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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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war. »Ich guck mich mal um, und du sorgst dafür, dass der Wagen abgeschleppt wird.«
    »Zehn-vier.«
    »Was soll das heißen, ich gehör zu einer Minderheit?«, nahm Regina ihre Unterhaltung mit Macovich wieder auf. »Wie können Sie wagen, mich so zu beleidigen.«
    »Ah, verstehe«, ertönte Macovichs verärgerte Stimme aus einer Rauchwolke. »Wenn Se mich 'ne Minderheit nennen, isses keine Beleidigung, aber für Sie isses eine. Na, dann will ich Ihnen mal was sagen, Miss Mehrheit. Jedes Mal, wenn Ihr Daddy nich Gouv'nör is und Ihnen der Personenschutz nich auf Schritt und Tritt folgt, hängen Sie ja wohl bei Babe's zum Billardspielen ab.«
    »Nicht jedes Mal. Nur die letzten beiden Male. Vorher war ich zu jung. Und was ist so schlimm dabei?«
    »Wann is wohl das letzte Mal 'n Mann in dem Schuppen aufgetaucht? Kommen Sie, wir wissen doch alle, warum Sie da hingehn. Vielleicht ergibt sich was mit 'ner geilen Hockeyspielerin, mit Glatze und Dingostiefeln, oder es geht ab mit 'ner Braut auf 'ner Harley, die Sie an der Bar angelabert haben. Vielleicht reißen Sie ja auch 'ne Ärztin oder Anwältin auf, die sich tagsüber hetero gibt und zu r Cocktailstunde an irgendwelchen dunklen Plätzen rumhängt, wo sie andre Mehrheiten treffen kann. Ihr Leben is verdammt behütet, ja, Mann, da kann man leicht so tun, als hätte man von nix 'ne Ahnung.«
    Regina war am Boden zerstört. Sie hatte immer gemeint, wenn ihr Vater nicht im Amt sei, könne sie leben, wie es ihr gefalle. Nie wäre ihr in den Sinn gekommen, dass die Leute sie beobachteten und sich das Maul zerrissen, wenn sie die Frauenkneipe im Carytown Shopping Center besuchte.
    Der Gedanke an die Hockeyspielerin rief schmerzliche Erinnerungen an eine der vielen tragisch gescheiterten Romanzen wach. Regina war fürchterlich in D. D. verknallt gewesen, die Schlagzeugerin im städtischen Sinfonieorchester war und Reginas Geburtstag abgewartet hatte, um ihr mitzuteilen, dass sie eine Affäre mit der Tuba hatte und keinen weiteren Kontakt mehr mit Regina wollte.
    »Ich hasse mein Leben«, sagte Regina zu Macovich, als dieser auf den Campus der University of Richmond einbog, wo er die universitätseigenen Ordnungskräfte fragen wollte, ob die etwas Auffälliges bemerkt hatten.
    »Ich kann es nicht mehr ertragen.« Regina war aufgebrachter, als Macovich sie jemals gesehen hatte. »Sie sind so gemein. Alle sind gemein zu mir. Ein Mensch kann nur ein bestimmtes Maß an Gemeinheit und Demütigung ertragen.«
    Macovich fuhr auf einen kleinen Parkplatz am Teich, um dort zu wenden und in die andere Richtung zu fahren.
    »Ich bin so unglücklich, ich könnte explodieren! Eines Tages werde ich einfach explodieren, und dann wird nur noch ein Häufchen Asche von mir übrig bleiben!«, sagte Regina. In diesem Augenblick erblickte sie einen weiße n Minivan mit einem Regenbogenaufkleber, der vor einem kleinen Backsteingebäude mit dem Schild BAPTIST
    CAMPUS MINISTRY parkte. »Halten Sie den Wage n an!«, verlangte sie. »Bleiben Sie sofort stehen, oder ich verkneif mir einfach das Atmen, bis ich tot umfalle, und dann werden Sie eine Menge Fragen beantworten müssen. Man wird nicht herausfinden, woran ich gestorben bin, und Sie kriegen die Schuld.«
    Macovich trat auf die Bremse und parkte neben dem Minivan, während sich Regina ihren vernachlässigten, ungeliebten Körper in einem Sack im Leichenschauhaus vorstellte. Dr. Scarpetta würde sich ungewöhnlich viel Zeit nehmen, Regina zu untersuchen, und schließlich zugeben müssen, dass es keinen erkennbaren Grund für ihren Tod gab.
    »Sie ist möglicherweise an gebrochenem Herzen gestorben«, würde die berühmte Gerichtsmedizinerin Reginas hoch gestellten Eltern mitteilen.
    Oder besser noch, sie, Regina, würde eine Möglichkeit finden, sich selbst in Brand zu setzen, genau wie der Angler, und dann würde Andy den Rest seines Lebens damit zubringen, ihren mysteriösen, tragischen und verfrühten Tod zu untersuchen. Er würde nicht mehr schlafen können, wäre verstört, von Schuldgefühlen geplagt und würde wie ein Besessener versuchen, die tatsächlichen Umstände ihres Todes zu ermitteln. Von morgens bis abends würde er an sie denken und wünschen, er wäre netter zu ihr gewesen und hätte sie nicht aus ebendem Leichenschauhaus geworfen, in dem er sie nun besuchte, da es zu spät war.
    Regina ging am Minivan mit dem Regenbogenaufkleber vorbei zum Beratungszentrum, wo, wie sie annahm, homosexuelle Baptisten Hilfe finden konnten. Wie

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