Insel der glühenden Sonne
wechseln können.
Manchmal kam es ihm jedoch vor, als suchte sie seine Gesellschaft. Mehrfach war sie ins Gewächshaus gekommen, als er dort arbeitete, und hatte, obschon überrascht angesichts seiner Anwesenheit, mit ihm geplaudert – über das Wetter, den Garten und seine Arbeit. Sie wirkte wie ein Vögelchen, das jederzeit die Flucht ergreifen konnte, und war bisweilen regelrecht verschreckt. Oft spazierte sie durch den Garten, hielt sich aber von allen Leuten fern. Um den Hals trug sie stets ein kleines Silberkreuz und meist eine Haube auf dem Kopf, doch dann und wann ließ sie die dicken, seidigen Locken offen über die Schultern fallen, was in Angus ein warmes, vertrautes Gefühl erzeugte. Sie entfernte sich nie weit vom Haus. Die Arbeiter nannten sie Betschwester, denn es gefiel ihnen nicht, dass sie sie zu beobachten schien, aber nie ein Wort sagte. Nun, das war ihre Entscheidung, und Angus vermutete, dass sie eifersüchtig waren, weil Penn nur mit ihm sprach. Und er nahm es Bill Kemp sehr übel, dass dieser sie als Irre titulierte.
Er wünschte, Warboy würde zum Ende seiner Predigt kommen, er hatte zu tun.
Nie hätte er geglaubt, dass er Freude an der Gartenarbeit finden könnte, doch er liebte Warboys Garten, als wäre es sein eigener. Unter seinen Händen blühte neues Leben auf, als öffnete sich eine Tür in eine andere Welt. Die sandbestreuten Wege waren angelegt, die Rohrleitung für den kleinen Springbrunnen war fertig, eine Pergola wartete auf die Kletterrosen, die schon an ihrem Fuß hervorsprossen, und ganz am Ende des Gartens bauten die Zimmerleute den weißen Pavillon mit dem grünen Dach. Angus’ Gedanken wanderten zu den Bäumen, die schnell wie Kinder wuchsen und miteinander zu wetteifern schienen.
Plötzlich entstand Unruhe. Ein Mann war in der Hitze umgekippt, die Kameraden drängten sich um ihn, bis man ihn in den Schatten trug.
Jubal faselte weiter von der ewigen Verdammnis der Pferdediebe und rief Gott an, er möge den Sünder unter ihnen mit einem Blitzschlag niederwerfen. Er zeigte kein Mitleid mit dem Ohnmächtigen und forderte lautstark Ordnung, bis ihm die furchtbare Wahrheit dämmerte.
Gott hatte ihn erhört! Er hatte den Pferdedieb tatsächlich niedergestreckt, vor aller Augen! Gott hatte Jubal Warboy, seinen Vertreter in diesem irdischen Jammertal, erhört und den Schuldigen gestraft!
»Ehre sei Gott!«, rief er und breitete die Arme himmelwärts. »Der Allmächtige hat gesprochen!«
Er rannte zu dem Sünder hinüber, stieß die Arbeiter beiseite und nahm eine dramatische Pose ein. »Sehet her! Der Allmächtige hat gesprochen! Sehet den Sünder! Den Pferdedieb!«
Der Mann setzte sich abrupt auf. »Was? Wieso?«
»Du bist ertappt!« Jubal war außer sich vor Erregung. »Der Herr selbst hat mit dem Finger auf dich gezeigt. Gestehe, solange noch Zeit ist! Gestehe, bevor er dich erschlägt und du der ewigen Verdammnis anheimfällst. Gestehe!«
Der angebliche Sünder sah sich verwundert um.
»Was soll ich gestehen?«
»Widersprich nicht dem Herrn!«, donnerte Jubal. »Ihr habt gesehen, was passiert ist! Ich rief den Herrn an, er möge den Sünder niederstrecken, und er hat es getan! Da habt ihr euren Pferdedieb!«
»Das stimmt nicht!«, empörte sich der Sünder und stand auf, während die übrigen zu Jubals Entsetzen in Gelächter ausbrachen.
»Ruhe! Du, Shanahan, du legst den Mann in Ketten. Und sperrst ihn in den Holzschuppen.«
»Billo hat nie ein Pferd gestohlen«, entgegnete Shanahan ruhig. »Er kippt oft in der Hitze um. Das haben Sie selbst schon gesehen.«
»Das habe ich nie gesehen. Seine Schuld ist offenbar geworden. Du wirst gehorchen oder ebenfalls die Peitsche spüren.«
»Was?« Billo geriet in Wallung. »Ich hab kein Pferd gestohlen. Und Sie werden mich nicht für etwas auspeitschen, das ich nicht getan habe, Mister. Wer zum Teufel sind Sie überhaupt? Verziehen Sie sich, ich muss Ihnen nicht zuhören. Dummkopf, aus dem Weg!«
Mit diesen Worten zog er seine Hose zurecht und marschierte davon. »Von jetzt an kann ein anderer den Ohnmächtigen machen«, zischte er Shanahan zu.
»Hol ihn zurück«, forderte Jubal, worauf Shanahan den Kopf
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