Insel der glühenden Sonne
Renovierungsarbeiten durchgeführt wurden. Sir George wollte eigentlich ein neues, angemessenes Haus bauen, hatte sogar schon die Pläne entworfen, doch dann meinte er, andere öffentliche Gebäude hätten Vorrang. Also haben wir gewartet und warten noch immer.« Sie drohte ihrem Mann scherzhaft mit dem Finger. Er hätte gewiss mit einem Federstrich den Bau eines neuen Hauses beschließen können, stellte Pflichterfüllung aber offenbar über eigene Bequemlichkeit.
Sie führten ein ereignisreiches Leben. Neben seinen üblichen Pflichten gab der Gouverneur allwöchentliche Dinnerpartys, Bälle und andere Gesellschaften, zu denen auch Barnaby eingeladen wurde, der die familiären Zusammentreffen allerdings weitaus mehr genoss.
Wochen später, er wohnte nach wie vor im Hotel, hörte er von einem Schiff nach Sydney, ging aber nicht an Bord, weil er sich in Hobart mittlerweile recht wohl fühlte.
Bisweilen lud Sir George ihn ein, die umliegenden Dörfer zu besichtigen, und Barnaby lernte die besiedelten Gegenden der Insel kennen. Als sie eines Tages einigen Landvermessern im Tal des Derwent bei der Arbeit zusahen, bemerkte er, er habe nichts dagegen, ein Stück von diesem schönen Boden zu besitzen.
»Sie sollten es sich ernsthaft überlegen«, meinte Sir George. »Die Gegend ist ideal für Landwirtschaft, und Ihnen stünde eine erhebliche Zuteilung zu, falls Sie sich hier ansiedeln möchten. Aber ich will Sie nicht überreden. Es ist eine schwer wiegende Entscheidung, sich in Ihrem Alter noch einmal in einem fremden Land niederzulassen. Werden Sie Ihre Familie nicht vermissen?«
Da es immerhin denkbar war, dass Eliza über ihre Verwandten von den seltsamen Geschehnissen im Hause Warboy erfahren hatte, sagte er nur: »Nein, ich war irgendwie im Weg, die Jungen mussten das Ruder übernehmen. Es wäre ungeheuer interessant, hier aus dem Nichts eine Farm aufzubauen. Ich brauche eine Aufgabe und werde es mir gut überlegen.«
Er besprach die Sache mit Hugh Merritt aus dem George Inn.
»Falls Sie das wirklich wollen und es sich leisten können zu warten, bis die Farm einen Gewinn abwirft, sollten Sie sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Passen Sie aber auf, dass das Land eine Wasserquelle hat. Die Insel ist wie ein Schwamm und trocknet ebenso schnell aus. Ich würde es mit Schafen versuchen, dazu Gemüseanbau, je nachdem, wie viel Land Sie bekommen können. Sie erhalten Sträflinge, für deren Verpflegung die Regierung aufkommt.«
Barnaby war verblüfft, als Sir George ihm fünfhundert Hektar anbot und einen Mitarbeiter schickte, der ihm bei der Auswahl und den notwendigen Formalitäten helfen sollte. Wenige Wochen später war alles erledigt.
Eliza zeigte sich begeistert. »Wie schön für Sie, Barnaby, hier werden Sie gewiss nicht einsam sein. Und es gibt viele passende Damen, die sich sehr freuen werden, dass Sie bei uns bleiben wollen.«
»Nach einer neuen Frau steht mir nicht der Sinn.«
»Das sagen alle«, meinte Sir George lächelnd. »Aber die Damen sehen das anders.«
Binnen zwei Jahren züchtete Barnaby Schafe und baute Hafer an. Der Gemüsegarten versorgte seine Arbeiter. Er errichtete ein zweistöckiges, weiß getünchtes Haus mit schwarzen Läden im georgianischen Stil und einem runden Vorplatz. Das Haus eines Gentleman, wie er gern betonte, mit großem Schlafzimmer, Ankleidezimmer und Wohnraum, Salon, Arbeitszimmer und Bibliothek, Empfangszimmer und Speisezimmer. Küche, Vorratsraum und Dienstbotenunterkunft waren durch einen überdachten Gang mit dem Haus verbunden. Alle Zimmer hatten Kamine, und die Fenster waren mit schweren Vorhängen versehen, um das Innere vor der grellen Sonne zu schützen.
Als das Haus fertig und nach seinen Vorstellungen eingerichtet war und Barnaby eine Sträflingsfrau namens Dossie, die hervorragend kochte, eingestellt hatte, war er mehr als zufrieden.
Alle neckten ihn wegen einer neuen Hausherrin, doch ihm war nicht nach Heirat zumute. Allerdings freundete er sich mit einer Frau namens Josetta Harris an, die mit ihrer Tochter auf der benachbarten Pinewoods Farm lebte und ihm von Anfang an deutlich erklärte, sie sei nicht auf der Suche nach einem Ehemann.
»Es ist sehr nett, dass Sie sich bei uns vorstellen, Mr. Warboy«,
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