Insel der glühenden Sonne
ich sie ihnen beim nächsten Mal unter die Nase halten kann.«
»Schon gut. Sie brauchen nicht so zu brüllen.« Er schob Claude ein Formular hin. »Füllen Sie das aus.«
Claude beantwortete die Fragen in seiner ordentlichen Handschrift und kehrte zum Schalter zurück.
»Ganz schön unangenehm, dass ein angesehener Mann dieses entwürdigende Theater mitmachen muss«, knurrte er, während der Beamte das Formular achtlos abstempelte, womit Jack Plunkett, Farmhelfer, Sohn des Tierheimleiters, ordnungsgemäß als Bürger registriert wurde.
Draußen seufzte er erleichtert. Die Schauspielerei war ihm nicht leicht gefallen, und er hatte schon gefürchtet, Stimme und Beine könnten ihm den Dienst versagen.
Doch nun war die Tat vollbracht. Und da der Zwischenfall mit der Polizei nur seiner Fantasie entsprungen war, wanderte er in aller Ruhe zum Gericht und sah sich die lange Liste der Sträflinge an, die sich ihrer Arbeitspflicht entzogen hatten. Dann wandte er sich einem anderen Anschlag zu. Hier waren die Entlaufenen aufgelistet, in manchen Fällen auch mit Angabe ihrer Verbrechen und Personenzeichnungen. Am so genannten »Ehrenbrett« befanden sich die Gesichter der Elite, Sträflinge, die zu Buschräubern geworden waren. Die Steckbriefe hingen hinter Glas, damit niemand sie als Souvenir einsteckte.
Claude sah nur flüchtig hin und studierte dann die Liste der Entlaufenen. Nach den Beschreibungen zu urteilen, mussten die alle gleich aussehen. Dann fiel sein Blick auf die Worte »verkrüppelte Hand«. Freddy Hines, eins vierundsechzig, braunes Haar. Das musste er sein. Angriff auf einen Wärter. So etwas hätte er ihm gar nicht zugetraut.
Zufrieden begab er sich in ein Pub am Fluss. Er war im Grunde kein Einsiedler, aber fest entschlossen, draußen in der Wildnis sein Glück zu machen. Er hatte die Pferde legal an Jack verkauft und den Erlös im Kontobuch eingetragen. Daran war nichts Illegales, da er den Preis selbst festsetzen konnte. Dass er sie für achtzig Pfund weiterverkauft hatte, musste niemand erfahren.
Die Kellnerin servierte ihm lächelnd Flusskrebse mit Essig, ein Brötchen und ein Pint Bier.
Dann sah er Bailey hereinkommen, einen aalglatten Burschen, der als zuverlässige Informationsquelle galt.
»Wie geht’s, Claude? Wann kriege ich eins von deinen Pferden?«
»Was willst du denn mit einem Pferd? Wirst doch krank, wenn du dich weiter als fünfhundert Meter vom Hafen entfernst. Schon mal von einem Kerl namens Shanahan gehört?«
»Wieso?«
»Hab von ihm reden hören. Dachte, ich kenne ihn vielleicht von der Überfahrt.«
»Wer hat von ihm geredet?«
»Farmer Jones aus Norfolk.«
»Nee, ich kenne keinen Shanahan. Was soll er sein, Offizier?«
»Ja, glaub schon.«
Bailey ging kopfschüttelnd davon, doch Claude wusste nun, dass es Shanahan tatsächlich gab. Und das Pferd, das er Freddy gegeben hatte, gehörte seinem Boss und war daher als gestohlen gemeldet. Er würde es sobald wie möglich einem Pächter verkaufen.
»Jemand hat nach dir gefragt.«
»Wer denn?«
»Claude vom Tierheim.«
»Nie gehört. Was wollte er denn?«
»Komische Sache. Ist nicht damit rausgerückt. Hat mir ein Märchen aufgetischt, dass er dich angeblich vom Schiff kennt.« Er stieß Sean in die Rippen. »Ausgerechnet vom Schiff! Vermutlich aus der Offiziersmesse.«
»Und dann?«
»Nichts. Hat nicht mehr gesagt als das.«
»Wo ist dieses Tierheim?«
»Draußen im Busch. Auf der ehemaligen Annabella-Schafstation.«
»Egal, ich muss jetzt den Boss nach Hause fahren.«
Sean eilte zur Schneiderwerkstatt, um Mr. Warboys neuen Mantel, ein elegantes Stück aus gefüttertem Tweed mit kurzer Pelerine, abzuholen.
Als der Schneider den Mantel auf die polierte Theke legte und ihn beinahe ehrfürchtig faltete, betrachtete er Sean, dessen Äußeres so gar nicht in seinen Laden passte.
»Du kannst draußen warten.«
»Nein, es regnet. Machen Sie nur weiter.«
Schließlich wurde der Mantel in die mit Seidenpapier
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