Insel der Nyx: Insel der Nyx, Die Prophezeiung der Götter
streifte, kam nicht nur von der Milch. Es war viel schöner und tat zugleich auf seltsame Weise weh.
Sie musste plötzlich an das denken, was Oma Greta einmal zu ihr und Leándra gesagt hatte: Wenn ihr verliebt seid, dannerkennt ihr es sofort. Es fühlt sich schön an und tut gleichzeitig entsetzlich weh. Dabei hatte sie die Hand unter ihre Brust gelegt, genau auf die Stelle, an der die Rippen in den Bauch übergingen.
Es war dieselbe Stelle, an der die kleinen Vogelflügel kitzelten. Eleni atmete tief ein.
Dabei war es eine ziemlich dumme Idee, sich in den Inseljungen zu verlieben. Er mochte traurig und einsam sein – und dennoch war er unberechenbar!
Makaio schien nichts von dem zu ahnen, was in Eleni vorging. Als sie ihn wieder ansah, schnitzte er mit dem Messer an der Kokosnuss herum, um das weiße Nussfleisch aus der Schale zu lösen.
Eleni biss sich auf die Unterlippe. Es war wohl auch besser, wenn er nicht bemerkte, wie verwirrt sie war.
Vielleicht war ja auch genau das sein Trick. Plötzlich erinnerte sie sich an die Geschichten über Nixen, dass sie Menschen dazu brachten, sich in sie zu verlieben. Und wenn ihnen der Mensch ganz und gar verfallen war, rissen sie ihn in die Tiefe des Meeres und fraßen sein Fleisch.
Die Hesperiden waren keine echten Nixen. Sie waren Nymphen, Kreaturen, die einen bestimmten Ort schützen sollten. Aber Makaio gehörte nicht zu den Hesperiden. Er war anders als sie und wollte nicht darüber reden.
Hieß das womöglich, dass er ein Nix war, dass er sich tatsächlich von Menschenfleisch ernährte? Fütterte er sie jetzt mit Mango und Kokosnuss und erschlich sich ihr Vertrauen, damit ihr Fleisch am Ende besser schmeckte?
Eleni bekam eine Gänsehaut. Wahrscheinlich wäre es am vernünftigsten, wenn sie vor ihm fliehen würde ...
Andererseits brauchte sie ihn, um Philine zu finden.
Sie musste sich unbedingt auf dieses Ziel konzentrieren und durfte nicht anfangen, ihm zu vertrauen!
»Hast du eine Idee, wo wir nach Philine suchen könnten?« Ihre Stimme sollte möglichst sachlich klingen, aber der Tonfall wurde kühler, als sie beabsichtigt hatte.
Makaio sah auf. Er reichte ihr ein Stück Kokosnuss und steckte sich selbst eines in den Mund. Aber seine Antwort blieb aus.
Eleni kniff die Augen zusammen. Sie wollte ihn anfauchen, wollte ihm drohen, aber sie ahnte, dass es besser war zu warten.
»Wenn sie noch in den Händen der Hesperiden ist, dann dürfte sie irgendwo am Wasser sein«, erklärte er schließlich.
Eleni wollte am liebsten sofort loslaufen. »Also gehen wir zurück zum Wasser und suchen dort?«
Aber Makaio schüttelte heftig den Kopf. Seine Augen blitzten erschrocken auf. »Nein! Ich gehe mit dir nicht mehr zum Wasser! Wahrscheinlich wissen die Hesperiden inzwischen, dass sie das falsche Mädchen haben. Also suchen sie nach dir, und wenn sie deine Stimme hören ...«
Eleni starrte ihn an. »Aber wenn es unsere einzige Chance ist, sie am Wasser zu finden – dann müssen wir doch dahin zurück!«
Makaio sprang auf und sah von oben auf sie herab. »Nein. Ich habe eine andere Idee.« Er schaute sich um und stieß schließlich einen lang gezogenen Pfiff aus. Eleni fragte sich noch, was er damit bezwecken wollte, als sie über den Baumkronen ein lautes Flattern hörte. Ein heftiger Wind rauschte durch die Baumriesen und übertönte das sonderbare Geräusch.Schließlich ebbte auch der Wind wieder ab und der Dschungel lag still und schattig da, als wäre nichts geschehen.
Doch nach einer Weile hörte sie ein Knacken im Unterholz, das sich zügig näherte. Es klang nach Schritten! Allerdings nicht nach menschlichen Schritten.
Eleni sprang auf, wich vor dem Geräusch zurück und starrte der Gefahr entgegen, die jeden Moment vor ihr auftauchen musste.
Der Junge stieß ein leises Lachen aus.
Eine Sekunde später brach ein schwarzer Pferdekopf und die geflügelten Schultern des Pegasus aus dem Wald hervor.
Eleni stimmte erleichtert in Makaios Lachen ein. »Mann, habt ihr mich erschreckt. Das nächste Mal bitte mit Vorwarnung, ja?«
Der Pegasus hob Makaio den Kopf entgegen und blies mit seinen Nüstern über das Gesicht des Jungen.
»Hallo, du.« Makaios Stimme wurde sanft. Er streichelte über die Nase des Pegasus, klopfte seinen Hals und lehnte seine Stirn an die Pferdemähne. Wie als Antwort legte der Pegasus seinen Kopf auf die Schulter des Jungen. Das Tier schloss die Augen und die beiden standen eine ganze Weile so da.
Es war ein merkwürdiges Bild. Die
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