minute länger als unbedingt nötig.«
Cora sah ihn überrascht an. »Ehrlich?«
»Natürlich. Ich frage nach, wann die nächste Kutsche geht. In Port Arthur sind wir ohnehin viel sicherer, dort herrschen wenigstens noch Zucht und Ordnung unter den Gefangenen.«
Sie sah ihn mit offenem Mund an. »Was redest du da?«
»Man hat mich nach Port Arthur versetzt. Wir ziehen um.«
»Und ich soll mein schönes neues Haus verlassen? Niemals!«
»Die Entscheidung steht fest, außerdem ist es ganz hübsch dort.«
»Hat das mit der Sache zu tun, derentwegen du mit Grover gestritten hast?«
»Natürlich nicht, Liebes!«
Cora ging stirnrunzelnd ins Schlafzimmer und sah aus dem Fenster. Sie hatte vorhin mitgehört. Sicher, es klang nicht gut, was die beiden getan hatten, doch waren solche Vorkommnisse in der Kolonie nichts Neues, und es ging sie auch gar nichts an. Dennoch ahnte sie, dass die Vergangenheit ihren Mann einzuholen drohte.
Vermutlich hatten die Schlampen sie deswegen angegriffen. Dank Sholto war sie zur Zielscheibe geworden und würde nun auch noch ihr Haus verlieren. Verdammt, es war höchste Zeit, ihn loszuwerden.
Grover Pellingham zog sich in sein zweistöckiges Herrenhaus in Sandy Bay zurück. Es besaß sogar einen Aussichtsturm, von dem aus er die Bucht und die umliegende Landschaft überblicken konnte.
Als das ganze Theater begonnen hatte und überall in der Stadt Unterschriften für O’Neill gesammelt wurden, war seine Frau von Freunden nach Coventry geschickt worden. Es entsetzte sie, dass es so weit gekommen war und man ihrem Mann überall die kalte Schulter zeigte.
Obwohl er ihr versprochen hatte, dass dieser Zustand nur vorübergehend sei, und darauf bestand, er habe sich bei der Verurteilung nur an die Gesetze gehalten, war Marigold letztlich mit ihrem Sohn zu ihrer Familie nach Manchester heimgekehrt, was ihren Mann jedoch nicht allzu traurig gestimmt hatte.
Zwar hatte er auch sein Land und seine Stelle verloren, doch Marigolds ständiges Gejammer war ihm auf die Nerven gegangen, und ihre Verschwendungssucht hatte ihn schon lange gestört. Sie hatte damals darauf bestanden, dass er das Grundstück an der Bucht kaufte, obwohl er es eigentlich für wertlos, weil zu abgelegen, hielt.
Sie hatte einen Architekten beauftragt, ohne sich um Grovers Bedenken wegen der Kosten zu kümmern, und ihn daran erinnert, dass Sträflinge billig kamen, wobei sie die wachsenden Rechnungen für Baumaterial und Möbel schlichtweg ignorierte.
Als sie schließlich ihr Domizil bezogen, konnte Grover nur staunen. Er war in den engen Straßen von Manchester aufgewachsen und hatte sich nie träumen lassen, einmal in einem so prächtigen Haus zu wohnen. Er liebte es, pflegte es und nannte es seine Zuflucht. Leider wuchsen ihm die Kosten über
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