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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Ohms
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schließlich so nah, dass Eleni die einzelnen Gestalten voneinander unterscheiden konnte. Sie teilten sich! Wie in der Nacht am Lagerfeuer. Die Ersten erreichten die Klippen und im nächsten Moment waren sie über ihnen. Elenis Atem stockte, sie dachte noch, dass sie nicht schreien durfte, sich nicht vor ihnen ducken konnte und besser nicht einmal zusammenzuckte. Damit niemand bemerkte, was sie wahrnahm. Damit die Gestalten nicht auf sie aufmerksam wurden!
    Die schwarze Wolke verhüllte den Himmel über dem Dorf. Dunkle Schatten zischten über sie hinweg, landeten vereinzelt in den verwinkelten Gassen des Ortes. Andere gingen auf dem Strand nieder. Eleni erkannte ihre gewaltigen Schwingen, die noch kurz flatterten, ehe sie sich einfach in Luft auflösten.
    Wenige Augenblicke später war die schwarze Wolke über dem Landesinneren verschwunden. Aber die Schattengestalten am Strand blieben und kamen langsam auf sie zu. Auch in den dunklen Gassen, die ins Dorf hinaufführten, sah Eleni geisterhafte Bewegungen.
    »Irgendetwas ist doch mit dir!« Leándras Stimme krächzte. »Eleni?«
    Eleni riss sich von den dunklen Gestalten los. »Nein. Nichts. Wirklich.«
    Leándra schüttelte den Kopf. »Doch. Du kannst mir nichts vormachen. Ihr alle könnt mir langsam nichts mehr vormachen.« Sie sah von einem zum anderen.
    Eleni folgte dem Blick ihrer Schwester. Oma Greta seufzte tief und nickte kaum merklich. Arjana strich sich gedankenverloren über ihren Handrücken. Es war eine Angewohnheit, die Eleni schon so oft beobachtet hatte. Doch dieses Mal erkannte sie die Form, die der Zeigefinger darauf zeichnete: Es war ein Blitz, das Zeichen von Arjanas göttlichem Vater.
    Eine Bewegung in ihren Augenwinkeln lenkte Eleni ab: Die Gestalten hatten sich aus den Schatten des Dorfes gelöst und umzingelten die Terrasse. Schwarze Kapuzen verhüllten ihre Gesichter. Aber ihre Köpfe bewegten sich hin und her, so als würden ihre Blicke über die Gäste tasten. Offenbar suchten sie nach jemandem.
    Eleni bemühte sich, sie nicht anzusehen, nicht in die Schwärze unter ihren Kapuzen zu blicken. Nur aus den Augenwinkeln beobachtete sie die Gestalten, während sie auf das blau-weiß karierte Tischtuch starrte.
    Doch auf einmal bewegten sich die Karos, rutschten durcheinander und formten ein Bild, das Eleni bekannt vorkam: Es war die Form von Philines Schlucht – wenn man oben an ihrem Zugang stand und hinuntersah.
    Arjana räusperte sich. »Ja, du hast recht, Leándra. Das war genau das, worüber ich heute mit euch reden wollte.«
    Plötzlich spürte Eleni einen Schatten, der neben ihr stand. Seine Schattenhand fasste vor ihr auf den Tisch, wischte über die Karos und ordnete sie in die Form eines Delfins. Als die Hand sich zurückzog, entblößte sie daneben ein Mädchen, das sich nach vorne beugte, als würde es dem Tier etwas zurufen. Philine!
    Eleni hielt es nicht länger aus. Mit einem Schlag wusste sie, dass ihre Freundin in Gefahr war, jetzt, in diesem Moment, in dem Eleni mit ihrer Familie zusammensaß.
    Sie stieß ihren Stuhl zurück und sprang auf. »Ich kann nicht länger bleiben!« Sie warf einen Blick zu ihrer Mutter. »Ich weiß es bereits. Alles. Aber Leándra musst du es erklären! Bitte!« Mehr konnte sie nicht sagen. Mehr durfte sie nicht sagen, damit die Kreaturen nicht auf sie aufmerksam wurden.
    Nur der Schatten neben ihr durfte sie erkennen – hatte sie bereits erkannt. Es war ihr Bruder! Ein Traumdämon, der ihre Ahnungen ordnete und ihr klare Bilder schickte. Eleni spürte, wie seine Schattengestalt über ihren Körper glitt und mit ihr verschmolz.
    Mit einem vorsichtigen Blick schaute sie sich schließlichum, wollte sehen, ob die anderen Gestalten etwas davon bemerkt hatten.
    Aber die dunklen Götter beachteten sie gar nicht.
    »Macht euch keine Sorgen um mich«, murmelte Eleni. »Egal, was passiert.« Damit wandte sie sich von ihrer Familie ab und ließ sie einfach zurück. Mit ruhigen Schritten ging sie über die Terrasse und trat zwischen den Schattengestalten hindurch. Auf einmal war jegliche Angst verschwunden. Selbst ihr Herzschlag blieb ruhig, und schließlich wurde ihr klar, dass sie schlafwandelte. Zum ersten Mal erlebte sie diesen Zustand, während sie wach war. Sie spürte ihren Bruder, den Traumdämon, der sich mit ihren Gedanken vereint hatte. Er lenkte sie und zeigte ihr, was sie tun musste.
    Plötzlich wusste sie, dass in den Nächten dasselbe mit ihr geschah, dass sich ihr Bruder mit ihr vereinte und in

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