Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
mitteilen, sie sprudelten über vor Neuigkeiten, konnten es nicht abwarten und wandten sich mit ihren dringenden Bitten bereits an Mr. Shanahan, der mühsam Neutralität wahrte – ausgerechnet er, der sein Leben lang anderen gute Ratschläge erteilt hatte.
            Es fiel ihm schwer, die Gefühle der Leute zu übergehen und stur weiterzuarbeiten, keine Kommentare abzugeben und dafür so manchen bösen Blick zu ernten.
            Pitcairn hatte ihn gewarnt, dass selbst ein Nicken nicht angebracht sei, wenn jemand seine traurige Geschichte vortrug. Sean verstand das durchaus, war es aber nicht gewöhnt, sich unbeliebt zu machen, und musste sich immer wieder zur Verschwiegenheit mahnen.
            Gegen Ende der zweiten Arbeitswoche war er gerade auf dem Heimweg, als Bailey aus dem Schatten auftauchte.
            »Du hast mir nie gesagt, dass du jetzt Pitcairns Federfuchser bist.«
            »Warum auch? Was treibst du eigentlich in dieser Gegend?«
            »Darf ich nicht mal mit einem alten Kumpel plaudern? Oder bist du dir jetzt zu fein?«
            »Nein«, meinte Sean lächelnd, »aber du hast eine Weile gebraucht, bis du es herausgefunden hast, was? Diesmal war ich schneller.«
            »Stimmt nicht. Immerhin kenne ich viele von Pitcairns Kunden.«
            »Na gut. Ich gebe dir in der Eckkneipe da drüben einen Rum aus, und du erzählst mir, was du von mir willst.«
            »Das kostet dich aber mehr als einen Rum.«
            Bailey schien sich in der schäbigen Kneipe nicht wohl zu fühlen und verließ den Raum durch die Hintertür, worauf Sean den Rum mit nach draußen nahm, wo er Bailey neben einem Wassertank fand. Er mampfte genüsslich eine Birne, die er aus einer Kiste stibitzt hatte.
            »Die Nächte werden allmählich schön warm«, sagte er und nahm den Rum entgegen. »Wie geht es eigentlich den Damen Harris?«
            »Gut, nehme ich an. Ich habe sie länger nicht gesehen.«
            »Warum hast du mir nicht verraten, dass es Frau und Tochter von Bull Harris sind?«
            »Warum sollte ich?«
            »Weil da was im Busch ist. Ich hab gehört, die haben einen für die Rachegeschichte gefunden, und am Hafen kursierte auch der Name Harris. Da hab ich mich mal nach deinen Damen umgehört.«
            »Himmel! Du meinst doch nicht, er will sich an seiner Frau rächen? Wofür denn, verflucht noch mal?«
            »Bist du in sie verschossen?«
            »Nein!«
            »Und wenn er das nun glaubt? Ich sag dir, da ist was im Busch, und ich möchte wetten, dass die beiden das Ziel sind.«
            »Das ist unmöglich.«
            »Wie du willst. Nette Damen übrigens. Man weiß ja nie, aber ich würde sie in die Stadt holen. Vielleicht braucht einer ihrer Sträflinge ein bisschen Kleingeld.«
            Sean kippte den Rum hinunter. »Ich sehe besser nach.«
            »Könnte sich lohnen.«
            »Ich muss los. Du benachrichtigst Hippisley.«
            »Nie im Leben. Das meinst du doch nicht ernst.«
            Aber Sean war schon weg. Er drängte sich durch die Kneipe und stieß im Rennen draußen beinahe mit einem Wasserkarren zusammen, bevor er endlich das Haus von Roberts erreichte. Dort pfiff er sein Pferd von der Koppel herbei, legte ihm rasch Sattel und Zaumzeug an und preschte davon. Er schwankte zwischen der Sorge, den Frauen könnte etwas zugestoßen sein, und der Sorge, sich lächerlich zu machen. Wäre ja nicht das erste Mal. Aber er musste unbedingt wissen, ob es ihnen gut ging.
             
            »Wenn es Unruhen in der Sassafras Road gibt, werden sich Polizei und Militär darum kümmern«, sagte Josie. »Es ist sehr nett von Ihnen, Sean, dass Sie so besorgt sind, aber bei uns ist alles in Ordnung.«
            »Woher willst du das wissen?«, rief Louise mit schriller Stimme. »Sean kommt her, um uns zu warnen, und du hörst ihm nicht mal zu.«
            »Und ob. Es tut mir Leid, Sean, aber wir sind ja nicht ganz allein hier draußen. Wir haben die Arbeiter, die wir zu besonderer Aufmerksamkeit anhalten können. Am besten, Sie reden mit Ihnen, ich weiß ja gar nicht, worum es geht. Droht etwa Gefahr von den Schwarzen? Doch nicht in dieser Gegend, oder?«
            Sean hatte gewusst, dass sein Vorwand fadenscheinig klang, konnte ihnen aber schlecht von

Weitere Kostenlose Bücher