Insel der glühenden Sonne
Farm, auf der er arbeitet. Aber er wird sich schon herausgewunden haben. Shanahan kann Leute in Grund und Boden reden.«
»Wie heißt du wirklich?«
»Freddy Hines. Herrgott, was willst du denn sonst noch wissen?«
Claude spähte aus dem Fenster auf den Regen, der sich wie ein Vorhang durch das Tal zog. »Ich muss wissen, ob du kein Mörder bist. Ich kann alles nachprüfen, bin bei der Regierung angestellt.«
»Nur zu.«
»Na schön. Ich habe mir eine absolut wasserdichte Identität für dich überlegt.«
»Und die wäre?«
»Du bist mein Sohn. Ein freier Siedler, der seinem Vater bei der Arbeit helfen will. Ich fülle die Formulare aus, suche ein Schiff, mit dem du angeblich gekommen bist, und liefere die Antworten für deinen familiären Hintergrund.«
Während er seinen Plan darlegte, gelangte Freddy zu dem Schluss, dass er es mit einem Genie zu tun hatte. Shanahan hätte großen Gefallen daran gefunden. »Und wie soll ich heißen?«
»Ich nenne dich Penley Plunkett, hatte mal einen Onkel dieses Namens. Er war ein Entdecker. Ich sollte eigentlich mit ihm nach Kanada emigrieren, aber er ist drüben ertrunken. Ist mit dem Kajak auf einen eisigkalten See hinausgefahren. Das Ding hatte ein Loch, er ging unter wie ein Stein. Die Sache mit dem vielen Eis behagte mir nicht, also bin ich stattdessen nach Van Diemen’s Land gekommen.«
»Auf den Namen Penley würde ich gern verzichten. Scheint kein großes Kirchenlicht gewesen zu sein.«
»Na gut, dann eben Jack Plunkett.«
»Plunkett gefällt mir auch nicht.«
»Daran kann ich nichts ändern«, knurrte Claude.
Am nächsten Tag würde er mit vier Pferden ins Dorf New Norfolk reiten, während Freddy auf die sechs verbliebenen Tiere aufpasste. Danach wollte er in Hobart die Papiere für seinen neuen Mitarbeiter besorgen, was nicht länger als ein paar Tage dauern würde.
»Warum nimmst du nicht alle Pferde mit?«, fragte Freddy.
»Das drückt den Preis, und für Duke und mich ist es schon schwer genug, vier Tiere mitzuführen. Wenn du erst legale Papiere hast und dir einen langen Bart wachsen lässt, kannst du mir beim Verkaufen helfen.«
Claude hatte noch größere Pläne. Weiter im Landesinneren lebten ganze Herden von Wildpferden, Brumbys genannt, die nicht ungefährlich, mit Hilfe von Jack und einigen Schwarzen aber vielleicht doch einzufangen waren. Sie wurden in keinem Buch verzeichnet und wären ein lohnendes Geschäft.
Er würde einen Zureiter engagieren, der seine Wildpferde zähmte, und einmal in Monat einen Pferdemarkt veranstalten. Er könnte sogar eine Zucht aufmachen und richtige Ställe bauen. Das Annabella-Gestüt – seine Träume gingen ins Unendliche. Warum war er nicht längst darauf gekommen?
»He, Claude«, rief ihm Freddy zu, »wie viel ist für mich dabei drin?«
»Zunächst mal der Lohn. Zwei Pfund im Jahr, dann sehen wir weiter.«
»Unterkunft und Verpflegung?«
»In Ordnung.«
»Und was ist mit einer Hütte für mich? Du kannst deinen Sohn schlecht in der Scheune schlafen lassen.«
»Darum kümmere ich mich, wenn ich zurück bin. Und du rasierst dich gefälligst nicht mehr. Das Gleiche gilt übrigens auch fürs Haareschneiden.«
Laut seinen Büchern verkaufte Claude die vier Pferde für zwei Pfund pro Tier an Jack Plunkett. Anschließend veräußerte er sie in dessen Namen in New Norfolk für insgesamt achtzig Pfund, wovon die Regierung nichts erfahren würde.
Dann ritt er mit Duke nach Hobart, der den Ausflug zu genießen schien.
Claude zahlte die achtzig Pfund bei der Bank ein, ließ die Quittungen auf Jack Plunkett ausstellen und beschwerte sich, dass ihn die Polizei angehalten und nach seinen Papieren verlangt habe.
»Ich bin ein angesehener Siedler«, tobte er, »und lebe länger als ihr alle hier. Nur weil ich meine Papiere nicht finden kann, brüllen die mich an. Sie wollten einfach nicht kapieren, dass ich das Tierheim leite. Hören Sie mir überhaupt zu?«
»Was wollen Sie denn?«, fragte der Beamte gelangweilt.
»Was ich will? Neue Papiere, damit
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