Insel der Rebellen
Grund!«, rief er, schon in der Tür, während auf der Treppe die schlurfenden, müden Schritte seiner Töchter ertönten.
Er war ihr also auf die Schliche gekommen, na gut. Natürlich wusste er, was sie anstellte, und malte sich aus, wie sie andere Männer in ihren vollbusigen, feuchten Bann zog. Während Crimm von unschicklichen erotischen Bildern verfolgt wurde, dachte die First Lady an den wachsenden Berg von Untersetzern in ihrem Wäscheschrank und wurde von Panik ergriffen. Irgendwie hatte ihr Mann davon Wind bekommen. Pony entschied unterdessen, dass es Zeit war, frischen Kaffee aufzubrühen, und verschwand geräuschlos, während sich Mrs. Crimms Augen mit Tränen füllten und der lärmende , träge Auftritt der Töchter unaufhaltsam näher rückte.
»Ach, kannst du mir je verzeihen, Bedford?«, seufzte Mrs. Crimm und schluchzte.
Sein Vergrößerungsglas hatte das Ende der Serviette erreicht; er ergriff sie, riss sie aus dem Kragen und schleuderte sie zu Boden. Seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich also.
»Sag mir bloß, wie du es angestellt hast«, stieß er hervor, während sein U-Boot von Krämpfen ergriffen wurde. »Wie bist du an sie herangekommen? Übers Telefonbuch? Auf Dinnerpartys?«
»Doch nicht auf Dinnerpartys.« Sie war verblüfft, dass er meinen könnte, sie ginge auf Dinnerpartys, um dort Untersetzer zu stehlen. »So tief würde ich nie sinken. Das habe ich auch gar nicht nötig«, fügte sie etwas beleidigt hinzu. »Ich habe sie im Internet gefunden, wenn du es unbedingt wissen willst. Heute bekommt man alles im Internet, und die Versuchung war einfach zu groß. Ach, Bedford, ich kann einfach nicht dagegen an. Und wenn ich mich noch so schäme, ich weiß, dass es immer wieder passiert. Aber ich denke, ich könnte schlimmere Fehler haben.«
»Hör mal, das ist der schlimmste Fehler, den du haben kannst! Und Pony steckt bestimmt mit dir unter einer Decke«, sagte der Gouverneur schwer atmend, während sein U-Boot durch die dunkle, wogende Oberfläche seines Wohlbefindens nach oben stieß, das Periskop ausgefahren und auf den Feind gerichtet, der in diesem Fall seine treulose Frau war. »Dieser Halunke Pony muss gewusst haben, was du getrieben hast, schließlich wieselt er den ganzen Tag um dich herum. Ich kann mir nicht denken, dass sie nachts reingekommen sind. Sag bloß nicht, dass du sie nachts geholt hast? Das wäre die schlimmst e Erniedrigung - nachts, während ich im selben Bett geschlafen habe! Ihr geht sofort wieder nach oben!«, befahl er an seine Töchter gewandt. »Wir streiten uns, und wie ihr wisst, tun wir das nie in eurer Gegenwart!«
»Niemals bei Nacht«, beteuerte Mrs. Crimm, während die Töchter kehrtmachten, davonschlurften und schweren Schrittes die Treppe hinaufstiegen. »Wenn ich sie geordert habe, sind sie immer am nächsten Morgen gekommen, und ich habe sie alle im Wäscheschrank versteckt.«
»Na, du kannst sicher sein, dass ich heute jeden Wäscheschrank durchsuchen werde, sobald ich nach Hause komme«, donnerte der Gouverneur, und er hätte es auch auf der Stelle getan, hätte sein U-Boot nicht direkten Kurs auf eine Mine genommen. »Und wenn ich sie dort erwische - auch nur einen von ihnen - dann war's das. Und ich meine das.«
»Nichts wirst du finden«, sagte sie und tupfte sich die Augen, während sie überlegte, wo sie die Untersetzer verstecken könnte, sobald sie sie aus dem Schrank geholt hatte, kaum dass er zur Tür hinaus war. »Ich schwöre bei meinem Leben. Du kannst in Zukunft jeden Wäscheschrank in seine Einzelteile zerlegen, mein Liebster, und wirst nichts darin finden als Wäsche. Unsere wunderschöne saubere Wäsche, sorgfältig gemangelt, gefaltet und gestapelt.«
Kalter Schweiß stand dem Gouverneur auf der Stirn, als die erste Explosion in einer fürchterlichen, unwiderstehlichen Welle durch den Kanal brach und sich stetig beschleunigend in Richtung Mündung bewegte. Das gouvernementale U-Boot lud seine Torpedos und öffnete die Luken, während sein Herr und Meister in größter Not und Hast das nächstgelegene Badezimmer aufsuchte.
SECHS
Einmal in der Woche bestieg Dr. Faux die Fähre nach Tangier Island, wo er seine Zeit und Fähigkeiten den Insulanern zur Verfügung stellte, die auf ihrem kleinen Eiland keine Zahn-, Tier- oder sonstigen Ärzte hatten. Es sei ihm ein inneres Anliegen, pflegte er zu sagen, diesen vom Leben so stiefmütterlich behandelten Fischern und ihren Familien zu helfen - zumal sie sich nicht
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