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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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oft zurückgehalten wurden, als könnten Nachrichten von zu Hause Unruhe unter den Sträflingen säen.
             
            Als er am Abend wie üblich auf dem Hof herumlungerte, musste er immer noch an den Offizier denken und rief Singer zu: »Was weißt du über diesen Flood?«
            »Ein aalglatter Hund, hält sich für einen Frauenhelden. Boshaft wie eine Schlange. Er treibt sich beim Gouverneur rum und drängt auf Beförderung.«
            »Kriegt er sie?«
            »Sicher. Ist mit dem alten Warboy verwandt.«
            Freddy mischte sich ins Gespräch. »Ist bloß sein Nachbar. Ich habe gehört, Warboys Sohn und seine Familie sind auf der Farm angekommen, um dem alten Knaben zu helfen. Angeblich sind die aus Mexiko und können kein Wort Englisch.«
            »Gott steh ihnen bei«, grinste Singer und stimmte ein Lied an.
             Die Tyrannen kommen und gehn
            schaun uns an wie Rattenpack
            Doch wir bleiben, wenn sie gehn
            Und haun die Söhne auf den Sack.
     
            Andere fielen ein und fügten eigene Versionen hinzu, bis Wärter angerannt kamen, um die rebellischen Lieder mit Totschlägern und Peitschen zu ersticken. Wieder verstummte der Gesang abrupt, sodass sich die Aufseher nur aus der bedrohlichen Stille des Hofes zurückziehen konnten.
            Der Trick faszinierte Angus stets aufs Neue, und er ließ sich Singers kleine Weise durch den Kopf gehen. Es war bekannt, dass Farmer und Geschäftsleute herkamen, um mit staatlichen Geldern, billigem Land und kostenlosen Arbeitern ein Vermögen zu machen. Die wenigsten behandelten ihre Arbeiter anständig, und doch wollte kaum ein Sträfling nach England zurückkehren. Niemand hatte je darüber nachgedacht, wie man die Verbrecher wieder nach Hause transportieren sollte, und so blieben sie, ob endgültig oder nur auf Bewährung frei, heirateten in Van Diemen’s Land und zogen hier ihre Kinder groß. Sie konnten weibliche Sträflinge oder freie Siedlerinnen ehelichen und sich ein neues Leben aufbauen. Und dann?, fragte sich Angus. Würden ganze Generationen mit einem Gefühl des Misstrauens und der Verachtung gegenüber staatlicher Autorität aufwachsen? Die Vorstellung klang interessant, beinahe wünschte er sich, zu bleiben und die Entwicklung selbst zu erleben. Doch Angus McLeod würde nicht auf dieser Insel bleiben; sobald er frei war, wollte er Arbeit suchen und sich die Überfahrt nach Glasgow verdienen. Er sehnte sich nach der Stadt, hatte das Neue, Rohe um sich herum satt, das es mit den britischen Städten einfach nicht aufnehmen konnte.
            So war jedenfalls sein Plan, als die Glocke ertönte und sie für die Nacht in ihre Zellen trieb.

 

  3. Kapitel

 
            Jubal, der Sohn des alten Warboy, stammte nicht aus Mexiko, sondern aus Jamaika, sprach gut Englisch und gab sich gern als begüterter Gentleman.
            Beide Söhne von Barnaby Warboy waren auf der Zuckerrohrplantage ihrer Mutter geboren, deren Vater so von Hass und Misstrauen gegenüber seinem Schwiegersohn Barnaby – einem gutherzigen und freundlichen Mann – erfüllt war, dass er die Plantage seiner Tochter vererbte und testamentarisch verfügte, sie solle nach ihrem Tod an ihren ältesten Sohn Harold fallen.
            Barnaby störte dieses Arrangement nicht. Er übernahm die Leitung der Plantage und lebte weiter wie zuvor, doch als seine Frau starb, erhob der mittlerweile dreißigjährige Harold Anspruch auf sein Erbe.
            »Es steht mir jetzt zu, Vater. Es ist mein Besitz, ich leite von nun an die Plantage, das musst du verstehen. Du kannst gern als Aufseher dableiben, aber ich lasse mir nicht von dir in die Verwaltung hineinreden. Ich dulde keinerlei Einmischung.«
            »Gewiss«, sagte Barnaby und nickte mit dem kahlen Kopf. Er erhob sich aus seinem abgewetzten Ledersessel, trat ans Fenster des Büros und sah auf den Hof hinunter, in dem geschäftiges Treiben herrschte. Er war ein großer Mann mit riesigen Händen, aber still, sodass es niemand überraschte, wie gelassen er die Situation hinnahm.
            »Gewiss«, wiederholte er, »es ist jetzt dein Besitz. Aber ich darf mein Zimmer behalten, oder?«
            »Selbstverständlich. Du brauchst nur nicht mehr so viel zu tun. Lass es ruhig angehen.«
            »Und was ist mit Jubal?«
            »Er muss sich seinen

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