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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Substanzen und Chemikalien aufzutreiben, und selbst wenn es gelänge, würde es das Budget des Departments weit übersteigen.
    Doch dann erzählte mir Dr. Bass - ich denke, diese r freundliche und bescheidene Mann wollte mich nicht gar so enttäuscht davonfahren lassen -, dass man auf der Body Farm höchst ungewöhnliche Experimente zur Spontanen Selbstentzündung durchführe, die mich vielleicht interessieren würden. Sie interessierten mich sogar sehr, und im Laufe der nächsten Wochen suchte ich die Farm mehrfach auf. Sie ist kein besonders angenehmer Ort, und für all jene Leser, die noch nie von dieser Forschungsstätte gehört haben, folgt hier eine kurze Beschreibung.
    Die Anthropological Research Facility (ARF) der University of Tennessee oder - wie die meisten von uns sie nennen - die Body Farm befindet sich auf einem großen bewaldeten Gelände und ist durch einen hohen mit Stacheldraht bewehrten Holzzaun geschützt. Seit etwa fünfundzwanzig Jahren beschäftigen sich Anthropologen und Rechtsmediziner dort aus nahe liegenden Gründen mit der Zersetzung menschlicher Leichen. Ohne genaue Kenntnis, wie sich der menschliche Körper unter verschiedenen Bedingungen und über längere Zeiträume verändert, wäre eine nachträgliche Bestimmung des genauen Todeszeitpunkts völlig unmöglich.
    Soweit mir bekannt ist, ist die Body Farm die einzige Einrichtung ihrer Art, die es Forschern und Wissenschaftlern ermöglicht, wichtige Experimente an Toten durchzuführen - Experimente, die in Leichenschauhäusern, medizinischen Einrichtungen oder Bestattungsinstituten nicht erlaubt sind. Doch wenn der Body Farm eine Leiche zur Verfügung gestellt wird, ist von vornherein klar, dass die sterblichen Überreste Forschungszwecken dienen werden. In diesem Fall hieß es, dass ein amputiertes Bein in Brand gesteckt wurde, um zu sehen, ob es ohne Zuführung weiterer Brennstoffe vollständig zu Asche verbrennen würde.
    Das brillante Experiment der Anthropologin Dr. Ang i Christensen lässt sich wie folgt zusammenfassen: Das Gewebe wurde mit Hilfe eines Baumwolldochts entzündet, woraufhin die Gliedmaße weitere fünfundvierzig Minuten brannte, weil das schmelzende Fett vom Docht aufgesogen wurde und das Feuer nährte (ein Vorgang, der auch als Dochteffekt bezeichnet wird). Versuche zur Knochenverbrennung zeigten, dass Knochen, die von Osteoporose befallen (oder aus anderen Gründen dünner) sind, schneller und vollständiger verbrennen als gesunde Knochen. Nach vielen eingehenden Versuchen und mathematischen Berechnungen gelangte Dr. Christensen zu dem Schluss, dass der menschliche Körper in manchen Fällen tatsächlich bei sehr geringer Wärmeentwicklung verbrennen kann, falls Baumwollkleidung die Dochtfunktion übernimmt.
    Übergewichtige ältere Frauen mit dünnen Knochen und Hauskleidern aus Baumwolle sind einer erhöhten Gefahr ausgesetzt, diesem so seltenen wie entsetzlichen Prozess zum Opfer zu fallen.
    Nehmen wir Ivys Fall als Beispiel, deren Nachnamen ich hier mit Rücksicht auf ihre Familie nicht preisgeben möchte.
    Ivy war eine vierundsiebzigjährige weiße Frau, die laut Führerschein und Aussagen der Nachbarn bei einer Körpergröße von etwa einem Meter fünfzig fast 90 Kilo wog. Bis zu ihrem ungewöhnlichen Feuertod besserte sie die magere Sozialhilfe und das wenige Geld, das ihr Mann Wally nach seinem plötzlichen Tod hinterlassen hatte, durch Babysitten etwas auf. Dabei war Ivy niemals länger als ein halbes Jahr bei einer Familie tätig, denn spätestens dann war der Eindruck, den sie auf die Eltern machte, nach einer Reihe verdächtiger Situationen so befremdlich geworden, dass die Eltern sich entschlossen, di e merkwürdige Frau zu entlassen, auch wenn sie ihr kein Verschulden nachweisen konnten.
    Ivy hatte das unstillbare Bedürfnis, gebraucht zu werden, und glaubte, nichts mache sie so unentbehrlich wie ein krankes oder verängstigtes Kind. Sie achtete darauf, dass sie niemals Kinder betreute, die alt genug waren, um sich auf verständliche und glaubhafte Art zu äußern. Daher hörten die Eltern nie von Ivys Untaten, waren aber trotzdem höchst beunruhigt, wenn sie nach Hause kamen und feststellten, dass der kleine Jimmy oder die kleine Mary Magenkrämpfe, Durchfall, verdächtige Beulen, Verbrennungen oder hysterische Zustände hatte.
    Mehrere ehemalige Klienten nannten sie hinter ihrem Rücken Poison Ivy und behaupteten, sie habe dem Essen der Kinder heimlich Abführmittel oder andere Medikamente zugesetzt

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