Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Ohms
Vom Netzwerk:
ihrem Vater über die Hochebene zu seinem Auto. Während sie die Beifahrertür öffnete, winkte sie noch einmal zu ihnen herüber. Ein typisches Philine-Lächelnstrahlte auf ihrem Gesicht und in ihren dunklen Augen schienen kleine blaue Funken aufzublitzen. Eine Sekunde später duckte sie sich ins Auto und verschwand.
    Die Dunkelheit zog bereits über dem Land herauf, als sie in der Taverne von Alexos’ Eltern ankamen. Der Himmel über den Hochebenen rund um Agia Vasiliki leuchtete in einem dunklen Violett, während die Sonne ihr letztes Licht am Rand der Klippen entlang über das Meer warf.
    Der kleine Tisch, den ihre Mutter reserviert hatte, stand auf der Terrasse unter den Tamarisken. Doch die letzten Sonnenstrahlen fielen zwischen den Zweigen hindurch und blendeten Eleni. Sie blinzelte und bemühte sich, ihre Furcht zu verbergen. Auf Kreta ging die Sonne schnell unter, viel schneller als in Deutschland, und wenn sie erst einmal so tief stand, dann würde es nur noch wenige Minuten dauern, bevor sie tatsächlich hinter dem Horizont versank.
    Auch Alexos’ Familie wusste, wie schnell die Sonne unterging, denn die bunten Lichterketten auf der Terrasse leuchteten bereits und Alexos’ Vater ging mit einer brennenden Kerze herum, um auch die Fackeln rund um sein Restaurant zu entzünden.
    Eleni versuchte, sich von der Sonne loszureißen und wenigstens zuzuhören, was die anderen sich erzählten. Aber es war erstaunlich ungewohnt, nach den Wochen mit Philine wieder ein Gespräch auf Deutsch zu führen.
    »Du siehst wirklich hübsch aus, heute Abend.« Leándra lächelte Oma Greta zu und deutete auf die Hochsteckfrisur, die sie mit bunten Haarklammern fixiert hatte. »Wann kommt denn dein Tom? Fahrt ihr zu seiner Olivenplantage?«
    Oma Greta lächelte glücklich und warf einen Blick auf ihre Uhr. »Ja. Wir werden spazieren gehen, im Dunkeln unter Olivenbäumen. Er kommt etwa in einer Dreiviertelstunde.«
    Spazieren gehen, im Dunkeln. Eleni fröstelte. Sie musste sich unbedingt noch etwas einfallen lassen, um ihre Mutter von dem geplanten Sternenspaziergang abzubringen. »Warum willst du eigentlich unbedingt einen Sternenspaziergang mit uns machen?« Sie versuchte, ihrer Stimme nichts anmerken zu lassen.
    Arjana lächelte geheimnisvoll und beugte sich zu ihr und Leándra über den Tisch. »Ich will euch beiden etwas erzählen – und ich dachte mir, ein Spaziergang im Dunkeln ist eine gute Gelegenheit, um in Ruhe zu reden.«
    Leándra kräuselte die Stirn. »Du machst es ja spannend. Ist da irgendwas im Busch? Willst du Markos heiraten? Oder bekommst du ein Baby?«
    Arjana lachte auf. Sie lehnte sich zurück und winkte ab. »Beides nicht ausgeschlossen. Aber lieber nicht so schnell.«
    Alexos kam an ihren Tisch und brachte ihnen die Karten. »Wisst ihr schon, was ihr trinken wollt?«
    »Ich nehme ein Wasser.« Arjana lächelte ihm zu.
    Alexos nickte höflich und zog den Notizblock aus seiner Tasche. Während er ihre Bestellungen notierte, huschte sein Blick immer wieder zu Leándra. Aber sie reagierte nicht darauf. Konnte es wirklich sein, dass ihre Schwester diese Blicke noch nicht bemerkt hatte?
    Auf einmal erhob sich das Rauschen vom Meer. Eleni riss den Kopf herum. Die Sonne war hinter den Klippen verschwunden und über der Insel hing eine schwarze Wolke, die immer breiter und dicker wurde.
    Die Schatten kamen sehr früh. Immerhin zeichnete sich noch ein Lichtstreifen an den Horizont.
    Eleni starrte auf die schwarze, wabernde Wolke. Plötzlich erschien sie ihr wie eine Armee, die sich für ihren finalen Schlag versammelt hatte – ausgerechnet an diesem Tag, an dem Philine und sie voneinander getrennt waren.
    »Alles in Ordnung mit dir?« Es war Oma Greta.
    Eleni fuhr zusammen. Sie bemühte sich um ein fröhliches Lächeln. »Ja klar. Was sollte schon sein?«
    Arjanas Blick wurde misstrauisch, ihre Stirn zog sich in Falten.
    Für einen Moment überlegte Eleni, ihrer Mutter von alldem zu erzählen. Vielleicht würden sich die Schatten anschließend rächen – aber womöglich waren Philine und sie ohnehin schon verloren. Eleni könnte es jetzt gleich erzählen. Bevor die schwarze Wolke zu ihnen herüberflog. Sie könnten Deutsch sprechen, und wenn sie leise redeten, würde sie wohl niemand verstehen – das einzige deutsche Touristenpaar saß einige Tische entfernt.
    Doch noch ehe Eleni eine Entscheidung treffen konnte, wurde das Rauschen zu einem Sturm. Die dunkle Wolke raste auf sie zu, wuchs in die Breite und war

Weitere Kostenlose Bücher