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Insel der Rebellen

Insel der Rebellen

Titel: Insel der Rebellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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sind, musst du nich von Niggerchen reden«, gab er zurück. »Und ich krich zwei Dollar für mein Angelkasten und noch mal fünfundsiebzig Cents für all die Haken, die du verbogen hast, und die Schwimmer, die du platt gemacht hast. Und noch 'n Schritt weiter, und du trittst gegen meine Dose mit den Würmern und schmeißt sie ins Wasser, und dann tret ich dich kräftig in'n Arsch!«
    »Wenn du mich anrührst, lass ich dich festnehmen und ins Gefängnis werfen!«, drohte Trader.
    »Zahl mir, was du mir schulden tust für all mein Angelzeug, das du kaputt gemacht hast!«
    »Pass auf, was du sagst. Du sprichst mit einem wichtigen Regierungsbeamten«, schrie Trader zurück.
    »Es kümmert mich 'n Scheißdreck, wer du bist!«
    Während sich die beiden Männer anbrüllten und bedrohten, ersannen die Krebse rasch einen Plan zu ihrer Rettung. »Mer stelle us all tot«, sagte einer von ihnen.
    Trader öffnete den Kofferraum, und Caesar schaute hinein, immer noch wütend, aber doch neugierig auf die Meeresfrüchte. Die Forelle schwamm mit dem Bauch nach oben und geschlossenen Augen, und die Krebse lagen regungslos da, ebenfalls mit geschlossenen Augen.
    »Bescheißen willst du mich!«, schrie Caesar den fetten weißen Mann an. »Diese Viecher sind so tot wie meine Großmutter. Wie lang waren die bei dir im Kofferraum? Einen Monat? Pfui Deibel!« Er wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum und hob den Eimer aus dem Auto. »Du verdammtes weißes Lügenmaul. Schau her! Das mach ich mit deinen frischen Meeresfrüchten.«
    Plötzlich segelten die Krebse und die Forelle mit einem Wasserschwall aus dem Eimer, als gelte es, ein Feuer zu löschen. Sie flogen durch die Luft und landeten im James River, wo die Krebse auf den Grund sanken und sich erstaunt umsahen, während die Forelle über ihren Köpfen langsame Kreise zog.
    »Ich kann die Forelle schwimmen sehen!« Trader deutete auf den Schatten der Forelle tief unter der glitzernden Wasseroberfläche. »Die sind nicht tot! Du hast meine frischen Meeresfrüchte weggeworfen! Gib mir fünfzig Dollar!«, verlangte er.
    »Nee.« Caesar sammelte sein kaputtes Angelzeug zusammen.
    Traders seeräuberische Erbanlage wurde aktiviert, und seine geballte Faust landete auf Caesars Auge. Der schwang seine Angel wie eine Peitsche und verletzte Trader an der Wange. An der Hochleistungsangelschnur hatte er nämlich mehrere kleine Senkgewichte befestigt, nachdem er mit dem Fahrrad hier angekommen war. Verbissen kämpften die beiden Männer miteinander, rollten auf dem Boden herum, überschütteten sich mit Obszönitäten und schlugen aufeinander ein. Wutschnaubend und blutend lief Trader zu seinem Auto, das Caesar mit Fußtritten traktierte, bevor er die Windschutzscheibe mit dem beschädigten Angelkasten aus Metall einschlug.
    Außer sich sprang Trader auf den Fahrersitz und griff nach der Leuchtpistole, die er immer unter dem Sitz versteckt hielt. Er schnitt sich die Finger an den Glassplittern auf, als er eine Leuchtpatrone Kaliber .12 in den Lauf der Pistole schob, die sich seit 1870 im Besitz seiner Piratenfamilie befand. Dann ließ er sich seitlich aus dem Auto fallen und zielte auf Caesar, während dieser ihn mit Bleigewichten bewarf.
    Als Trader von einem der Gewichte an der Nase getroffen wurde, löste das einen Reflex in dem Finger aus, der um den Abzug gekrümmt war.
    Die Leuchtkugel explodierte in der Luft wie eine kleine, glühende Rakete, bewegte sich mit rasender Geschwindigkeit auf Caesar zu und traf ihn in die Brust. Mit Grausen beobachteten die Krebse und die Forelle, wie der Angler in Flammen aufging und noch ein paar Schritte lief, bevor er zusammenbrach. Trader floh in seinem zerbeulten Auto, mit offenem Kofferraum und einer Windschutzscheibe, die nur noch aus einem feinen Net z von Glassplittern bestand. Blass und blutig, mit zerrissenem Anzug und zerfetzter Krawatte traf er wenig später wieder in der Gouverneursvilla ein. Er war aufs höchste erregt und fürchterlich durcheinander.
    Auch Regina war durcheinander. So aufgedonnert und von einer so aufdringlichen Parfümwolke umgeben hatte sie ihre Mutter noch nie erlebt. Hätte die Mutter in einem Bestattungsinstitut gelegen, so hätte Regina angenommen, man hätte Mrs. Crimm mit Formaldehyd voll gepumpt, mit Wachs überzogen und ihr aus Versehen die Kleider einer anderen Leiche angezogen, einer Frau, die sehr viel schlanker war und eine Schwäche für Fuchsienrot hatte.
    »Was ist denn mit dir passiert, Mama?«, fragte

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