Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
fürchtete sich vor einem weiteren Besuch beim Kiefer- und Gesichtschirurgen. Mittlerweile hatte sie einen Punkt erreicht, wo sie keinen Nadelstich mehr ohne eine starke Dosis Demerol ertragen konnte, und wofür das Ganze? Schon längst nahm es niemand mehr zur Kenntnis. Keiner schätzte sie mehr. Maude löste den Verschluss ihres BHs und schälte sich aus ihm heraus, ohne ihre Bluse auszuziehen, ein Trick, den sie am Sweet Briar College gelernt hatte.
    »Na, das war vergebliche Liebesmüh«, murmelte sie zu sich selbst, als ihre Brüste in Richtung Taille wanderten.
    Seufzend zog sie ihren BH wieder an und quälte sich in einen hübschen Kaschmirpullover, der selbst in schlankeren Zeiten schon einige Nummern zu klein gewesen war.
    »Da«, sagte sie laut zum First Dog Frisky, der nebenan auf dem Bett des Schlafzimmers schlief. »Du musst zugeben, dass ich für meine siebzig immer noch verdammt gut aussehe, oder?«
    Frisky rührte sich nicht. Er war ein schokoladenbrauner, ziemlich alter Labrador, der es satt hatte, den endlosen Monologen der First Lady zu lauschen. Seit neun Jahren ging das jetzt so, und wenn Frisky sich richtig erinnerte, hatte die First Lady schon am Anfang ihrer Bekanntschaft ziemlich verblüht gewirkt. Jetzt sah sie absolut grässlich aus mit dem erstarrten Gesicht und den verschwollenen Lippen. Jedenfalls hatte er nicht vor, die Augen zu öffnen und seinen Lieblingstraum zu unterbrechen, in dem er Balljunge in Wimbledon war. Er betete im Stillen, die First Lady würde ihn ausnahmsweise nicht wecken.
    »Komm, Frisky!«, rief die First Lady ihren schlafenden Hund und versuchte vergeblich, mit den Fingern zu schnippen.
    Ihre Finger waren zu fettig. Die dicke Schicht Körperlotion ließ Mrs. Crimm glänzen wie ein Brathähnchen. »Komm!« Ihre Finger glitschten, statt zu schnippen. »Gehen wir hinunter und begrüßen wir unseren Gast.«

SIEBZEHN
    Das Schicksal der Blaukrabben und der Forelle schien wieder eine fatale Wende zu nehmen.
    Major Trader hatte sich bereit erklärt, sie in den Fluß zu werfen, verfolgte dabei aber seine eigenen, profitgierigen Pläne. Er dachte, dass er einen Angler finden und ihm die frischen Meeresfrüchte verkaufen könnte. Außerdem suchte er nach einem sicheren Ort für den wasserdichten Koffer voller Geld, den er bald von den Piraten zu bekommen hoffte.
    Im Kofferraum von Traders Dienstwagen wurde der Eimer hin und her geschleudert. Weder die Krebse noch die Forelle konnten in der Dunkelheit etwas sehen, waren aber voll böser Vorahnung, während Trader die Straßen entlangraste, mit quietschenden Reifen in die Kurven ging und an den Ampeln abenteuerliche Bremsmanöver vollführte.
    »Herrjemine, dä hätt gwiss kei Schipiäss«, sagte einer der Krebse beim Zusammenstoß mit einem der Leidensgenossen im Eimer und meinte wohl GPS. »Dä hätt si verfranscht. I wäss dos.«
    »Wohä denn?«, fragte die Forelle, über den Krebsen schwimmend, die in jeder Haarnadelkurve, bei jedem abrupten Stopp und jedem Anfahren ineinander krachten. »I glubb, dä hätt eher än Motorproblem.«
    »Bischt scho mol in an Auto gwäss?«
    »Kunn i nöd behaupte«, antwortete die Forelle. »Han abä scho mol us sichäre Abstand zugschaut, wi si an d' Docks halte hond, wenn dä Fischr z' Fische ussefahret sin. All ähre Lastwäge ond Golfcarts hüpfet ond schwanke t grusigli.«
    Die Krebse purzelten alle zur Seite und landeten auf einem Haufen.
    »Utsch!«, beschwerte sich einer. »Dos hätt weh tan! Nimm dei Scher us mei Aug, odä du krischt äbbis!« »I han Hunger!«
    »Äs git kei ful Fisch, bis mer widä i Wasser sin. Halt di fescht!«
    Trader polterte über einen Kantstein und parkte auf dem Fußsängerweg, wo Caesar Fender gerade angelte und nichts fing.
    »He! Du bist gerade über meinen Angelkasten gefahren, du Arschloch!«, brüllte Caesar den schwarzen Dienstwagen an. »Für wen hältst du dich? Ich hab nix getan. Ich hab noch nich mal 'n Auto. Also warum kreuzt du hier mit Fernlicht auf und mangelst meinen Angelkasten über, als hätte ich sonst was angestellt?«
    »Ich habe frische Meeresfrüchte, die für den Gouverneur gedacht waren«, verkündete Trader. »Verkauf ich dir für fünfzig Dollar. Hast doch bestimmt 'n Haufen hungriger Niggerchen zu Hause. Wette, die haben noch nie in ihrem Leben Blaukrabben oder Forellen gekriegt.«
    Caesar Fender war entrüstet über das boshafte Genuschel des fetten weißen Mannes. »Nur weil 'n paar von unseren Leuten 'n bisschen kurz geraten

Weitere Kostenlose Bücher