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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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angekommen sind?«
            »Wenn nicht, steige ich aus und laufe den Rest zu Fuß«, sagte ein Witzbold.
            »Da sind nur Wälder, so weit das Auge reicht. Keine Felder oder Städte. Was ist das nur für ein Land?«
            Einige dachten bei sich, dass es nicht umsonst als Gefängnis diente und die unermesslichen Wälder als natürliche Mauer fungierten, doch die meisten Siedler erfreuten sich am Anblick der üppig grünen Landschaft. Man hatte ihnen gesagt, die Insel, die am anderen Ende der Welt lag, sei ebenso fruchtbar wie England, und es sah aus, als träfe dies tatsächlich zu.
            »Endlich!«, stöhnte Barnaby, als das Schiff ins Delta des Derwent einlief, auf dem sie bis zur Hauptstadt der Kolonie segeln würden. Es war ein heißer, vollkommen windstiller Februartag.
            Die Emigranten aus der nördlichen Hemisphäre schlugen verwirrt in ihren Kalendern nach, weil sie nicht glauben konnten, dass wirklich Februar sein sollte. Sie saßen kraftlos an Deck und fächelten sich mit den Hüten Luft zu. Ein paar junge Burschen, die gegen die Hitze immun zu sein schienen, blickten aufgeregt zum Ufer hinüber, als hofften sie, wilde Eingeborene oder zumindest wilde Tiere zu erblicken. Über ihnen zog kreischend ein Schwarm weißer Kakadus seine Runden, worauf eine ältere Frau vor Schreck ohnmächtig aufs Deck sank. Ihr voluminöser schwarzer Rock gab flüchtig den Blick auf ihre Unterhose frei, was Barnaby vorübergehend aus seiner düsteren Stimmung riss.
            Er trat an die Reling und betrachtete die Vegetation am Ufer, sah prachtvolle Bäume und zahlreiche fremdartige Farne, die ein dichtes Unterholz bildeten. Es roch nach Rauch, aber anders als zu Hause, seltsam prickelnd. Er sah zu dem Berg hinauf, der die Gegend beherrschte, konnte aber keine Anzeichen von Feuer entdecken. Barnaby schlenderte zur anderen Seite des Schiffes, wo sich die Passagiere drängten und einen gewaltigen Waldbrand am Flussufer beobachteten. Dann kam ein Wind auf, blähte die Segel und trug sie weiter flussaufwärts.
            Barnaby Warboy, der nun, im Jahre 1837, siebenundfünfzig war, fühlte sich erschöpft von der weiten Reise. Hätte das Schiff seine Fahrt nach Westindien fortgesetzt, wäre er an Bord geblieben, doch es kehrte auf direktem Weg nach England zurück. Er tröstete sich mit dem Vorhaben, von hier aus nach Sydney und weiter nach Jamaika zu segeln. Aber fühlte er sich dort wirklich zu Hause? Wohl kaum. Diese Überlegungen verursachten ihm Magenbeschwerden und lösten eine gewisse Melancholie aus.
            Hobart war ein kleiner, geschäftiger Hafen, der ihn an Kingston erinnerte, nur herrschte hier trockene Hitze, und man sah keine schwarzen Gesichter. Barnaby war davon ausgegangen, dass die Hafenarbeiter Aborigines sein würden, doch die einzigen Eingeborenen, die er erblickte, waren zwei junge Mädchen, die schüchtern um die Ecke eines Schuppens lugten. Er erkundigte sich nach einem Gepäckträger und wurde an einen Burschen in einem gelben Filzanzug verwiesen. Ein pfeilförmiger Aufnäher kennzeichnete ihn als Sträfling. Bei näherem Hinsehen wurde ihm klar, dass die meisten Arbeiter im Hafen Gefangene waren.
            »Sind Sie Gepäckträger?«, fragte er vorsichtig.
            »Wenn Sie möchten«, erwiderte der Angesprochene fröhlich.
            »Jemand müsste mein Gepäck ins Hotel bringen. Können Sie mir eins empfehlen?«
            Der Sträfling, ein winziger Bursche mit Cockney-Akzent, schaute ihn an. »Das George Inn, würde ich sagen.«
            »Und wo finde ich das?«
            »In der Davey Street. Ich kann Sie hinführen. Wo ist Ihre Seekiste?«
             
            Während Barnaby schwitzend dem Träger samt voll geladener Schubkarre folgte, nahm er sich vor, sich körperlich zu ertüchtigen, um seine Form wiederzugewinnen.
            Der Träger blieb stehen und drehte sich um. »Alles in Ordnung? Sie wirken überhitzt. Setzen Sie sich doch auf die Bank in den Schatten. Ich hole Sie gleich ab.«
            »Abholen?«
            »Ja, es ist nicht weit. Ich lade Ihre Sachen ab und hole Sie mit der Schubkarre.«
            »Ganz gewiss nicht!«
            »Wie Sie wollen.« Der Träger setzte sich achselzuckend wieder in Bewegung.
            Das Hotel war ein kleines, zweistöckiges Sandsteinhaus.
            Barnaby bezahlte den

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