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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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verlangten Penny und war überrascht, als sich der Träger persönlich vorstellte.
            »Sie sind neu hier, Mister. Wenn Sie Hilfe brauchen, fragen Sie am Hafen einfach nach Bailey. Ich bin immer zu Diensten.« Er tippte sich an die Krempe seines verbeulten Hutes. »Damit Sie nicht in Schwierigkeiten geraten.«
            Barnaby zuckte zusammen. »Einen schönen Tag, Mr. Bailey.« Ein Mann in gestreifter Schürze trat aus der Tür, ihn zu begrüßen. Er stellte sich als Hugh Merritt vor, stolzer Inhaber des George Inn, und rief einem Burschen zu, er solle das Gepäck nach oben bringen. Dann führte er Barnaby durch einen überfüllten Schankraum zu einer schmalen Treppe, an deren Ende die Gastzimmer lagen.
            »Ist dieser Träger ein Sträfling?«, wollte Barnaby wissen.
            »Ja, er wurde für die Arbeit im Hafen eingeteilt.«
            »Die Gefangenen dürfen sich frei bewegen?«
            »Keine Sorge, wenn die sich danebenbenehmen, sind sie sofort wieder hinter Gittern. Falls man sie einfängt«, fügte er hinzu.
            Die Bemerkung flößte Barnaby nicht gerade Vertrauen ein, doch Merritt schien es nicht zu stören, dass Kriminelle durch die Straßen streiften.
            »Wir haben nur drei Zimmer für Reisende, aber die Missus hält sie schön sauber und ordentlich.«
            »Das ist mir bereits aufgefallen. Ich bin sehr erleichtert, Mr. Merritt.«
            »Nennen Sie mich Hugh. Falls Sie Hunger haben, gehen Sie einfach in die Küche, die Missus kümmert sich schon um Sie. Prima Köchin.«
            »Wunderbar!«
            Barnaby setzte sich ans offene Fenster und dachte über seine Zukunft nach.
            Vermutlich könnte er sich irgendwo in Amerika niederlassen, dort gab es so viele Möglichkeiten, und er wollte wieder etwas Sinnvolles tun. Das ziellose Reisen behagte ihm nicht mehr. Er sah zu den Leuten auf der Straße hinunter, die alle geschäftig und entschlossen wirkten – raue Seeleute, Marktfrauen, Soldaten, bettelnde Kinder, selbst Sträflinge wie Bailey.
            Verdammt, dachte er und beneidete sie um ihre Aufgaben. Wenn sie starben, würde man sie vermissen, sogar die Sträflinge. Er selbst würde keinem fehlen. Niedergeschlagen knöpfte er den Kragen ab, zog Jacke und Schuhe aus und legte sich aufs Bett. Wunderbar weich, dazu kein Schaukeln, kein Gestank, keine lärmenden Passagiere.
            So schlief er halbwegs zufrieden ein.
             
            Als er am nächsten Morgen vors Hotel trat, trug Barnaby einen der neuen weißen Anzüge, die er in Bombay gekauft hatte, dazu eine blau gestreifte Weste und eine blaue Seidenkrawatte mit Diamantnadel. Er war angemessen für die morgendliche Hitze gewappnet, nur ein passender Hut fehlte noch. Seine Zylinder und Filzhüte schienen einfach zu warm, und wie es das Glück wollte, kam er an einem Eingeborenen vorbei, der Strohhüte feilbot.
            Mit dem Gehstock in der Hand und dem Strohhut auf dem Kopf begab er sich auf Entdeckungsreise durch die Stadt. Viele der weißen Häuser mit den geschlossenen Läden erinnerten ihn an Kingston, und obwohl alles ziemlich neu schien, bot die Stadt ein uneinheitliches Bild, weil sie planlos angelegt war und überall Chaos herrschte. Es gab keine Gehwege, und er musste sich zwischen Fußgängern, Straßenhändlern, Ochsengespannen, Kutschen und Reitern einen Weg bahnen. Ziegen liefen umher, grasten hier und dort, und ein Trupp Kettensträflinge wartete teilnahmslos, um einen mit Holz beladenen Wagen vorbeizulassen.
            Barnaby kümmerte sich nicht um die vielen Sträflinge und ärmlichen Frauen, die überall herumlungerten, sondern mischte sich unter die gut gekleideten Einwohner, die ihren Geschäften nachgingen oder sich die Schaufenster ansahen. Er kam an einem Gefängnisbau aus roten Ziegeln und einer kleinen Kapelle vorbei, an der ein Anschlag eine Hinrichtung ankündigte. Von fern erklangen unablässig Axthiebe und das Scharren von Spaten.
            Am Stadtrand angekommen, entdeckte Barnaby eine riesige Baustelle. Straßen wurden angelegt, Häuser errichtet. Er unterhielt sich mit einem Vorarbeiter, der ihm erklärte, hier werde kein neues Gefängnis gebaut, wie Barnaby vermutet hatte, sondern eine sichere Unterkunft für die drei- bis vierhundert Sträflinge, die jeweils einen Arbeitstrupp bildeten.
            Für Barnaby sah es

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