Insel der Rebellen
nichts anderes übrig geblieben, als ihm eine kräftige Abreibung zu verpassen. Hooter steckte sich eine Zigarette an und verlor sich in ihren Erinnerungen, während Trader sich noch immer fest umklammert hielt und den Reißverschluss anflehte, ihn aus der unerträglichen Gefangenschaft zu befreien.
»Bittschön, loss mi ziehe, loss mi ziehe, i bitt di«, flehte er, den Tränen nahe, in einem Dialekt, den Hooter nicht kannte.
»Klar doch, Baby.« Sie beugte sich vor und reichte ihm eine Zigarette. »Du kannst ziehen, sooft du willst. Und ich knöpf dir kein' Penny dafür ab, weil ich sowieso kein' Penny anrühren tu. Außerdem isses 'ne Schweinerei, jemand Geld abzuknöpfen, der 'ne Zigarette schnorrt, finds du nich? Worauf hockst du da eigentlich, Baby?«
Plötzlich wurde Trader bewusst, dass er auf einem harten, unförmigen Paket saß. Er warf die ungerauchte Zigarette fort, tastete das Bündel mit der freien Hand ab und begann das Packpapier abzureißen.
»Pistolen«, erklärte er, und sofort kam ihm der Gedanke, dass er seinen verhakten Reißverschluss vielleich t aufschießen konnte, wenn er mit der gebotenen Vorsicht zu Werke ging.
»Ach du meine Fresse!«, rief Hooter. »Wieso sitzt du denn auf Kanonen? Das is ganz schön gefährlich, und wieso sind die alle in UPS-Papier gepackt?«
Trader schnappte sich eine Neun-Millimeter-Pistole, ließ das Magazin herausgleiten und stellte beglückt fest, dass sie geladen war. Allerdings kannte er sich nicht im Geringsten mit Waffen aus, von Leuchtpistolen abgesehen. Verzweifelt fummelte er an der Pistole herum, bis er schließlich darauf kam, dass sie schussbereit war. Er spreizte seine Beine so weit wie möglich und zog den Abzug vorsichtig durch.
»Verflixt ond zugschisse!«, schrie er, als die Kugel vom Messingverschluss abprallte und mit einem dumpfen Knall im Container landete.
»Bist du beknackt!«, schrie Hooter und wich ein paar Schritte zurück, wobei sie fast das Gleichgewicht verlor. »Wieso willst du dir dein Ding abschießen?«
Wieder zielte Trader auf den Reißverschluss und feuerte einen weiteren Schuss ab. In ohnmächtiger Wut musste er mit ansehen, dass die Kugel abermals abprallte, geradewegs in die Höhe schoss und die Straßenlaterne erledigte. Der Reißverschluss war unzerstörbar, er hatte sich ein für allemal verklemmt, während Trader einen Schuss nach dem anderen abfeuerte und die leeren Patronenhülsen durch die Luft segelten, bevor sie im Dreck landeten. Hooter rannte durch die dunkle Gasse davon, schrie nach der Polizei und winkte mit den Armen den großen Hubschraubern zu, die über ihrem Kopf kreisten.
»Hilfe! Hilfe!«, kreischte sie zu den Black Hawks hinauf.
»Kommt runter und haltet diesen Verrückten auf. Er versucht sich sein Ding abzuschießen. Noch hat er nich getroffen. Aber irgendwann schafft er's! Hilfe! Hilfe!«
Andy parkte gerade vor Judy Hammers Haus, als die Nachricht über den Polizeifunk kam.
»Schießerei in Block 5000 Patterson Avenue. An alle Wagen in dem Bereich. Bericht über Schüsse in einer Gasse.«
Hammer trat auf die Veranda, um zu sehen, warum Andy nicht aus dem Auto stieg. Schließlich kam sie die Treppe herunter, um sich zu erkundigen.
»Wo bleiben Sie denn?«, fragte sie, als Andy das Fenster herunterließ.
»Eine Schießerei«, sagte er aufgeregt. »Bis jetzt hat sich noch kein Wagen gemeldet. Wahrscheinlich sind die alle mit anderen Sachen beschäftigt oder suchen nach dem Hispano.«
»Fahren Sie los«, sagte sie, ohne zu zögern, und stieg ein.
Mit Blaulicht und Sirene schossen sie davon, während die Zentrale der City Police weiter nach Wagen suchte, die sich der Sache in der Patterson Avenue annehmen konnten.
»Drei-dreißig hier«, gab Andy durch und nannte damit die Einsatznummer, die er einst bei der City Police in Richmond gehabt hatte.
»Drei-dreißig«, antwortete die Frau in der Zentrale leicht verwirrt, denn sie konnte sich gut an Andys freundliche Stimme erinnern, wusste aber, dass er nicht mehr bei der City Police war.
»Ich übernehme Patterson Avenue«, sagte Andy.
»Zehn-vier, Ex-drei-dreißig.«
»Weiß man, wo genau in dem Durchgang geschossen wurde?«, fragte er ins Funkgerät.
»Zehn-zehn, drei-dreißig«, was in der Sprache des Polizeifunks hieß: »Negativ, Officer Brazil oder wer auch immer da herumfährt und sich als Officer Brazil ausgibt.«
In der Zentrale drehte sich Betty Freakley um und blickte fragend in die Runde der Kollegen, die Notrufe
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