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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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niedermetzelten. Ich nehme an, damit die Sonne seinen Augen nicht schade. Daher finde ich, Sie müssten eine ganz besondere Sehhilfe tragen, die der Bedeutung eines so wichtigen und mächtigen Mannes würdig ist.«
    »Warum verdrücken wir uns nicht auf die Herrentoilette und machen uns richtig miteinander bekannt?«, schlug Crimm vor.
    »Auf keinen Fall!« Maudes Nein war in Wirklichkeit ei n Ja, doch Crimm sollte kurz nach ihrer Hochzeit herausfinden, dass auch ihr Ja ein Nein sein konnte, wenn sie beispielsweise mit Schimmelflecken oder Spinnweben beschäftigt war.
    »Vielleicht die Damentoilette?«, schlug Crimm als Alternative vor.
    Schöne Frauen hatten ihn nie beachtet, bevor er in die Politik gegangen war. Doch jetzt lief es wie von selbst, und er fühlte sich, als hätte ihm das Leben eine zweite Chance gewährt. Der Umstand, dass er kleinwüchsig, reizlos und halb blind war, schien nicht mehr zu zählen. Selbst die Größe seines Diamanten spielte keine Rolle. Vorbei waren die alten Zeiten im Commonwealth Club, als die Männer mit Zukunft nackt am Swimming Pool saßen und politische Entscheidungen trafen oder feindliche Übernahmen besprachen.
    »Nicht einmal ein halbes Karat«, so erinnerte sich Crimm, hatte einer geflüstert. Nun trägt aber Wasser Stimmen sehr weit, daher hatte Crimm, der auf dem Sprungbrett saß, die geschmacklose Bemerkung gehört.
    »Die Qualität ist entscheidend, nicht die Größe«, hatte er geantwortet. »Und auf die Härte kommt es an.«
    »Alle Diamanten sind hart«, hatte ein anderer gesagt, der ein Unternehmen unter den Top 500 von Fortune besaß, das er später nach Charlotte verlegte.
    Auf der Damentoilette musste Crimm feststellen, dass doch nicht alle Diamanten hart sind. Verantwortlich für den fatalen Verlauf des Versuchs war Maudes Muttermal. Ihr Hintern sah aus, als hätte sie sich in ein Tintenfass gesetzt. Die Farbe war so grässlich, dass Crimm sie nicht anfassen mochte.
    »Was ist denn da passiert?«, fragte er, als er zurückschreckte und seinen Diamanten wieder in der Hos e verstaute.
    »Nichts ist passiert«, erwiderte Maude, noch immer flach an die kalte Kachelwand gepresst. »Wenn das Licht aus ist, sieht man es nicht. Manche finden es sogar anziehend.«
    Maude schaltete das Licht aus und küsste ihn hungrig. Sie wühlte nach seinem Diamanten, bis sie ihn schließlich fand. »Sag was Ordinäres«, flüsterte sie in der dunklen Toilette. »Das hat noch niemand getan, und ich wollte schon immer all die grässlichen Dinge hören, die Männer mit Frauen anstellen. Sei ein bisschen vorsichtig, die Wand ist ziemlich hart, wenn du mich so dagegen stößt. Nein, auf den dreckigen Boden will ich mich nicht legen. Vielleicht sollten wir es doch lieber lassen. Ich bekomm ja überall blaue Flecken.«
    »Lass uns auf eins der Klos gehen.« Mühsam quetschte Crimm die Worte hervor. »Da sieht man uns auch nicht, falls jemand reinkommt. Und wenn wir zu laut sind, können wir die Klospülung betätigen.«
    Diese Tage ungezügelter Erotik waren nach der Hochzeit vorbei. Bedfords Augenlicht hatte sich weiter verschlechtert, und seit Reginas Zeugung hatte er Maude nicht mehr angerührt, obwohl die First Lady unermüdlich bemüht war, verführerisch auszusehen, was aber eigentlich nur dem Zweck diente, ihn zu reizen und an der Nase herumzuführen und von ihrem prinzipiellen Dauer-Nein abzulenken. Maude hatte schon lange nicht mehr an ein Ja gedacht, doch als ihr jetzt Andy Brazil in den Sinn kam, zog sie in Erwägung, dem Ja noch einmal eine Chance zu geben. Immerhin hatte sich ihr Ehemann in Sachen Untersetzer außerordentlich unfair benommen. Die letzten Tage hatte sie ausschließlich damit verbracht, sie neu über die gesamte Villa zu verteilen.
    Vielleicht sollte sie den Gouverneur mit irgendwelchen staatstragenden Gedanken ablenken und sich diesen hübschen Jungen zum eigenen Gebrauch reservieren, dachte sie verärgert. Zum Teufel mit ihren Töchtern. Wahrscheinlich würde sie sich besser fühlen, wenn sie Andy verführte, und hätte dadurch vielleicht Ablenkung genug, um ihre Kaufsucht ein bisschen zu zügeln. Sie trug eine weitere Schicht Mascara auf, um das strahlende Blau ihrer Augen zu unterstreichen, pinselte ein knalliges Rot auf die Lippen, verstärkte das Rouge und runzelte die Stirn, um zu sehen, ob das Botox noch wirkte.
    »Oje«, sagte sie zum Spiegel, als sie eine Spur von Bewegung auf ihrer Stirn bemerkte.
    Auch das Kollagen gab langsam nach, aber sie

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