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Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Augen, die eisig durch ihn hindurchblickten. Sie schwieg und rührte sich auch nicht von der Stelle und schien dabei eine Herablassung zu verströmen, die ihn verblüffte. Noch nie war ihm jemand so absichtlich grob begegnet.
            Das Mädchen kam ihm zu Hilfe. »Ich wüsste es gern«, sagte sie mit scheuer, seidenweicher Stimme.
            »Penn!«, rief ihre Mutter, »ich bitte dich!«
            Mrs. Warboy kehrte ihm den Rücken zu, als Miss Penelope fragte: »Was sind das für grüne Schösslinge und Büsche dort drüben?«
            Angus breitete sein gesammeltes Wissen vor ihr aus. »Die Pflanzen werden in einem bestimmten Winkel zur Einfassung gesetzt, damit sie alle schon von weitem sichtbar sind. Die Blumen blühen nur etwa drei Wochen, aber die Büsche dienen als immergrüner Rahmen für den Garten.«
            Das Mädchen hörte aufmerksam zu, sah aber an ihm vorbei, sodass Angus ihre Augenfarbe nicht erkennen konnte. Noch nicht.
            Es war unangenehm, gegen den schwarz gekleideten Rücken der Mutter und die Haube der Tochter, die seitlich von ihm stand, anzureden, doch Angus kämpfte tapfer weiter. »Vorn wachsen bodendeckende Fairy-Rosen, weiter hinten Sonnenhut und Chinaschilf. Dort drüben pflanzen wir ganz viele rosa Indianernesseln und dahinter ein breites Band aus purpurnem Salbei. Auf der anderen Seite dann der rote Salbei, unterbrochen von Teilern aus Rittersporn und Lilien, dahinter höhere Rosen und …«
            Mrs. Warboy schoss herum. »Es reicht! Gehen Sie! Ich verstehe kein Wort.«
            »Ich glaube, er ist sehr klug«, sagte ihre Tochter mit einem angedeuteten Lächeln, bevor sie ihrer Mutter zum Haus folgte.
             
            »Hier geht alles vor die Hunde«, beklagte sich Dossie bei Angus. »Ein unordentlicher Haufen, ich muss ständig hinter ihnen aufräumen. Sie fressen wie die Schweine, und sie hat alles an sich gerissen, spielt sich als Herrin auf und gibt dauernd Befehle. Selbst rührt sie natürlich keinen Finger. Du kannst Shanahan ausrichten, dass ich meine Meinung geändert habe. Ich brauche eine Wäscherin und Spülhilfe. Allein schaffe ich es nicht mehr.«
            Angus überbrachte seinem Boss die Nachricht, doch Shanahan wusste bereits über Jubal Warboy samt Anhang Bescheid. »Ein verdammtes Ärgernis. Tun, als gehörte ihnen die Farm.«
            »Ist aber nicht so. Dossie sagt, der alte Knabe ist stinksauer. Hasst es, die Leute um sich zu haben.«
            »Warum wirft er sie nicht raus?«
            »Sie sagt, sie hat sie streiten hören. Die wollen einfach nicht gehen. So was hab ich noch nie erlebt. Mein alter Herr hätte sie mit der Axt in der Hand aus dem Haus vertrieben. Jedenfalls sagt Dossie, sie schafft es nicht allein und hat Angst, von der Frau entlassen zu werden.«
            »Gut, ich rede mit Mr. Warboy.«
            Als Sean die Gelegenheit fand, das Thema anzuschneiden, stieß er bei Warboy auf offene Ohren. »Ja, Sie haben Recht. Dossie kann sich nicht um alles kümmern. Das Problem ist, dass sie nicht an weiße Dienstboten gewöhnt sind. Sie wollen Schwarze. Kennen Sie irgendwelche schwarzen Mädchen, Shanahan?«
            »Hab von ein paar gehört, aber sie sind schwer zu kriegen.«
            Warboy runzelte die Stirn. »Das habe ich Millicent auch gesagt. Wollte ihr erklären, dass die Schwarzen, die wir in Jamaika hatten, von Kindheit an als Hauspersonal ausgebildet wurden. Sie versteht einfach nicht, dass die Schwarzen hier in Van Diemen’s Land völlig nutzlos wären, und jammert ständig nach einem schwarzen Mädchen, das sie anlernen kann. Sehen Sie zu, was sich machen lässt. Bis dahin soll einer der Männer Dossie in der Wäscherei helfen.«
            Sean wusste, dass sein Bemühen vergebens sein würde, doch es bot ihm eine Entschuldigung, um sich in die Stadt zu begeben. Der Winter hatte begonnen, auf dem Mount Wellington lag Schnee, doch es war ein schöner klarer Tag. Er ritt die Straße entlang und staunte wie immer über das geschäftige Treiben, die neuen Straßen und Häuser. Im Geiste sah er noch sein Heimatdorf Rosleen, das an eine Ansichtskarte erinnerte und sich seit der Zeit seines Großvaters nicht verändert hatte. Hier hingegen herrschte ein ständiges Kommen und Gehen von Siedlern und Sträflingen, sodass Hobart vielleicht einmal eine echte Stadt werden würde. Er hatte gehört,

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