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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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her!«
            »Tut mir Leid, Captain, Forbes weigert sich zu singen. Aber ich habe einen Waliser mit einer sehr schönen Stimme gefunden.«
            »Hast du mich nicht gehört? Hol mir Forbes!«
            Um sich die Zeit zu vertreiben, ließ Biddle die sechzig Chorsänger antreten, prüfte ihre Größe und ordnete sie so an, dass die Größten in der letzten Reihe standen und die Kleinsten im Schneidersitz davorhockten wie auf einem Klassenporträt.
            Als er eine Anordnung gefunden hatte, die ihm gefiel, wies er den Chorleiter an, sich die Positionen zu notieren.
            »So soll es auch beim Konzert sein. Macht sich viel schöner so.«
            »Gewiss, Captain, aber im Sitzen kann man schlecht singen. Und ich habe die Männer bereits nach harmonischen Gesichtspunkten angeordnet. Anders geht es nicht.«
            Biddle schäumte. »Die stehen genau so, wie ich es sage, kapiert? Und jetzt ruft ihr eure Namen auf, damit euch der Chorleiter aufschreiben kann.«
            Er sah, wie sie bei Biddles Sabotageversuch grinsten, und stöhnte auf. Andererseits war es ihm egal. Wenn sich der Kommandant beschwerte, konnte er ihm Biddles Notizen vorlegen. Er zeichnete die Positionen ein und verzeichnete, um Biddles Dilettantismus noch zu unterstreichen, unter jedem Namen, welche Stimmlage der Mann hatte.
            Schließlich kamen einige Wachen, die Forbes die staubige Straße entlanggezerrt hatten.
            »Bist du Forbes?«, fragte der Captain aufgebracht.
            »Ja.«
            »Dann sing!«
            »Was?«
            »Egal!«
            Forbes sah auf Biddles glänzende Stiefel hinunter. »Schöne Stiefel haben Sie da. Sehen Sie meine an, da fallen schon die Sohlen ab.«
            »Das tut nichts zur Sache. Such dir ein Lied aus, ich will dich singen hören.«
            Forbes blickte zu den Chormitgliedern hinüber. »Hat einer von euch vielleicht eine Ersatzsohle?«
            Gelächter.
            Biddle hob die Reitpeitsche und bohrte Singer die Spitze in die Wange. »Das war ein Befehl.«
            Der Chorleiter sah Forbes kopfschüttelnd an.
            »Sicher doch. Also stellen wir das ein für alle Mal klar. Ich singe nicht. Suchen Sie sich einen anderen.«
            Biddle tobte. »Sträfling Forbes, los, vor an den Zaun, und sing eine Ballade, sonst lasse ich dich auspeitschen.«
            Die Wachen schoben Forbes vor den Zaun, wobei sie ihm zuflüsterten, er solle es gefälligst hinter sich bringen, doch er blieb eisern.
            Er wandte sich um und sah den Captain an.
            »Das ist doch lächerlich. Wenn Sie mich auspeitschen lassen, kann ich erst recht nicht singen. Haben Sie schon mal jemanden singen hören, dem man die Haut vom Rücken gerissen hatte?«
            »Das werden wir ja sehen!«, brüllte Biddle. »Kettet ihn an den Zaun und holt den Polizeichef. Während ich warte, würde ich gern die einstudierten Choräle hören, und zwar ohne einen falschen Ton.«
            Der Chorleiter griff nach seiner Stimmgabel und blickte in die grinsenden Gesichter seiner Sänger.
             
            Polizeichef Toohill hasste den wichtigtuerischen Captain, der glaubte, seine Position als Sekretär des Kommandanten erhebe ihn über alle anderen.
             
            Was fiel dem Bürokraten eigentlich ihn, ihn von Wachen herbeizitieren zu lassen?
            Als er auf der Wiese bei der Kirche erschien, auf der die Probe stattfand, beendete der Chor soeben eine jämmerliche Darbietung von »Führe mich, du sanftes Licht«. Biddle war der einzige Zuhörer.
            »Was ist hier los?«, fragte Toohill ohne jede Höflichkeit.
            »Der Gefangene Forbes verweigert hartnäckig einen Befehl.«
            »Und dafür muss ich mich herbemühen? Warum haben Sie ihn nicht einfach zu mir geschickt?«
            »Weil man ihn angewiesen hat, mit dem Chor zu singen, und er sich weigert. Fangen Sie mit vierzig Peitschenhieben an, vielleicht kommt er dann zur Vernunft.«
            »Das geht nicht, der Auspeitscher ist krank.«
            »Dann soll es jemand anders machen.«
            »Heute hat keiner Dienst«, erwiderte Toohill selbstzufrieden. »Und Sie können nicht immer um Hilfe rufen, wenn jemand den Befehl verweigert.«
           

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