Insel der glühenden Sonne
lange gedauert, bis Glenna einem anderen in die Arme gesunken war und ihn geheiratet hatte.
Verdammt, er durfte nicht länger grübeln. Er hatte Besseres zu tun.
Bailey war in einer ruhigen Ecke des Salamanca Square mit einem Seemann ins Gespräch vertieft. Sean gab ihm ein Zeichen und setzte sich vor ein Pub.
Ein Schluck billiger Rum weckte seine Lebensgeister, und er fühlte sich gestärkt, als Bailey mit düsterer Miene herüberkam.
»Was ist denn mit dir los? Siehst aus wie sieben Tage Regenwetter.«
»Mit gutem Grund. Ich weiß nicht, was noch werden soll, wenn man mich für meine Informationen nicht mal mehr bezahlen will.«
Sean lachte. »Der ist neu in der Stadt, was?«
»Ja, von einem Walfänger.«
»Ist die Information denn ihr Geld wert?«
»Kann schon sein.«
»Und?«
»Nichts, hat wohl gar nichts zu sagen.«
»Na schön, ich wollte dich nach Marie Cullen fragen. Weißt du, wo man sie und Miss Warboy hingebracht hat?«
»Das schwangere Mädchen, das nicht alle beisammen hat? Nein, von der hab ich nichts mehr gehört. Und Marie Cullen hab ich auch nicht gesehen. Aber sieh mal, der Herr mit dem hohen Zylinder, der auf uns zukommt, hat nach dir gefragt. Das ist Mr. Pitcairn, der Anwalt.«
»Guten Tag, die Herren.« Pitcairn hob grüßend den Hut.
Sean war überrascht. Er hatte mit einem weißbärtigen Patriarchen gerechnet, nicht diesem dunkelhaarigen Burschen mittleren Alters, der einen tadellos gestutzten Bart trug und ihn an einen Edelmann erinnerte, wie man ihn von alten spanischen Porträts kannte. Seine lebhaften braunen Augen waren scharf und intelligent und schüchterten Sean vom ersten Moment an ein.
»Ich bin Pitcairn. Dürfte ich kurz mit Ihnen sprechen, Mr. Shanahan?«
Er trug einen dunklen Anzug mit Satinweste. Die Kleidung war gut geschnitten, wirkte aber ein wenig unordentlich, als hätte er sich in aller Eile angezogen. Sogar das schimmernde schwarze Halstuch saß schief.
»Sicher doch.« Sean stand auf, um sich nach einem Platz umzusehen, doch der Anwalt reichte ihm seine Karte.
»Um vier Uhr in meinem Büro. Wäre Ihnen das recht?«
Sean war überrascht. »Ja, sicher … ich werde da sein.«
Pitcairn verabschiedete sich höflich. Sean und Bailey sahen ihm hinterher.
»Sieh an, der irische Taugenichts auf dem Weg nach oben. Was hast du vor?«
»Keine Ahnung, das werde ich wohl später erfahren. Was war denn die geheimnisvolle Neuigkeit, von der du eben sprachst?«
»Ich will’s lieber gar nicht wissen«, knurrte Bailey.
Der Vorgarten von Pitcairns Haus war groß, aber vernachlässigt. Kinderstimmen drangen nach draußen. Auf dem Weg zur Tür kam Sean die Idee, dass er hier für ein paar Stunden Beschäftigung finden könnte, doch dann fiel ihm ein, dass Pitcairn ebenso gut einen kostenlosen Sträfling damit beauftragen konnte. Außerdem schien den Anwalt der ungepflegte Garten nicht weiter zu stören.
Pitcairn öffnete die Tür. »Ah, Mr. Shanahan, kommen Sie herein. Ich führe Sie herum, und dann unterhalten wir uns in Ruhe.«
Sie kamen durch einen kleinen Empfangsraum mit hohem Schreibpult, Schränken und voll gepackten Regalen, der Sean einschüchterte. Nur die Bogenfenster mit den hübschen Spitzenvorhängen gaben dem Ganzen einen freundlicheren Anstrich. »Hier arbeitet mein Sekretär, aber er wird bald nach Sydney zurückkehren.«
Sie betraten das andere Vorderzimmer, das die gleichen Bogenfenster aufwies und einen langen Schreibtisch und Hunderte wichtig aussehender Bücher enthielt.
»Meine Höhle«, sagte der Anwalt und bot Sean einen Platz an. Er selbst setzte sich hinter den Schreibtisch. »Eigentlich hatte ich gedacht, dass Sie zu mir kommen und nicht umgekehrt.«
»Ja, das tut mir Leid. Ich habe es einfach nicht geschafft.«
»Warum nicht?«
Sean zögerte. »Nun ja, Sir, ich wusste nicht genau, was ich anfangen sollte.«
»Na gut. Bei mir wird, wie gesagt, die Stelle des Sekretärs frei. Dr. Roberts sagte, ich sollte Ihnen
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