Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
»Hieß er zufällig Barnaby Warboy?«
            »Glaube schon. Er ist eng mit Sir John Franklin, dem Gouverneur von Van Diemen’s Land, befreundet, ehemals Fregattenkapitän im Mittelmeer. Ich habe viele Jahre unter Franklin gedient. Sie können sich vorstellen, wie überrascht ich war, als wir den Derwent hinauf nach Hobart segelten und am Kai von ihm empfangen wurden. Die Welt ist klein, was?«
            »In der Tat«, pflichtete ihm Jubal höflich bei. »Ich glaube, dieser Warboy könnte tatsächlich ein entfernter Verwandter sein.«
            Nachdem er sich verabschiedet hatte und außer Sichtweite des Klubs war, rannte er förmlich nach Hause.
            »Rede langsamer, ich kann kein Wort verstehen«, beschwerte sich Millicent.
            »Halt den Mund und hör zu: Ich habe Barnaby gefunden!«
            »Welchen Barnaby?«
            »Meinen Vater, du Dummkopf! Er lebt in Van Diemen’s Land und verkehrt gesellschaftlich mit dem Gouverneur.«
            »Mein Gott«, kreischte Millicent, »Penelope, das Riechsalz!«
            Ihre Tochter eilte mit einem Fläschchen herbei. Sie half ihrer Mutter aufs Sofa und hielt ihr das Fläschchen unter die Nase. Mit einem Seufzer fand Millicent die Fassung wieder.
            Sie schickte ihre Tochter aus dem Zimmer.
            »Wo liegt denn dieser Ort, Jubal?«
            »Es ist eine Insel südlich von Australien«, erklärte er. »Ganz schön weit weg.« Er schwitzte heftig, ließ sich in einen Sessel sinken und wischte sich die Stirn: »Ich habe mich entschlossen, meinem Vater zu vergeben. Immerhin hat Harold ihm ebenso übel mitgespielt wie mir. Daher bin ich zu der Ansicht gelangt, dass es ein Akt der Gnade wäre, den alten Mann zu besuchen. Wir können ihn gewiss überreden, sein selbst auferlegtes Exil zu beenden.«
            Kurz darauf verkündete er in der Bar das Jachtklubs, dass er seine Mitgliedschaft beenden und zu den Aborigines im Pazifik auswandern werde.
            »Das Leben in unserem milden Klima macht einen Mann wie mich einfach zu bequem. Es ist an der Zeit, meine Berufung zu erkennen und den Heiden die Botschaft Gottes zu bringen.«
            »Im Südpazifik gibt es eine Leprakolonie. Wollen Sie etwa dorthin?«, erkundigte sich ein pensionierter Seemann.
            Jubal zuckte zusammen und beschloss, die Frage zu ignorieren. »Bevor ich aufbreche, möchte ich mich jedoch bei allen geschätzten Herren bedanken, dass Sie mir die Freude Ihrer Gesellschaft geschenkt haben. Ich werde Sie vermissen und Sie in meine Gebete einschließen.«
            Er wischte sich eine Träne aus dem Auge, und die Mitglieder ließen ihn hochleben und einen Hut kreisen. Unter ihnen waren viele Bankiers, sodass eine beträchtliche Summe zusammenkam, die einen Gentleman und seine Familie angemessen in südliche Gefilde transportieren würde.
            Sie segelten zunächst nach Rio de Janeiro und von dort aus nach Süden um das gefürchtete Kap Hoorn, wo die Reise wirklich grauenhaft wurde. Ihr Schiff stemmte sich gegen wilde Stürme, schlingerte heftig, worauf die Passagiere in Todesangst aufschrien. Der Kapitän und seine Mannschaft waren so damit beschäftigt, das Schiff zu retten, dass sie sich nicht um die Leiden ihrer menschlichen Fracht kümmern konnten. Ein Mann brach sich das Bein, eine Frau erlitt einen Herzanfall. Es gab keine Mahlzeiten, ohnehin waren viele an Bord seekrank. Jubal hingegen stellte fest, dass er einen Magen aus Eisen besaß, musste aber zwischen seiner kranken Frau und seiner Tochter hin und her pendeln.
            Da er sich vor Millicents Erbrechen und ständigem Gejammer ekelte, floh er zu Penn, die eher verängstigt als seekrank und felsenfest davon überzeugt war, dass das Schiff den Kampf gegen Wind und See verlieren würde. Er beruhigte sie, betete mit ihr und tröstete sie. Der nächste Tag wurde ruhiger, auf dem Schiff kehrte wieder Routine ein. Als er in die Kabine zurückkam, stank es dort so erbärmlich, dass er seine Frau an Deck schickte und die Stewards anwies, den Raum wieder bewohnbar zu machen.
            An der frischen Luft erholte sich Millicent rasch, und Penn blieb von da an ständig an ihrer Seite, was ihr das anerkennende Lächeln der anderen Passagiere eintrug.
            Schließlich legten sie in der reizenden Hafenstadt Melbourne an, wo Millicent fünf Shilling ihrer mageren Ersparnisse

Weitere Kostenlose Bücher