Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter
wechselten nach und nach von Englisch zu Griechisch und es stellte sich heraus, dass Tom damals zur selben Zeit wie Oma Greta in Mátala gelebt hatte. Nur dass er auf Kreta geblieben war, nachdem die Zeit von Mátala vorbei war. Inzwischen besaß er eine kleine Olivenplantage ein paar Kilometer entfernt zwischen den Bergen.
Tom blieb bei ihnen in der Runde sitzen und aß mit ihnen zusammen, während die Männer, mit denen er in die Taverne gekommen war, offensichtlich auch ohne ihn zurechtkamen.
Leándra hörte genau zu, was Oma Greta und er sich erzählten, und auch Eleni sah so aus, als würde sie auf irgendeine geheime Information warten. Nur ihre Mutter saß am anderen Tischende und unterhielt sich mit einem Teil ihres Teams über archäologische Themen. Gut so.
»Warum warst du nicht auf dem Ehemaligentreffen in Mátala?«, fragte Tom irgendwann und ließ seine Gabel sinken. »Es war ein großes Festival mit Musik und viele von uns alten Hasen waren da.«
Oma Greta schüttelte den Kopf. »Ich habe zu spät davon erfahren.«
Tom trank einen Schluck Wein und stellte das Glas wieder auf den Tisch. »Es war schön, die alten Gesichter wiederzusehen.« Für einen Moment schmunzelte er selig vor sich hin. Dann lachte er auf. »Weißt du was? Wir haben auch über dich gesprochen, über deine Geheimnistuerei, als du plötzlich schwanger warst und niemandem sagen wolltest, von wem das Kind ist.«
Leándra horchte auf. Sie konnte sehen, wie Oma Greta sich anspannte. Auch Eleni hob den Blick von ihrem Teller und spitzte die Ohren.
Tom schien es nicht zu bemerken und erzählte mit leuchtenden Augen weiter. »Und dann hast du irgendwann diese Geschichte von dem schönen Griechen erzählt, der in einer Gewitternacht plötzlich in deiner Höhle erschienen ist. Ein vollkommen Fremder, den du nur in dieser einen Nacht gesehen und dich sofort in ihn verliebt hast.« Tom schüttelte lachend den Kopf. »Wir sind uns ja bis heute sicher, dass du die Story nur erfunden hast, damit wir endlich aufhören, dich nach dem Vater zu fragen.«
Leándra wechselte einen unauffälligen Blick mit Eleni. Vielleicht erfuhren sie jetzt etwas über ihren Großvater.
Tom schnitt ein Stück von seinem Fleisch ab, ließ es aber liegen, um besser sprechen zu können. »Shirley war übrigens auch auf dem Ehemaligentreffen. Sie war ja die Einzige, diedir damals geglaubt hat, und sie hat heute wie damals geschworen, dass sie in der Gewitternacht einen weißen Adler gesehen hat, der aus deiner Höhle kam und davongeflogen ist.«
Jetzt lachte auch Oma Greta. Sie hob ihr Weinglas und prostete Tom zu. »Shirley hat eben immer schon gerne Märchen erzählt und so getan, als wären sie wahr. Sie hat auch an griechische Götter geglaubt, erinnerst du dich?«
Tom nickte eifrig und seine grauen Locken wippten in der Bewegung. »Ja, du hast recht. Sie hat uns immer von Zeus und Poseidon gepredigt.«
Tom und Greta lachten, aber Leándra bemerkte den Blick ihrer Mutter. Arjana hatte aufgehört zu essen, sie sah zu ihnen herüber und hatte offenbar doch mitbekommen, worüber sie auf dieser Seite des Tisches sprachen. Aufrecht und erhaben saß sie da und wirkte auf so seltsame Weise unnahbar, dass Leándra plötzlich das Bild eines stolzen Adlers vor sich sah.
Toms Lachen beruhigte sich allmählich und nach ein paar Schlucken Wein stellte er seine Frage ganz ernst: »Nachdem das alles jetzt so lange her ist. Willst du nicht endlich sagen, wer der Vater ist?«
Greta lächelte. Aber in ihren Augen erkannte Leándra ein gefährliches Blitzen. »Du bist es jedenfalls nicht. Das wolltest du doch wissen, oder?«
Tom senkte ergeben den Blick. »Ach, Grieta ...«, seufzte er.
Für eine Weile aßen die beiden schweigend weiter, und als sie schließlich anfingen, sich mit den anderen über die Ausgrabung zu unterhalten, gab Leándra die Hoffnung auf, hier noch mehr über ihren Großvater herauszufinden.
Aber das, was sie bereits gehört hatte, war genug, um ihrkeine Ruhe zu lassen. Vor allem der weiße Adler kreiste durch ihre Gedanken. Irgendwo hatte sie schon einmal von einem solchen Adler gehört. Wenn sie sich recht erinnerte, hatte es etwas mit der griechischen Mythologie zu tun.
Als sie mit dem Essen fertig waren und das Team eifrig Getränke nachbestellte, stand Leándra auf. »Ich bin müde«, erklärte sie. »Wenn es euch nichts ausmacht, würde ich schon mal nach Hause gehen.« Sie wechselte einen Blick mit Eleni.
Was sie vorhatte, wollte sie allein
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