Insel der Rebellen
ja keinen Garten. Aber die könnten ihr Kreuz ja auch aufm Parkplatz verbrennen.«
»Es gibt so viele Verrückte.« Barbie wurde ganz mutlos. »Die Welt wird von Tag zu Tag schlimmer.«
»Seitdem das neue Millimium angefangen hat, is alles noch schlimmer geworden. Kann mir nich vorstellen, wie's noch schlimmer geht.« Hooter und Barbie waren sich absolut einig.
Andy konnte sich auch nicht vorstellen, dass es noch schlimmer hätte kommen können, als er von der Ninth Street abbog, während Regina auf dem Beifahrersitz laut schmatzend auf ihrem Kaugummi kaute und mit dem Scanner spielte.
»Wo stellt man denn in dem Ding das Blaulicht und di e Sirenen an?«, fragte sie.
»Wir stellen weder Blaulicht noch Sirenen an«, sagte er zu ihr.
»Warum nicht? Sie sind doch mit einem Mord beschäftigt, oder? Da können Sie doch die Festbeleuchtung einschalten, wenn Sie wollen.«
»Nein, kann ich nicht. Wir verfolgen niemanden, und wir haben es auch nicht eilig.« Er war ehrlich bemüht, sich seinen Unmut nicht anmerken zu lassen.
»Oh, wir haben heute wohl schlechte Laune«, sagte Regina, während sie aus dem Fenster sah und beobachtete, wie die Menschen nach Parkplätzen suchten oder in der Kälte warteten, um die Straße zu überqueren.
Sie selbst brauchte sich nicht mit diesen alltäglichen Unbequemlichkeiten herumzuschlagen, und zum ersten Mal seit Jahren war sie glücklich. Sie konnte es kaum fassen, dass sie den Leuten vom Personenschutz endlich einmal entkommen war, dass sie in einem nagelneuen Wagen der State Police saß und sich mit Andy auf dem Weg ins Leichenschauhaus befand.
»Ich bin bestimmt eine gute Partnerin für Sie«, fuhr sie fort. »Ich weiß 'ne Menge Sachen, von denen Sie keine Ahnung haben und die Rechtsmedizinerin wahrscheinlich auch nicht. Ich wette, Sie wissen nicht, was man tun muss, wenn man in Treibsand gerät.«
»Ich habe nicht vor, mich in Treibsand zu begeben«, antwortete Andy. »Ich würde ihm ausweichen.«
»Ha, das ist einfacher gesagt als getan. Wenn es so einfach wäre, Treibsand auszuweichen, würden die Menschen nicht drin stecken bleiben und umkommen. Was Sie tun müssen, ist, Arme und Beine spreizen, damit der Sand sie trägt.« Sie zeigte es ihm.
»Dann legen Sie Ihren Wanderstock so unter Ihren Rücken, dass ihre Hüften nicht weiter absinken, und dann können Sie die Beine rausziehen und sich retten. Und wenn Sie eine Tür aufbrechen wollen, müssen Sie das Schloss eintreten, und ein Autoschloss kann man mit einem Inbusschlüssel und einer Haarklammer knacken. Außerdem weiß ich, wie man Angriffe von Pythonschlangen, Alligatoren und Killerbienen überlebt«, prahlte sie weiter.
»Und ich könnte ein Baby in einem Taxi entbinden und mich retten, wenn mein Fallschirm nicht aufgeht.«
»Nur weil Sie offenbar The Worst-Case Scenario Survival Handbook gelesen haben«, erwiderte Andy sehr zu ihrer Überraschung und ihrem Ärger, »während Sie sicher und trocken in der Villa hockten, sind Sie noch lange nicht in der Lage, sich in solchen Worst-Case-Situationen tatsächlich zu retten.«
»Papa hat es mir zum Geburtstag geschenkt«, sagte Regina selbstgefällig. »Mir und keiner meiner anderen Schwestern, weil die nichts für Abenteuer übrig haben und richtige Feiglinge sind. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie Faith versucht, ein Flugzeug zu landen, wenn der Pilot einen Herzanfall hat, und wie Constance sich zu Tode ängstigt, wenn sie sich in der Wüste verirrt oder auf dem Meer treibt.«
Sie wühlte in ihrem Rucksack und zog das kleine hellgelbe Handbuch hervor.
»Also, was würden Sie tun, wenn Ihr Fallschirm sich nicht öffnet?«, fragte sie ihn, während sie eine Seite glatt strich, die ein Eselsohr hatte und voller Flecken war, die verdächtig nach Schokolade aussahen.
»Ich würde meinen Fallschirm überprüfen, bevor ich springe«, erwiderte Andy, dessen Geduldsfaden zu m Zerreißen gespannt war. »Was ist mit Blitzen während eines Gewitters?« »Würde ich vermeiden.«
»Würden Sie sich unter einen hohen Baum stellen?« Regina war fest entschlossen, ihm wenigstens eine falsche Antwort zu entlocken.
»Natürlich nicht.«
»Was, wenn Sie mehr als 300 Meter tief tauchen, und Ihnen geht die Luft aus?« Reginas Ton wurde aggressiv.
»Ich tauche nicht.«
Regina klappte das Handbuch zu und stopfte es wütend zurück in ihren Rucksack.
»Wann, glauben Sie, bekomme ich meine Uniform?«, fragte sie mit wachsendem Unmut in der Stimme.
»Nachdem Sie die Akademie
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