Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
hinter ihm geschlossen hatte, nahm er seine Landkarte heraus und versuchte, die Entfernung zwischen dem kleinen Hafen und der Spitze der Halbinsel einzuschätzen, auf der Port Arthur lag. Bislang waren Leute, die Gefangenen bei der Flucht helfen wollten, immer von der Mündung des Derwent aus gestartet und hatten versucht, die vorgelagerten Inseln zu umschiffen und in die Storm Bay hinaus zu gelangen.
            Kein Wunder, dass sie gescheitert waren, dachte er. Einige waren ertrunken, andere hatte man verhaftet, bevor sie sie sich der Sträflingssiedlung auch nur nähern konnten.
            Vermutlich waren viele von ihnen selbst in der Kolonie gelandet. Er würde alles versuchen, um George zu befreien, aber ohne unvernünftige Risiken einzugehen. Diese Expedition war lediglich dazu gedacht, die Möglichkeiten zu erforschen, sich mit der Küste und dem Terrain vertraut zu machen. Die Landkarte diente nur als Grundlage, die Unwägbarkeiten wie Sümpfe und unüberwindliche Klippen musste er selbst entdecken.
            Bislang war das Land flach, doch der Busch stellte ein schwieriges Hindernis dar, das ohne Axt und harte Arbeit kaum zu bewältigen war. Andererseits gab es vielleicht Wege, die Fischer oder Eingeborene gebahnt hatten.
            Nachdem er sich mit gebratenem Fisch und einem Glas Cider gestärkt hatte, unternahm er einen Spaziergang am Meer entlang und erkannte, dass man Port Arthur von hier aus in einem Ruderboot erreichen konnte. Ein noch besserer Ausgangspunkt wäre Dogdes Ferry, ein Fischerdorf weiter im Süden.
            Da sich harmlose Reisende nicht in ihren Zimmern verschanzten, begab er sich nach dem Spaziergang in die Hotelbar, in der sich bärtige Buschbewohner und die unvermeidlichen Uniformierten drängten.
            Er war kaum an die Theke getreten und hatte ein Ale bestellt, als ihm ein Offizier auf die Schulter klopfte.
            Willems Herz pochte heftig, doch es gelang ihm, ruhig zu bleiben, als eine dröhnende Stimme ertönte: »Mr. Rothery, Sie sind nicht zufällig mit Colonel Rothery von den Royal Engineers verwandt?«
            »Sie meinen James Rothery?«
            »Ja!«
            »Das ist mein Vater, Sir.«
            »Na wunderbar, prima Bursche. Enger Freund meines verstorbenen Herrn Papa, der immer nur gut von ihm gesprochen hat. Darf ich Sie zu einem Glas einladen? Was nehmen Sie? Ale? Sehr schön.«
            Er stellte sich als Major Neville Gilpin vor, und Willem war plötzlich von sieben reichlich angetrunkenen Offizieren umgeben, die bester Laune waren, weil einer von ihnen sich mit einem Mädchen aus dem Ort verlobt hatte, das eine ansehnliche Mitgift in die Ehe brachte.
            Willem entschied, dass ihre Gesellschaft durchaus akzeptabel war, wenn er nicht auffallen wollte, und feierte ein wenig mit, bis er in einer Ecke des rauchgeschwängerten Raums ein bekanntes Gesicht entdeckte.
            Der Mann hatte filziges Haar und einen ungepflegten Bart, doch die Augen kamen ihm sehr vertraut vor. Willem sah mehrfach hinüber, aber der Bursche hatte sich zu seinen Kameraden umgedreht. Später sah Willem ihn dann in Richtung Ausgang gehen.
            Er erkannte ihn in dem Moment, als der Fremde einem Gast die Geldbörse aus der Tasche zog und damit durch die Hintertür verschwand.
            Willem entschuldigte sich rasch und folgte dem Dieb. Er konnte Freddy Hines gerade noch am Kragen packen, bevor sich dieser auf ein angebundenes Pferd schwang. »O nein, so nicht. Gib mir die Geldbörse!«
            »Welche Geldbörse?« Dann ging ein Strahlen über Freddys Gesicht. »Da hol mich doch einer, Willem! Was machst du denn hier?«
            »Das geht dich nichts an. Her mit der Börse!« Willem wusste, dass Fremde wie er bei einem Diebstahl meist als Erste verdächtigt wurden.
            Endlich konnte er Freddy, der sich bitterlich beklagte, die Börse entwinden und ließ ihn im Hof stehen. Drinnen tat er, als hätte er sie auf dem Boden gefunden, und erkundigte sich nach dem Besitzer.
            Der nahm sie dankbar entgegen und bot ihm einen Drink an, doch Willem kehrte zu seinen neuen Freunden zurück, die darüber lamentierten, dass sie noch zu einer Dinnerparty eingeladen waren und sich deshalb verabschieden müssten.
            »Auf morgen, Rothery«, sagte der Major. »Ich führe Sie herum. Kein übler Ort, hier gibt es einiges zu sehen.

Weitere Kostenlose Bücher