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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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abzweigte und Penn ein marineblaues Kleid kaufte.
            Jubal tobte. »Bring es zurück, es ist scheußlich! Sie sieht uralt darin aus.«
            »Penn ist fast siebzehn! Sie kann keine knöchellangen Kleider mehr tragen und muss sich jetzt wie eine Dame kleiden.«
            Sie blieben zwei Tage in der Stadt, bevor sie einen klapprigen Küstendampfer bestiegen, der sie weiter nach Süden bringen würde.
            Jubal wusste nicht, dass die Bass Straße, die sie von der Ostküste der Insel Van Diemen’s Land trennte, einen schlechten Ruf genoss und als Schiffsfriedhof galt. Zum Glück beruhigte sich das Wetter, die See blieb ruhig, und sie segelten unbehelligt in die Mündung des Derwent. Von Deck aus sahen sie zu, wie das Schiff gegenüber einer Reihe von Lagerhäusern im Hafen von Hobart vor Anker ging.
            »Es ist ganz anders als Jamaika«, sagte Millicent, »und auf dem Berg da hinten liegt Schnee. Hoffentlich ist es nicht kalt hier, der Wind weht ziemlich frisch.«
            »Mir gefällt es«, meinte Penn.
            Jubal schwieg. Das Wetter war ihm egal. Er fand zudem, dass der Hafen durchaus an Jamaika erinnerte, er stank nach Wal- und Robbenfängern, und am geschäftigen Kai drängten sich die üblichen Grobiane. Nur gab es hier keine Schwarzen, was ihn überraschte.
            Zunächst würde er Barnaby suchen. Gewiss musste er nur nach ihm fragen, denn die Stadt wirkte winzig, wie sie sich an den Fuß eines gewaltigen Berges schmiegte, der gar nicht in die Landschaft zu passen schien.
             
            Barnaby Warboy liebte Van Diemen’s Land, die Vielfalt des Klimas, die extreme Hitze und Kälte. Er behauptete, die Jahreszeiten seien ein Geschenk Gottes, ein wahrer Jungbrunnen, während er seine frühere Heimat Jamaika als überhitztes Land abtat, das einem die Lebenskraft entzog. Er liebte die seltsame Fauna der Insel und hätte es sich ohne seine Freundschaft zum Gouverneur mit den Bürokraten gründlich verdorben, da er ein Jagdverbot für die einzigartige Tierwelt forderte.
            Er hatte Jamaika ohne feste Pläne verlassen, wollte nur möglichst weit weg von seinen Söhnen und bestieg daher ein Schiff nach Boston. Von dort aus trieb es ihn auf die Bermudas, wo er ein Techtelmechtel mit einer reichen Witwe anfing, bis ihn ein Jugendwunsch dazu brachte, nach England zu reisen und sich den Tower of London anzusehen. Er war höflich, gut gekleidet und trotz seiner kräftigen Gestalt ein ausgezeichneter Tänzer, was sich in bestimmten Kreisen rasch herumsprach. Die Damen überhäuften ihn mit Einladungen, durch die er viele wertvolle Freundschaften schloss. Er reiste durch Europa, wohnte bei Bekannten in Bombay und brach von dort aus auf der Adonis nach Van Diemen’s Land auf, um dann weiter nach Amerika zu segeln und so seine Weltreise zu vollenden.
            Als sie jedoch die Südwestspitze des australischen Kontinents erreichten, war Barnaby zutiefst bedrückt. Er litt unter seinem unsteten Leben, langweilte sich auch mit den amüsantesten und herzlichsten Bekanntschaften und hatte genug von der Enge des überfüllten Schiffes. Er hasste seine Kabine mit den dünnen Wänden, die keinen Schutz vor den eitlen Eifersüchteleien der anderen Passagiere boten. Schon nach einer Woche hatte er sich mit seinen Beschwerden an den Kapitän gewandt.
            »Könnten Sie die Passagiere bitten, sich ein wenig ruhiger zu verhalten? Ich komme mir vor wie im Tollhaus, schrille Weiber in den Nachbarkabinen und ständiges Singen und Tanzen im Unterdeck.«
            »Bedauere, Mr. Warboy, da bin ich machtlos. Am besten, die Leute amüsieren sich, solange sie an Bord sind. Mit der Langeweile kommen meist die Streitigkeiten.«
            Er sollte Recht behalten. Auf der langen Überfahrt ohne Zwischenstopp kam es bald zu Missstimmungen, gegenseitiger Kritik, Schuldzuweisungen und sogar tätlichen Auseinandersetzungen, während sich andere verzweifelt um Vermittlung bemühten. Die Lieder verloren ihre Munterkeit, und an die Stelle stampfender Tänze traten Seufzer und Schreie.
            Als Van Diemen’s Land in Sicht kam, erschien es allen wie ein Wunder. Die Menschen sammelten sich an Deck und sahen ungläubig zum Ufer hinüber.
            »Es hieß schon einmal, wir seien da«, beklagte sich eine Frau. »Und dann stimmte es doch nicht. Woher wollen die wissen, dass wir wirklich

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