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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Starr vor Verwirrung und Angst stand Fonny Boy in der Tür. Etwas Schlimmes musste passiert sein, dachte er. Oder etwas ganz Wunderbares. Vielleicht wussten sie, dass der Tag der Wiederkunft gekommen war, und sie erwarteten den Herrn Jesus Christus auf seiner Wolke. Doch das war ja alles Blödsinn, sagte sich Fonny Boy. Warum war niemand draußen auf der Suche nach dem Tory-Schatz, und warum kümmerte sich niemand um die Hubschrauber, die immer näher kamen? Die Rotorblätter machten so viel Lärm, dass er sogar in der Kirche zu hören war. Fonny Boy zog seine Mundharmonika aus der Tasche, legte seine Hand dicht um sie herum, stampfte rhythmisch mit dem Fuß auf und spielte den Blues nach allen Regeln der Kunst.
    Augenblicklich verstummte der Gesang. Reverend Crockett stieg auf die Kanzel und blickte über das Meer der flackerndem Kerzen.
    »Wer spielet do si Brummis?«, fragte er.
    »Bi nu nöd mär verlu-u-urn.« Fonny Boy improvisiert e den Text und veränderte auch ein paar Noten. »Han kei Sundagsschuuh ond dä Tasch gfullt, bi abä än frimutig Bueb ond wör nimmä-ä-är arm si!«
    Rings um ihn wurden unterdrückte Schreie laut. Lobbet dä Härr, Dank, Jesus und Äs isch ä Wundr, rief man. Dann taumelte Fonny Boys Mutter aus ihrer Bank hervor und drückte Fonny Boy fest an sich. Der Vater hob ihn in die Luft, während Tränen über sein wettergegerbtes Gesicht rannen. Alle auf der Insel hatten geglaubt, Fonny Boy sei tot, als sie vom Tory-Schatz und der Festnahme des Zahnarztes hörten. Da in den Nachrichten Fonny Boys Name nicht erwähnt worden war, hatten die Inselbewohner angenommen, er sei von dem raffgierigen Dr. Faux über Bord gestoßen worden.
    »Lasset us all zsamme dän Härrn lobe!«, ertönte Reverend Crocketts Stimme. »Där Härr lasset sei Gnod walte übär us ond hät däm vertrunkene Bueb widdä dä Odäm däs Läbbs ingäbe!«
    »Lobbet dän Härrn!«, weinte Fonny Boys Mutter. »Är hätt mi mei Baby vo dä Tot wiedärbringet!«
    »I will schtantepäde tot umfalle, wann i scho tot gwäs bin!«, sagte Fonny Boy, dem mit einiger Rührung klar wurde, dass sich die ganze Insel hier versammelt hatte -und das möglicherweise schon einige Nächte lang -, um für ihn zu beten, weil er auf dem Meer geblieben war. »Dä Dentischt hätt mi vor dä Dunkelhit zruckbringet.«
    Ein Beben durchfuhr die Kirchengemeinde, als die Hubschrauber über ihren Köpfen dröhnten und das Dach der Kirche erschütterten.
    »Däs isch's!«, donnerte der Reverend in frommem Zorn. »Dä Dentischt isch wiädä uff Tangier!«
    »Nei!«, rief Fonny Boy zruck.
    »Wo isch är?«
    »Är luffet uff däm Wäg zm Landestriff!«, erwiderte Fonny Boy.
    »Där Hund vun feschte Land hät mi än Zahn gzoge!«, sagte Mrs. Pruitt so laut, dass es alle hören konnten.
    »Mi au.«
    »Mi au.«
    »Jo! Mi au.«
    »Där will do sichär mit dä Heli fliehe!«
    Noch bevor Fonny Boy weitere Erklärungen abgeben konnte, vereinten sich die lauten Rufe der Entrüstung zu einem ohrenbetäubenden Lärm. Die gesamte Einwohnerschaft der Insel verließ die Kirche und bewegte sich in einem zielstrebigen, zusammenfließenden Lichtfleck aus vielen Kerzen in Richtung Landebahn, die zu Fuß nur fünf Minuten entfernt war, gab es doch auf der Insel überhaupt keine größeren Entfernungen.
    Die Soldaten in Kampfanzügen erblickten das Meer von Kerzen, das sich auf sie zubewegte, als sie aus den beiden Black-Hawk-Hubschraubern kletterten. Auch Andy sah die seltsame Lichterscheinung, als er in fünfhundert Meter Höhe darüber hinwegflog, und zwar genau in dem Augenblick, als Unique auf einen Knopf drückte und die Klinge des Taschenmessers heraussprang.
    »Was ist denn da unten los?«, entfuhr es Hammer.
    »Versucht lieber nichts, oder ihr seid alle tot!«, drohte Smoke, der ebenfalls auf die wogende Menge der Lichter und die großen Black-Hawk-Hubschrauber hinunterschaute. »Was habt ihr gemacht? Was zum Teufel ist hier los? Raus mit der Sprache!«
    Possums ganze Aufmerksamkeit war auf die Spritze in Smokes Hand gerichtet. Er kannte Smoke gut genug, um zu wissen, was als Nächstes passieren würde. In de m Augenblick, wo der Hubschrauber sicher gelandet war, würde Smoke Popeye durch die Flagge hindurch die Spritze verpassen und sie voller Rattengift pumpen, dann würde er Hammer und Trooper Truth erschießen und Cuda und Possum als seine Straßenpiraten für immer auf der einsamen Insel festhalten. Plötzlich bemerkte Possum, dass Unique zuckte, als hätte

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