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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Sean Shanahan und zehn andere Sträflinge mit Ketten und Eisenkugeln an den Füßen eine Grube ausgehoben und die Leichen beerdigt. Eines Tages würde er hier einen Grabstein aufstellen und so vielleicht sein schlechtes Gewissen beruhigen, weil er nicht den Mut gehabt hatte, den Befehl zu verweigern.
            Im Gegensatz zu Angus McLeod, dem wilden Schotten. »Begrabt eure Sünden selbst! Verdammte Mörder!«, hatte er dem Offizier im roten Waffenrock entgegengebrüllt.
            Gleich nach seiner Ankunft auf der Veritas hatte McLeod im Gefängnis in der Campbell Street hundert Peitschenhiebe bezogen. Die meisten Gefangenen bekamen irgendwann die neunschwänzige Katze zu spüren, und Sean dachte schaudernd daran, dass er selbst zweimal dreißig Hiebe erhalten hatte. Erinnerte sich an McLeods mageren blassen Rücken, der zu einer blutigen Masse wurde, und an den trotzigen Widerstand des Schotten.
            Zu Hause in Irland hatte auch er sich als trotzig empfunden. Wie dumm er gewesen war, den Helden zu spielen! Shanahan und seine Freunde galten als wilde Hunde, und das nicht zu Unrecht. Sie waren die Söhne von Pächtern, die ständig am Rande des Hungertods lebten und zusehen mussten, wie halbe Familien emigrierten und das Dorf sich zunehmend leerte.
            Sein Bruder war nach Amerika ausgewandert und hatte Sean und seine Eltern mit der Farm und den katastrophalen Ernten allein gelassen, während ihm Glenna, die Liebe seines Lebens, erklärte, sie werde ebenfalls nach New York aufbrechen, falls sie nicht bald heirateten.
            Sean flehte um Geduld. Sie wusste, dass er keine Frau ernähren oder ihr auch nur ein Dach über dem Kopf bieten konnte, solange seine Eltern noch lebten.
            »Es ist mir egal«, hatte sie unbeherrscht geschrien, »wenn du keine Möglichkeit findest, dann liebst du mich auch nicht genug.«
            Damals war ihm gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ihre Haltung ihn erbittert hatte.
            Der Schritt vom stillen Bauernjungen zum wilden Rebellen war nicht groß gewesen. Sean konzentrierte sich bald darauf, den englischen Pachtherrn, Colonel Linton Hastings, zu schikanieren. Zunächst überfielen er und seine Freunde nur die feinen Jungs aus dem Gymnasium, das am Rand des Dorfes lag, und wilderten in den Wäldern, doch allmählich wurden ihre Missetaten schwerer. Sie ließen Tore offen stehen, verbrannten Heuballen, sabotierten die Wagen des Colonel, bis die Polizei zum regelmäßigen Besucher auf der Farm wurde. Nachdem sie eines Abends getanzt und einem selbst gebrauten Kartoffelschnaps zugesprochen hatten, wankten Sean und sein Cousin Matt O’Neill singend eine einsame Straße entlang. Da begegnete ihnen Hastings’ Verwalter, der sein Pferd zügelte und eine Tirade losließ, er wolle wegen nächtlicher Ruhestörung die Polizei rufen.
            Die Wogen schlugen hoch. Sean riss den Mann vom Pferd, Matt nahm ihm die Stiefel weg. Lachend warf Sean den Hut auf einen Baum und zog einer Vogelscheuche den Mantel über. Dann schnappte er sich den Ledersack des Verwalters, in dem er einen kleinen Beutel mit Pennys und einen mit Silbermünzen fand.
            Empört warf er dem Mann vor, das letzte Geld aus den armen Pächtern herauszupressen, schlug ihm ins Gesicht und marschierte mit dem Geld davon.
            »He, lass das hier, sonst kriegen sie dich wegen Diebstahls dran«, rief Matt.
            »Dann sind wir auch nicht schlechter als die, oder?«
            Der Verwalter stand auf Strümpfen da und stieß Drohungen hervor. Sean kehrte zurück. »Wenn du uns verrätst, brenn ich dein Haus nieder. Kapiert, du Verräterschwein? Jetzt hau ab, sonst setzt es was.«
            Natürlich redete der Verwalter. Sean wurde als Erster verhaftet, wollte aber nicht sagen, was aus Hastings’ Geld geworden war. Matt war vorgewarnt und verschwand aus dem Dorf. Eine Woche später brannte das Haus des Verwalters nieder, wovon Sean im Dubliner Gefängnis erfuhr. Sorgen machte er sich nur um seine Eltern, die er ganz und gar im Stich gelassen hatte.
            Wenige Monate später beteiligte er sich an einem Fluchtversuch, wurde aber erwischt und zur Verbannung nach Van Diemen’s Land verurteilt.
            Seine Eltern durften ihn noch besuchen, und obwohl seine Mutter weinte, zeigte sich sein Vater optimistisch.
            »Ich wusste, es wäre nur eine Frage der Zeit, bevor du in die

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