Insel der glühenden Sonne
Tücher, mit denen er das Blut stillen konnte, doch sie klammerte sich hysterisch an ihre Mutter, die kaum bei Bewusstsein war.
Ungeduldig schob er sie beiseite und fuhr sie an, ihm zu gehorchen.
Mit Louises Hilfe übte er Druck auf die Wunden aus, während er ihre Bluse aufschnitt. Entsetzt betrachtete er den klaffenden Schnitt an ihrer Körperseite, drückte wieder die Tücher darauf und beschwerte sie mit einem Kissen.
Louise brach erneut in Tränen aus. »Wir müssen einen Arzt holen. Holen Sie doch einen Arzt, Sean, schnell.«
»Nein. Der Vorarbeiter soll den Buggy anspannen. Wir bringen sie ins Krankenhaus.«
Josie wollte protestieren, doch er beruhigte sie, sprach ihr Trost zu und überlegte, ob er sie nicht am besten samt Matratze in den Buggy tragen sollte, damit sie es bequemer hatte.
Als Louise zurückkam und sich ein wenig gefasst hatte, wies er sie an, Laken in Streifen zu schneiden, damit er Josie verbinden konnte.
»Wer war es?«, fragte er sie leise. »Kannten Sie ihn?«
»Nein«, keuchte sie.
Wenig später konnte sie flüstern: »Er war furchtbar, ein schwerer Mann, verschwitzt, barfuß. Er stank.«
Sean sah, wie sie vor Schmerzen das Gesicht verzog. »Keine Sorge, wir finden ihn.«
Sie sah ihn wütend an. »Woher haben Sie es gewusst?« Dann schloss sie die Augen und schwieg.
Der einzige verfügbare Arzt war Jellick, der verschlafen im Krankenhaus auftauchte und verkündete, er wolle die Wunden am Morgen nähen, wenn das Licht besser sei. Die Oberschwester reinigte und verband Josies Arm.
»Ihre Mutter braucht jetzt Ruhe.«
Louise weigerte sich jedoch zu gehen. »Ich bleibe still hier sitzen, dann bin ich nicht im Weg.«
Sean war es nur recht. Er nahm die Oberschwester beiseite. »Lassen Sie sie ruhig bleiben. Ehrlich gesagt, wüsste ich auch nicht, was ich mit ihr anfangen soll. Ich bin nur ein Freund der Familie. Es wäre unpassend, eine junge Dame mit nach Hause zu nehmen, da ich allein lebe.«
»Dabei hatte ich Sie für den Ehemann der Patientin gehalten.«
»Nein, der ist zurzeit nicht hier. Morgen früh werde ich mich nach einer Unterkunft für Miss Harris umsehen. Sie kann nicht nach Hause, solange dort ein Bandit mit einem Messer sein Unwesen treibt.«
»Na gut, sie kann bleiben.«
»Danke, Sie sind die Freundlichkeit in Person.«
Die Oberschwester lächelte. »Ich danke auch, solche Anerkennung erhält man selten. Zu viele Patienten, zu wenig Geld.«
Sean ritt zu dem großen Ziegelbau, in dem die Polizeiwache untergebracht war, und bemerkte enttäuscht, dass das rote Licht über der Tür brannte. Insgeheim hatte er gehofft, die Wache geschlossen vorzufinden, da er sich gern ins Bett gelegt hätte, aber die Meldung war dringend erforderlich. Er betrat das Gebäude und sah sich nach einem vertrauten Gesicht um, fand aber keins und schilderte dem verdrießlichen Wachtmeister, der gerade Dienst hatte, die Einzelheiten.
»Und was sollen wir um diese Uhrzeit unternehmen?«
»Nichts«, knurrte Sean. »Ich komme morgen wieder, wenn die Lebenden Dienst haben.«
»Was soll das bitte heißen?«
Er gab keine Antwort, sondern marschierte auf die verlassene Straße hinaus. Drei Stunden Schlaf, dann würde er mit Sam Pollard sprechen und zur Arbeit gehen. Pünktlich. Privatangelegenheiten durften ihn in diesem entscheidenden Monat nicht von seinen Pflichten abhalten.
Sam war überrascht, als er schon vor dem Laden erwartet wurde. »Wie geht es, Shanahan? Ich hörte, Sie arbeiten neuerdings für Pitcairn. Wenn Sie ins Büro wollen, hätte ich Sie auch bei mir unterbringen können. Ist höllisch viel Arbeit, die Bücher zu führen. Aber das wäre Mr. Warboy vielleicht nicht …«
»Schon gut, Sam, Sie müssen mir einen Gefallen tun. Gestern Abend wurde Mrs. Harris auf ihrer Farm von einem Bewaffneten angegriffen. Sie liegt im Krankenhaus.«
»Gütiger Gott, Mr. Warboy ist doch nicht auch in Schwierigkeiten, oder?«
»Soweit ich weiß nicht, aber es wird ihn sehr beunruhigen. Er ist mit der
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