Insel der glühenden Sonne
jetzt wird es ernst. Die Wachen warten sicher solange, nicht wahr?«
Sie antworteten mit einem Achselzucken.
»Nein«, erwiderte Singer entschlossen.
»Obwohl der Befehl vom Kommandanten kommt, müssen sie dich trotzdem einem Richter vorführen«, erklärte eine Wache, »damit es aussieht, als würde der Gerechtigkeit Genüge getan. Du hast noch Zeit, Kumpel, überleg es dir gut.«
Singer sagte nichts, bis man ihn in den kleinen Gerichtssaal führte, in dem sich vor allem Zivilisten drängten, die sich die Verhandlungen zum Vergnügen ansahen.
Verblüfft fand er sich Sean Shanahans Erzfeind, Richter Sholto Matson, gegenüber.
Als Matson ihn zu Einzelhaft verurteilte, »bis du Einsicht zeigst und einem direkten Befehl Folge leistest«, wandte Singer sich ans Publikum.
»Wissen Sie, wer dieser Mann ist?«, rief er und deutete auf Matson. »Er ist boshaft, eine Schande für das Gesetz. Ganz Hobart hat den Aufstand geprobt, als er Matt O’Neill vor dessen Hinrichtung noch foltern ließ.«
Matson wollte protestieren, die Wachen traten vor, doch Singer spürte, dass er das Interesse der Leute geweckt hatte. Vor allem die Frauen beugten sich vor und hörten aufmerksam zu.
»Es stimmt, das ist er, höchstpersönlich! Der verrückte Matson! Die Schande aller Gerichte!«
Als ihn die Wachen davonzerrten, brüllte er noch: »Kein Wunder, dass er hier ist! Die verstecken ihn in Port Arthur! Sie sind eine Schmach für die Justiz, Matson!«
Alles nahm eine neue Wendung, als Dr. Roberts ihn im Wachraum aufsuchte.
Die Gefangenen, die zu Einzelhaft verurteilt wurden, mussten vorher ärztlich untersucht werden, und Roberts erfüllte gerade seine Pflicht, als ihn Forbes fragte, ob er mit den Vorschriften vertraut sei.
»Ich denke schon. Hab sie gründlich gelesen.«
»Dann kennen Sie auch die Vorschriften bezüglich Insubordination?«
»Werden Sie dafür bestraft?«
»Ja. Ich will nicht für sie singen.«
»Singen?«
»Sie haben richtig gehört. Nur darf man einen Gefangenen nicht aus geringfügigen Gründen auspeitschen oder zu Einzelhaft verurteilen. Würden Sie mir zustimmen, dass Nichtsingen ein geringfügiger Grund ist? Wohl kaum ein Vergehen, das eine Strafe wie Einzelhaft rechtfertigt.«
Der Arzt war ratlos.
»Glauben Sie mir, die hätten mich glatt ausgepeitscht, aber der Polizeichef hat die Strafe aus eben diesem Grund abgelehnt. Er hat wörtlich gesagt, das Vergehen sei geringfügig. Aber sie haben ihn einfach ignoriert.«
Roberts hob die Hand. »Können wir noch einmal von vorn beginnen? Wer sind ›sie‹?«
»Der Kommandant und Captain Biddle. Sie haben wichtige Gäste und wollen ein Konzert für sie geben.«
»Ach so. Und dabei sollen Sie singen? Und haben sich geweigert?«
»Ja. Und da sie mich nicht auspeitschen konnten, haben sie einfach Matson eingeschaltet, diesen krummen Hund, der mich wunschgemäß zu Einzelhaft verurteilt hat.«
Der Arzt ließ sich die Sache besorgt durch den Kopf gehen und wies die Wachen an, Forbes an Ort und Stelle zu behalten, bis er zurückkehrte.
Allyn eilte ins Büro des Polizeichefs. Ihm war bewusst, dass er sich gegen den Kommandanten stellte, wenn er in dieser Sache aktiv wurde, und das war eigentlich gar nicht in seinem Sinn. Es war seine Aufgabe, sich um die Gesundheit der Sträflinge zu kümmern, nicht um die Rechtmäßigkeit ihrer Strafe.
Dennoch konnte er so etwas nicht dulden, obschon er bereit war, darüber hinwegzusehen, dass Matsons Vorgehen wieder einmal ungeheuerlich war. Er war ein bloßer Handlanger des Kommandanten und die Strafe völlig unangemessen.
Da Toohill nicht im Büro war, erläuterte er die Angelegenheit dem Sekretär.
»Kennen Sie die Situation des Sträflings Forbes?«
»Ist das der, der sich weigert zu singen?«, grinste der Mann. »Sicher doch.«
»Und hat der Polizeichef gesagt, dass eine Auspeitschung in diesem Fall nicht statthaft sei?«
»Hat er, Sir. Er sagte, das Vergehen sei zu geringfügig.«
Der
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