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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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eindrucksvollen Kirche vorbei. Daneben stand ein hübsches Haus mit umlaufender Veranda und einem gepflegten Garten.
            »Wohnt dort der Kommandant?«
            »Nein, der hat ein schöneres Haus oben auf dem Hügel beim Signalturm. Da besuchen ihn die wichtigen Leute.«
            »Haben die ein Glück.« Angus nahm seine Umgebung in sich auf, die Hauptküche und die Metzgerei, die Unterkünfte der Zivilbeschäftigten und die Kaserne, die gleich neben dem Krankenhaus lag. Auf dieser Straße war er noch nie gewesen.
            »Was sind das da drüben für Gebäude?«
            »Sträflingsbaracken, Krankenrevier, Irrenhaus – das mit dem hohen Zaun drum herum.«
            Der zweistöckige Ziegelbau des Krankenhauses lag an einem grünen Hang und hatte hohe Bogengänge, die Angus an ein Kloster erinnerten. Das Dach war mit Türmchen verziert, und er dachte sich, was für einen herrlichen Blick man von dort oben haben musste.
            Dennoch fürchtete er sich vor Krankenhäusern und zögerte, als man ihn zum Eingang führte. »Muss ich da wirklich rein? Warum bringen Sie mich nicht ins Krankenrevier?«
            »Weil du Fieber hast. Die Vorschriften sagen, wer Fieber hat, muss ins Krankenhaus, könnte ansteckend sein. Und der Zahndoktor ist auch da drin. Na los, kriegst auch was zu futtern.«
            »Kann ich gebrauchen.« Er hatte sich beinahe an die scharfen Stiche in seinem leeren Magen gewöhnt, doch der Fußmarsch hatte ihm die letzte Kraft geraubt. Plötzlich wurde ihm schwindlig, er sank auf die Knie.
            Man trug ihn zu einem Bett in einem lang gestreckten Schlafsaal, und Angus wurde klar, dass sich ein Kreis schloss. Er fühlte sich genauso schwach und krank wie an dem Tag, als man ihn von der Veritas an Land geschafft hatte.
            »Er hat Hunger, habt ihr was zu essen für ihn?«, fragte der Aufseher einen Kalfakter, der als Pfleger arbeitete. »Er war im Loch.«
            »Zu spät, die Küche ist zu.«
             
            Allmählich bekam George Smith ein Gefühl für den Ort. In Port Arthur befanden sich über tausend Sträflinge, sodass es ihn nicht verwunderte, wenn er Bekannte traf, doch die meisten brachten sein vernarbtes Gesicht nicht mit dem George Smith von früher in Verbindung. Bull Harris gehörte auch zu ihnen, worüber er nicht traurig war. Angus McLeod hatte er mal gesehen, ohne dass sich eine Gelegenheit zum Gespräch bot.
            Bei seiner Ankunft hatte man ihn umgehend ins Krankenhaus gebracht, weil er an Durchfall und den noch immer eiternden Brandwunden litt.
            Die Oberin legte umgehend Beschwerde ein, weil man ihn in diesem Zustand nach Port Arthur geschickt hatte, und tat ihr Bestes für ihn. Nach wenigen Tagen sprach sie ihn persönlich an.
            »Wie geht es denn so, George?«
            »Wirklich gut«, erwiderte er lächelnd. Schwester und Pfleger hatten ihn gelobt, weil er sich trotz seiner Schmerzen nie beklagte. »Wirklich gut« war zu einer Standardantwort geworden.
            Sie ließ ihn ein paar Tage länger bleiben, weil sie wusste, dass man einen Mann seiner Statur sofort zur Zwangsarbeit schicken würde.
            Sein Verbrechen lautete auf Fluchtversuch, weil er sich nicht unter der korrekten Adresse aufgehalten hatte, und da er es in der Kolonie begangen hatte, galt er automatisch als Wiederholungstäter, der mindestens zwei Jahre in Port Arthur würde büßen müssen. Bei seiner Entlassung aus dem Krankenhaus stufte man ihn als nicht gewalttätig ein und gab ihm eine eigene Zelle in Baracke D, was eine wirkliche Erleichterung bedeutete.
            Die Zellen waren besser gepflegt als in Hobart, und er lebte sich rasch ein. Er wusste, dass Jammern nichts nutzte.
            Im Speisesaal hatte er Freunde gefunden und die Witzbolde abgeschreckt, die ihn wegen seiner Entstellung für geistesschwach hielten und dumme Scherze machten.
            In den ersten beiden Wochen rodete er Land am Rande der Strafkolonie, danach teilte man ihn zum Holzfällen im Landesinneren ein. Die Bosse sagten, die Arbeit sei wichtig, sie würden die markierten Bäume fällen, die fürs Sägewerk bestimmt waren.
            George und seine Kameraden stellten sich am Morgen zum Abmarsch auf, wobei einer flüsterte, man solle dafür sorgen, dass das Holz splitterte, damit es den Bossen kein Geld mehr

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