Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel der glühenden Sonne

Titel: Insel der glühenden Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
schüttelte.
            »Geht nicht. Ich bin Vorarbeiter auf einer Farm, kein Sheriff.«
            Jubal schäumte, als sich die übrigen Männer ebenfalls entfernten. Sie kehrten ihm den Rücken! Zurückrufen konnte er sie nicht, damit hätte er sich gedemütigt und womöglich noch ihren Zorn geweckt. Er war so entsetzt, dass er sich einen erfahrenen Auspeitscher herbeiwünschte, dem würde er richtig zu tun geben.
            »Du hörst noch von mir, Shanahan«, rief er. »Und der Pferdedieb ebenfalls.«
             
            Niemand erfuhr, was zwischen Barnaby Warboy und seinem Sohn vorgefallen war, nachdem dieser angeblich das Wirken von Gottes Hand erlebt hatte, und die Sache verlief im Sand. Erst als Dossie den Männern einen Wink gab, fiel ihnen die Geschichte wieder ein.
            »Ein paar von euch haben Briefe bekommen. Der Prediger hat sie. Mr. Warboy hat sie ihm gestern zum Verteilen gegeben.«
            »Briefe!«, rief Singer aufgeregt, da sie nur selten Post bekamen. »Ist auch einer für mich dabei?«
            »Keine Ahnung. Ich hab mich schon gewundert, dass keiner von euch sich freut.«
            »Von Briefen war keine Rede.«
            »Also sind sie noch beim Prediger.«
            Singer runzelte die Stirn. »Je länger ich diesen Kerl vor Augen habe, desto weniger gefällt er mir. Ich gehe und frage ihn danach. Nach so langer Zeit muss Post für mich dabei sein. Hab seit beinahe einem Jahr nichts von zu Hause gehört. Die könnten glatt tot sein.«
            »Sag so was nicht, Singer, das bringt Unglück. Viele Briefe gehen verloren, wenn Schiffe sinken.«
            Doch er hörte ihr nicht mehr zu, sondern fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, um es zu ordnen, steckte das Hemd in die Hose und rieb die zerschrammten Stiefel mit einem Lappen ab. »Du gehst vor, Dossie.«
            »Ich weiß nicht recht …«, entgegnete sie nervös. »Er will vielleicht wissen, wie du davon erfahren hast. Dann kriege ich Schwierigkeiten.«
            »Nein, das wirst du nicht. Los, ich warte noch ein paar Minuten.«
            Die kurze Wartezeit war qualvoll. Der Brief stammte gewiss von seiner Schwester, deren Söhne er noch nie gesehen hatte. Sie schrieb schöne Briefe voller Neuigkeiten, viel besser als die kaum leserlichen Postkarten, die er bisweilen bekam.
            »Das reicht!« Singer marschierte aus dem Stall, quer über die Koppel, stieg über den Zaun und wartete ungeduldig, bis Dossie ihren Milcheimer aus der Molkerei geholt hatte und damit die Steintreppe zur Küche hinaufging.
            Er betrachtete das schöne Haus, die ganze Farm und den erstaunlichen Garten. Eigentlich war es verrückt, so viel Zeit dafür aufzuwenden, doch davon schienen die Leute hier allemal genug zu haben.
            Dann klopfte er an die Küchentür und fragte höflich, ob Mr. Warboy zu sprechen sei.
            »Mr. Warboy senior«, fügte er hinzu.
            »Er ist nicht zu Hause«, erklärte Dossie.
            »Dann bitte den anderen Mr. Warboy.«
            »Moment.« Dossie verschwand im Haus.
            Singer spähte in die Küche. Sie war blitzsauber, man hätte vom Boden essen können, und an der Wand über den glänzenden Kochtöpfen prangte ein Bild des Königs.
            Singer grinste, als er an Zacks Antipathie gegen jegliche Form der Monarchie dachte. Und ausgerechnet der arbeitete nun für Seine Exzellenz, den Stellvertreter des Königs auf dieser Insel.
            Dossie kehrte zurück. »Er sagt, du sollst zur Seitentür kommen.«
            »Wollte er nicht wissen, worum es geht?«
            »Doch. Ich hab getan, als hätte ich keine Ahnung.«
            Neben der Seitentür befand sich eine Art Wachhäuschen, in dem Stiefel und Ölzeug untergebracht waren. Der Prediger wartete dort auf ihn.
            »Wie kannst du es wagen, zum Haus zu kommen!«, fuhr er ihn an.
            Singer schüttelte den Kopf. Er hasste aufgeblasene Typen, die wie die Maden im Speck hausten.
            »Verzeihung, Sir, aber am letzten Freitag im Monat kommen immer die Briefe für die Arbeiter, und die wollte ich abholen.«
            »Diese Regel ist mir nicht bekannt.«
            »Verständlich, Sir, so viel Post bekommen wir ja nicht. Gibt es denn Briefe?«
            Der Prediger wirkte unsicher. »Mag

Weitere Kostenlose Bücher