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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Hungerlohn dafür zahlten.
            Er sagte ihnen laut und deutlich, dass er sie liebte, bezweifelte aber, dass sie noch irgendetwas für ihn empfanden.
            Als er fertig war, schmerzte sein Hals, aber es ging ihm besser. Das Wort Liebe hatte ihn an Penn erinnert.
            Das Mädchen, das er liebte. Und hasste. Besser, er dachte vorerst nicht an sie. Er hatte genügend andere Sorgen, zum Beispiel die Arbeit im Steinbruch, in einer Hölle, in der man die Männer mit der Peitsche zur Arbeit antrieb, bis sie umfielen.
            Das war Unrecht, was er natürlich offen ausgesprochen hatte. Er hatte die Bosse beschworen, über ihr Tun nachzudenken, doch niemand wollte ihm zuhören. Schließlich hatte er von seinen Rechten laut Vorschrift 46 Gebrauch gemacht: »Falls ein Sträfling der Ansicht ist, dass ein Befehl einen Schaden für ihn bedeutet, muss er zwar gehorchen, darf aber nachträglich beim Kommandanten Beschwerde einlegen.«
            Also hatte er sich beim Steinbruchaufseher darüber beschwert, dass die Lasten zu schwer seien, was ihm Fußketten einbrachte.
            Sobald er von anderen Gefangenen, die gerade schreiben lernten, Papier und Schreibzeug geschnorrt hatte, setzte Angus eine offizielle Beschwerde an den Kommandanten auf, in der er darauf hinwies, dass man durch eine gerechtere Behandlung auch die um sich greifende Bestechung vermindern könne.
            Angus war nicht naiv. Er hatte lange genug als Sträfling gelebt, um zu wissen, dass er es bitter bereuen würde, wenn er sich offiziell an den Kommandanten wandte, und rechnete mit einem kurzen Prozess. Andererseits wusste er, dass die Verwaltungsbeamten nur ungern die Post des Kommandanten unterschlagen würden, und hoffte aufrichtig, dass sein Schreiben in die richtigen Hände geriet.
            Anscheinend gelangte es jedoch nur zu Polizeichef Toohill, der ihm Insubordination vorwarf und behauptete, Angus habe ihn beim Verhör angegriffen. Der Richter verurteilte ihn zu vierzig Peitschenhieben.
            Zurück im Steinbruch verbreitete Angus die Geschichte, Toohill habe sein Schreiben an den Kommandanten gestohlen und vernichtet. Niemand war überrascht. Er hoffte, dass vielleicht ein Offizier davon hören und etwas unternehmen würde. Man wusste nie, wer in dieser eng geknüpften Gemeinschaft mithörte.
            Jancy hielt den Plan für Wahnsinn. »Für Dickköpfe wie dich gibt es eine Insel im Pazifik«, sagte er. »Halt lieber den Mund.«
            Zwei Dinge zählten in seiner engen Zelle: körperliche Betätigung und geistige Beweglichkeit. Trotz aller Bemühungen konnte er nicht nachhalten, welcher Tag gerade war, und genoss die Ruhe mehr als das Laufen auf der Stelle.
            Doch die Ruhe weckte auch die unerwünschten Gedanken, Selbstzweifel und das Eingeständnis, dass er als Kämpfer für bessere Lebensbedingungen weder zu Hause noch hier großen Erfolg gehabt hatte. Er stellte sogar seine eigenen Motive in Frage.
            Nach der ersten Auspeitschung – damals hatte er gegen die kaltblütige Erschießung von Schwarzen protestiert – hatte er sich noch gesagt, es sei die Schmerzen wert gewesen. Doch nun meldete sich eine Stimme in seinem Inneren, die behauptete, nichts auf der Welt sei es wert, sich den Rücken zu Brei peitschen zu lassen, und das sogar zweimal. Aber seine Proteste hatten nichts gebracht.
            Nach dem Auspeitschen hatten ihn die Aufseher zur Zielscheibe erkoren, bis Angus mit den Fäusten auf einen von ihnen losgegangen war, worauf ihn der Richter in Dunkelhaft schickte.
            »Du wirst es nie lernen«, drängte die innere Stimme. »Deine Mutter hat es gleich gewusst. Wenn sie dich jetzt sehen könnte, würde sie sagen, es geschieht dir recht. Sieh dich an, würde sie sagen. Du bist eine Schande für die Familie. Nicht wert, den Namen McLeod zu tragen. Was würden die Leute in der Kirche sagen, wenn sie dich nackt in der Zelle sehen könnten, wie ein Tier. Wegen eines Verbrechens, über das wir hoffentlich nie Näheres erfahren werden.«
            Angus weinte.
            Man brachte ihm Brot und Wasser, und er rief dem unsichtbaren Boten zu: »Welchen Tag haben wir heute?«
            Doch es kam keine Antwort, und er fiel gierig über das Essen her.
            Dann wanderten seine Gedanken wieder zu Penn. Was war geschehen? Seine Erinnerung verschwamm. Er sah seinen Vater, der

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