Insel der glühenden Sonne
Lebenslänglicher, der in der Kirche als Küster arbeitete, den Brief zusteckte. Es geschah so rasch, dass er sich fast verraten hatte, ihn dann aber schnell verbarg.
Also arbeitete Willem an einem Fluchtplan, der seinen Kirchenbesuch erforderte. Keine schlechte Gelegenheit. Da die Männer ihre Arbeit so häufig wechselten, konnte man nie wissen, wer wann wo eingesetzt wurde, doch die Kirche war ein guter Treffpunkt. Dennoch bereitete ihm die Vorstellung, von der Halbinsel entkommen zu müssen, Kopfzerbrechen, denn Willem konnte ihn zwar an einer vereinbarten Stelle abholen, aber kaum selbst in die Sträflingssiedlung vordringen.
Fluchtversuche waren vor allem bei Lebenslänglichen beliebt, die sich damit die Zeit vertrieben. Manche entfernten sich einfach von ihren Arbeitstrupps und versteckten sich im Wald, wo sie auf ein Wunder hofften. Die Fluchtmöglichkeiten waren jedenfalls immer ein beliebtes Gesprächsthema.
George sehnte sich nach Freiheit, das Gefängnis war ein gefährlicher Ort für Männer seines Schlages. Schlimm war auch, dass seine Narben nicht richtig verheilten. Die dünne Haut seines Gesichts war immer noch von nässenden Wunden und Krusten bedeckt. Manche ekelten sich davor und wollten im Speisesaal nicht neben ihm sitzen. Der Arzt hatte ihm eine Salbe gegeben, die nicht viel half, und sich schriftlich an einen Spezialisten gewandt. George machte sich jedoch keine großen Hoffnungen.
Die wichtigen Besucher trafen ein, und die Sträflinge gaben Wetten auf Singer Forbes ab. Würde er singen oder nicht?
Toohill wettete fünf Shilling gegen Matson, dass der Gefangene nicht nachgeben würden, und machte sich nach dem Konzert auf die Suche nach dem Richter, um seinen Gewinn einzufordern, konnte ihn aber nicht finden.
Als er Biddle traf, erfuhr er, dass Matson weder zum Konzert noch zum nachfolgenden Ball eingeladen war.
»Die haben uns den Kerl aufgezwungen«, meinte Biddle mürrisch. »Ich hatte keine Ahnung, wer er ist, und der Kommandant ist völlig außer sich. Gibt mir die Schuld, ich hätte ihn überprüfen sollen, bevor er die Ernennung abgesegnet hat.«
Toohill interessierte sich nicht die Bohne für Matson. »Und Forbes hat nicht für Sie gesungen.«
»Nein, aber das wird er noch. Der Befehl lautet, er bleibt in Isolationshaft, bis er sich entschuldigt und freiwillig für den Kommandanten singt. Der Mann ist mehr als lästig.«
Der Sonntagmorgen zeigte sich warm und sonnig. Angus bewunderte die Blumenbeete entlang des Wegs und die einheimischen Bäume, die vom Gezwitscher der Vögel widerhallten. Er dachte an Mr. Warboys Garten, der nach dem Frühlingsregen blühen und sprießen musste.
Sie bogen in eine lange Allee, und Angus bemerkte einen Trupp »Kapuzen«, die unmittelbar hinter ihnen gingen. Er ließ sich ein Stück zurückfallen, als sie die Kirche betraten, und erhaschte einen Blick auf Singers Gestalt mit der grotesken Kopfbedeckung, konnte aber keinen Kontakt zu ihm aufnehmen.
Nächstes Mal, schwor er sich und stellte fest, dass die Männer zwar an den Händen gefesselt und an ihren Vordermann gebunden waren, aber keine Fußketten trugen.
Singer schien in guter Verfassung zu sein. Offenbar hatte man ihn nicht ausgepeitscht, aber die Isolation war ausgesprochen erniedrigend. Angus betete, dass die Prüfung bald vorüber sein möge. Im Speisesaal hatte er des Öfteren mit George geplaudert, der überrascht gewesen war, dass sich Angus’ Zorn in der Dunkelhaft ein wenig gelegt hatte. Als George sich erkundigte, wie Angus in Port Arthur gelandet war, konnte er ihm die Geschichte mit Penn Warboy erzählen, was für ihn eine ungeheure Erleichterung bedeutete.
»Gott steh uns bei!«, hatte George gesagt. »Eine schlimme Sache. Warum hat das Mädchen nicht die Wahrheit gesagt?«
»Ich will verdammt sein, wenn ich das weiß.«
»Wo ist sie jetzt?«
»Noch auf der Farm, nehme ich an.«
»Sieht aus, als hätte sie den Riemen verdient.«
»O nein! Jemand hat sie geschändet und mit einem Kind sitzen lassen. Ich mache mir Sorgen um sie. Wie es ihr wohl gehen mag?«
Auch Shanahan war neugierig, interessierte sich allerdings
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