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Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter

Titel: Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Ohms
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kommen und über dem Dschungel aufsteigen – dann wünsche ich mir auch manchmal, ich könnte mich an einer Hand festhalten.«
    Eleni hielt die Luft an und starrte in seine Richtung. Sie wollte nichts von dem verpassen, was er vielleicht noch sagen würde.
    Doch Makaio verfiel in Schweigen – und nach einer Weile konnte sie an seinem gleichmäßigen Atem hören, dass er eingeschlafen war.

K APITEL S ECHZEHN
    D ie Nacht, in der Eleni verschwand, war eine Nacht, in der Leándra nicht schlief. Hinterher wusste sie nicht mehr, wann sie begriffen hatte, dass Eleni nicht zurückkehren würde. Womöglich hatte sie es bereits geahnt, als ihre Schwester im Restaurant aufgestanden war, weil sie sich so verabschiedet hatte wie jemand, der nicht vorhatte zurückzukommen: Macht euch keine Sorgen um mich, ganz egal, was passiert.
    Eleni schien in diesem Moment gewusst zu haben, was geschehen würde – zumindest der Teil von ihr, der über sie herrschte, wenn sie nachts schlafwandelte. Wahrscheinlich hatte auch Arjana in diesem Augenblick Bescheid gewusst und selbst Oma Greta. Dennoch waren die beiden ruhig geblieben. Sie hatten ihre Lieblingsgerichte gegessen, als wäre alles in Ordnung. Oma Greta war mit Tom auf seine Olivenplantage gefahren und Arjana war mit Leándra zu dem versprochenen Sternenspaziergang aufgebrochen. Doch schließlich hatte ihre Mutter damit begonnen, eine lange, aufwühlende Geschichte zu erzählen. Es war ihre eigene Geschichte gewesen und in der wimmelte es von sonderbaren Ereignissen, von tödlichen Fähigkeiten, die Arjana in ihrer Jugend besessen hatte, undimmer wieder kamen die Namen von Göttern darin vor. Zeus war einer davon, der Wichtigste, und Leándra konnte sich ein hysterisches Lachen kaum verkneifen, als ihre Mutter alles bestätigte, was sie bereits vermutet hatte: Zeus war ihr Großvater!
    Gemeinsam wanderten sie bis zur Ausgrabungsstätte und schließlich erfuhr Leándra von der Nacht, in der ihre Mutter Elenis Vater begegnet war. Während sie unter dem Sonnensegel auf den Klappstühlen saßen, sah Leándra den Tempel vor ihrem inneren Auge, den ihre Mutter mit ihren Worten heraufbeschwor. Sie sah die Blitze vom Himmel zucken, entdeckte den dunklen, hübschen Mann, der sich aus dem Schatten der Tempelmauern löste, und bemerkte schließlich die drei Göttinnen, die einen seltsamen Faden aus ihren Händen sponnen.
    Arjana erklärte, dass es die Moiren gewesen waren, die drei Schicksalsgöttinnen, die Elenis Schicksal in den langen Faden gewebt und ihr eine besondere Zukunft vorausgesagt hatten. Schließlich erzählte sie Leándra, wie sie Elenis besondere Zukunft von Anfang an vorbereitet hatte. Sie hatte den Tempel auf dieser Anhöhe von Agia Vasiliki seit damals im Blick behalten. Keine Luftaufnahme war von Kreta gemacht worden, ohne dass Arjana sie danach ausgewertet hatte. Und in dem Jahr, als zum ersten Mal ein Luftbild in der passenden Jahreszeit geschossen wurde, und die blühenden Phrygana-Büsche ganz deutlich die Umrisse des Tempels zeigten, hatte sie keine Zeit verloren und sich die Rechte an der Ausgrabung gesichert, bevor es jemand anderes tun konnte.
    Seit Eleni ein kleines Kind gewesen war, seitdem sie zum ersten Mal in der Nacht geschlafwandelt war, hatte Arjanageahnt, welcher der vielen griechischen Götter Elenis Vater sein musste: Hypnos, der Gott des Schlafes! Und schon von Beginn an hatte sie vermutet, dass Elenis Fähigkeiten in dem Jahr überhandnehmen würden, in dem sie dreizehn wurde. Weil es bei ihr selbst genauso gewesen ist.
    Und so hatte Arjana alles für diesen Sommer vorbereitet: die Ausgrabung, das Haus auf den Klippen, sogar ihre Mitarbeiter hatte sie schon ausgesucht, bevor Eleni auf der Klassenfahrt ihre Mitschüler in Angst und Schrecken versetzt hatte.
    Leándra war sprachlos von der Geschichte, die ihre Mutter erzählte, von dieser sonderbaren Wahrheit, die sie so lange geahnt hatte und die kein normaler Mensch jemals begreifen würde. In dieser Nacht, während sie ihrer Mutter lauschte, wurde Leándra zum ersten Mal klar, dass sie selbst auch nicht normal war. Selbst wenn das Blut der Götter an ihr vorbeigezogen war, auch wenn sie keine besonderen Fähigkeiten besaß – sie war ein Teil dieser düsteren Geschichte und würde es immer sein. Sie war die Tochter ihrer Mutter und um nichts in der Welt würde sie ihre kleine Schwester im Stich lassen!
    Auch nicht um das, was ihre Mutter fürchtete: Es gab einen Teil in dieser Geschichte, den Arjana

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