Insel der glühenden Sonne
trotzdem nach einem Gefängnis aus. Er ging weiter bergauf, von wo aus er einen herrlichen Ausblick auf den Hafen am Fluss genoss. Schließlich passierte er die eindrucksvolle Kaserne in der Davey Street mit ihren rot uniformierten Wachposten und schlenderte hinunter zum Kai. Er erforschte eine interessante Gegend namens Salamanca, in der Lagerhäuser an den Fluss grenzten und ein schattiger Platz einen offensichtlich beliebten Treffpunkt für Einkaufsbummler und Spaziergänger bildete.
Vor einem kleinen Pub waren Tische und Stühle aufgestellt, und Barnaby suchte sich einen freien Platz, von dem aus er mit einem kühlen Ale in der Hand die Welt um sich herum betrachten konnte.
Er saß entspannt da, als sich eine Personengruppe näherte. Drei Frauen, begleitet von zahlreichen Kindern, was nicht weiter außergewöhnlich war, doch die Frau in der Mitte schien allgemeine Aufmerksamkeit zu erregen. Sie war rundlich, nein, schwanger, und trug ein adrettes schwarzes Kleid mit Kragen und Manschetten aus weißer Spitze, dazu eine herzförmige Spitzenhaube. Sie wurde förmlich angestarrt, man hörte manch derbe Zurufe, doch sie winkte schüchtern zu den Leuten hinüber.
Die Kinder wollten bei einem Straßenhändler Süßigkeiten kaufen, und während Barnaby ihnen noch entgegensah, tippte ihm das Schankmädchen auf die Schulter.
»Das ist die Frau des Gouverneurs mit ihren Kindern.«
Barnaby wandte sich sofort ab, da er nicht zu den Gaffern gehören wollte, doch die Dame blieb tatsächlich stehen und sprach ihn an.
»Meine Güte, das ist doch Mr. Warboy, wenn ich mich nicht irre!«
Er erhob sich ungeschickt. »Ja, in der Tat, mein Name ist Warboy«, konnte er hervorstoßen, bevor er sich verbeugte.
»Und Sie erinnern sich nicht mehr an mich«, fügte die Dame fröhlich hinzu.
Überrascht sah Barnaby sie an und schluckte. »Du lieber Himmel, Eliza Smith, höchstpersönlich.«
»Nicht mehr Smith. Ich habe doch Major George Arthur geheiratet, der damals in Kingston stationiert war.«
»Stimmt. Wie schön, dass wir uns hier wieder sehen.«
Sie wandte sich an eine ihrer Begleiterinnen. »Dieser Herr stammt ebenfalls aus Kingston, wo ich geboren wurde. Ich kenne ihn schon ewig.«
Sie stellte ihn Mrs. Flood vor und schickte die andere Frau mit den Kindern vor.
»Und was führt Sie zu uns, Mr. Warboy?«, fragte sie aufgeregt. »Wie lange sind Sie schon hier? Sie müssen unbedingt zum Essen kommen, es gibt so viel zu erzählen. Ich treffe selten Menschen von zu Hause. Wie geht es Harold und Jubal?«
»Meine liebe Mrs. Arthur, den Jungen geht es gut, sie sind beide verheiratet. Jubal wird ein Mann der Kirche, und Harold hat die Plantage übernommen, damit ich mir die Welt ansehen kann. Ich bin aus London hergekommen. Und wo haben Sie all die Jahre verbracht?«
»Wir lebten zehn Jahre in Belize, wo mein Mann Gouverneur war. Dann sind wir nach London zurückgekehrt, worauf man ihn zum Gouverneur von Van Diemen’s Land berief.«
»Wie interessant. Ich bin erst seit gestern hier, aber es scheint eine angenehme Gegend zu sein.«
»Erst seit gestern? Dann müssen Sie unbedingt heute Abend mit uns essen, wir wollen Ihnen den Aufenthalt so angenehm wie möglich gestalten. Hoffentlich sind Sie noch frei.«
Barnaby lachte. »Meine Liebe, ich habe überhaupt keine Pläne und nehme die Einladung mit Freuden an.«
Der Sitz des Gouverneurs war ein unauffälliges, weitläufiges Gebäude in der Macquarie Street oberhalb von Sullivan’s Cove, das eine Veranda und einen großen Garten besaß. Barnaby sollte hier noch oft zu Gast sein.
Sir George, obwohl meist sehr förmlich, hieß ihn an diesem ersten Abend herzlich willkommen. Sie verbrachten angenehme Stunden zu dritt, und die fünf lebhaften Kinder wurden hereingeführt, um ihn kennen zu lernen, was Barnaby als große Ehre empfand.
Er erfuhr, dass die Arthurs seit zwei Jahren in Hobart lebten und sehr glücklich mit dem Posten, wenn auch nicht mit ihrer derzeitigen Unterkunft waren.
»Zu Anfang war das Haus heruntergekommen, nahezu unbewohnbar«, berichtete Eliza. »Wir mussten im Hotel wohnen, während die
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