Insel der glühenden Sonne
gepflegt. Auf der Weide daneben grasten Schafe, und die bestellten Felder erstreckten sich bis in die Ferne. Alles in allem machte das Anwesen einen guten Eindruck. Und wenn es zurzeit rote Zahlen schrieb, würde das den Preis noch drücken.
Mehr brauchte er nicht zu wissen. Er hatte die Farm gesehen und konnte Harris Bericht erstatten.
»Behaltet Forbes im Auge«, warnte Harris die anderen Kalfakter und Vorarbeiter, »er ist gefährlich. Kehrt ihm nicht den Rücken zu, er fällt sofort über euch her.«
Er begriff allerdings nicht, dass er durch seine Hinweise auch Leute auf Forbes aufmerksam machte, die ihm selbst nicht wohl gesinnt waren. Sie erlebten Forbes als sanften Kerl, wenn auch mit scharfer Zunge, der seine Arbeit anständig erledigte. Sie waren der Ansicht, dass Forbes, vielen auch als Singer bekannt, fleißig war und manchmal unglaubliche Dinge von sich gab, über die sie unwillkürlich lachen mussten.
Und genau das zählte: Singer amüsierte seine Kameraden und Vorarbeiter. Niemand entging seinem Spott, doch sie genossen es, wenn er sich über die großen Bosse, die Regimentsoffiziere und ihre Frauen lustig machte.
Dann erinnerte sich jemand an Harris’ Warnung und erkundigte sich bei Forbes, ob dieser den Kalfakter kenne.
»Harris? Sicher doch. Und seinen Vater auch. Hab ihn im Londoner Zoo mit Bananen gefüttert.«
Manchmal baten sie ihn zu singen, doch er sagte zu Jancy: »Ich bin hier, weil ich einen Prediger geschubst habe. Das ist ungerecht. Ich hätte ihm lieber die Visage polieren sollen. Auf dem Boot hierher habe ich den letzten Ton gesungen. Ich protestiere, indem ich nicht mehr singe. Hier ist kein Platz für Musik. Sie bringen uns mit der schweren Arbeit um, jeden Tag kippen Männer tot aus ihren Stiefeln. Ich kann nur versuchen, aufrecht zu gehen und bei Verstand zu bleiben.«
Jancy nickte. Er war zehn Jahre älter als Forbes und wusste, dass er nicht mehr lange Eisenbahnschwellen zurechtsägen konnte, war aber zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilt. In Hobart hatte er bei einem Fluchtversuch einen Aufseher getötet und spielte mit dem Gedanken, es nun, da er keine Fußketten mehr trug, noch einmal zu wagen. Das Sägen war eine der wenigen Arbeiten, die man nicht in Ketten erledigen konnte, doch bislang waren alle Fluchtversuche gescheitert, die Männer ertrunken oder gefasst oder von Haien gefressen. Aber mit etwas Glück ergab sich vielleicht doch eine Möglichkeit.
Der arme Lester hatte eine Pechsträhne. Als Toohill zurückkehrte, brachte er nur schlechte Neuigkeiten. Seine Erkundigungen hatten ergeben, dass die Pinewoods Farm in der Tat ein Verlustgeschäft war. Josie konnte ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen.
»Sieht auch ziemlich heruntergekommen aus«, fügte er noch hinzu. »Ich empfehle dir, sie zu verkaufen. Nimm, was du kriegen kannst, und bring es zur Bank, bis du hier rauskommst.«
»Ich werde es mir überlegen«, sagte Lester niedergeschlagen. »Danke, Sir.«
»Gib mir Bescheid, wenn du deine Meinung änderst. Wir helfen gern, wenn es geht.« Er nestelte an den silbernen Knöpfen seines Uniformrocks und schaute an Harris vorbei. »Schönen Rinderrücken hast du da. Sei so nett und schick ihn an meine Frau.«
»Wird gemacht, Sir.«
Lester war noch wütender als zuvor. Josie trug an allem die Schuld, sie hatte die Farm heruntergewirtschaftet. Egal, er würde trotzdem nicht verkaufen, eine Farm bedeutete Landbesitz, und Land war Geld. Wenn er seine Zeit abgesessen hatte, würde er sie selbst bestellen, Sträflinge anheuern und zu Höchstleistungen antreiben. Warum also grübeln? Es würde keinen Verkauf geben, und wenn Josie und das Mädchen zu dumm waren, um genügend Nahrungsmittel für sie zu erwirtschaften, sollten sie doch verhungern.
Toohill war ebenfalls ein Idiot, ein Musterbeispiel für die Narren, die diese Siedlung verwalteten.
Als er am Nachmittag die Metzgerei schloss, entdeckte Lester Singer Forbes in einer Reihe Kettensträflinge, die von der Arbeit heimkehrten. »Jetzt bist du nicht mehr so schlau, was?«, rief er ihm zu.
Es kam keine Reaktion. Forbes blickte durch ihn hindurch, als hätte er kein Wort gehört, ihn nicht einmal
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