Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel der Schatten

Insel der Schatten

Titel: Insel der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Webb
Vom Netzwerk:
damals das Gefühl, dass hinter der ganzen Sache mehr steckte, als wir alle dachten.«
    Mein Interesse war geweckt. »Tatsächlich? Wieso denn?«, drängte ich.
    »Julie Sutton starb. Du verschwandest fast unmittelbar danach. Jeder, vor allem die Behörden, glaubten, dass Noah angesichts der gegen ihn vorliegenden Beweise Selbstmord begangen und dich mit in den Tod genommen hatte, weil du die einzige Zeugin des Verbrechens warst.
    Ich war davon ganz und gar nicht überzeugt. Wenn er sein Leben hätte beenden wollen, um sich einer langen Haftstrafe zu entziehen, gut, das hätte ich noch verstanden, aber warum hätte er dich umbringen sollen? Er hat dich mehr geliebt, als du dir vorstellen kannst. Und wenn er wirklich schuldig gewesen wäre und dieses Mädchen – vielleicht unabsichtlich – getötet hätte, dann hätte der Noah Crane, den ich kannte, dazu gestanden und die Konsequenzen auf sich genommen.«
    »Der Thomas James, den ich kannte, hätte ebenso gehandelt«, stimmte ich zu.
    »Siehst du«, beendete Mira nun ihrerseits das Thema, während ich das letzte Besteck in die Spülmaschine räumte. »Du hast mich hergebeten, damit ich für dich ein paar Geister aufspüre?«
    Ich lachte nervös, als wir mit unserem Wein ins Esszimmer gingen, wo ich bereits Kerzen angezündet hatte, die den Raum in ein warmes, flackerndes Licht tauchten.
    Wir nahmen alle drei am Tisch Platz. Mira straffte sich und räusperte sich dann, ein Zeichen, dass jetzt sie die Kontrolle über das weitere Geschehen übernahm – eine Rolle, die ihr sichtlich lag.
    »Am besten erzählst du mir erst einmal ganz genau, was hier im Haus vorgefallen ist«, wies sie mich an.
    Ich holte tief Atem und berichtete von dem Erscheinen des Mädchens in dem weißen Kleid, dem verschwundenen und wieder aufgetauchten Schmuck, dem Fernseher, der sich von selbst ein- und ausschaltete und den ein Mal offenen und dann wieder geschlossenen Fensterläden.
    Mira nickte. Ihr Blick wanderte zwischen mir und Will hin und her. »Das klingt in der Tat nach Spuk.«
    Obwohl ich sie genau deswegen angerufen hatte, jagten mir ihre Worte einen eisigen Schauer über den Rücken.
    »Eine andere Erklärung gibt es nicht«, fuhr Mira fort. »Das ist euch beiden klar, nicht wahr?«
    Will warf mir einen verstohlenen Blick zu. »Doch, Mira, ich hätte noch eine andere Erklärung«, begann er zögernd. Ich sah ihm an, dass er nicht wusste, ob er weitersprechen sollte, daher nickte ich ihm aufmunternd zu.
    »Ich halte es auch für möglich, dass Hallies Erinnerungen stückchenweise zurückkehren«, sagte er. »Du weißt ja, dass sie nach dem Tod von Julie unter einem schweren Schock stand und erst wieder zu sprechen anfing, als sie und ihr Vater sich weit weg von hier ein neues Leben aufgebaut hatten.«
    »Ich erinnere mich«, nickte Mira. »Du hast seit jenem verhängnisvollen Tag kein einziges Wort mehr gesprochen, Hallie. Deine Eltern haben sich furchtbare Sorgen gemacht.«
    »Und da liegt doch der Schluss nahe, dass die Rückkehr in dieses Haus nun Erinnerungen in ihr weckt«, schloss Will.
    »Ich würde dieser Theorie zustimmen, wenn die anderen Ereignisse nicht wären«, meinte Mira nach einer kurzen Pause. »Wie erklärst du dir den Vorfall mit dem Schmuck? Die Fensterläden? Den sich selbst ein- und ausschaltenden Fernseher?«
    »Deswegen haben wir uns ja an dich gewandt«, gab er zu. »Weil wir es uns nicht erklären können. Wenn es nur darum ginge, dass Hallie ein Mädchen in Weiß im Haus herumgeistern sieht, hätte ich eher einen Besuch bei einem Psychologen empfohlen.«
    Ich spann den Faden weiter. »Weißt du, Mira, all diese kleinen Zwischenfälle würden mir wesentlich weniger Kopfzerbrechen bereiten, wenn ich nicht in den letzten Tagen von einigen beunruhigenden Ereignissen in der Vergangenheit meiner Familie gehört hätte.«
    Mira blinzelte. »Was für Ereignisse?«
    »Ich habe erfahren, dass es im Laufe der Jahre auf diesem Anwesen unter verdächtigen Umständen zu einigen Stürzen gekommen ist, um es mal vorsichtig auszudrücken. Dazu gehört auch – und das ist ganz bestimmt kein Zufall – Julie Suttons über dreißig Jahre zurückliegender Sturz aus dem Fenster des zweiten Stocks.«
    »Erzähl mir mehr darüber.«
    Ich beugte mich zu Mira und berichtete, was ich von Iris gehört hatte.
    Mira verzog das Gesicht. »Das klingt ja gar nicht gut«, murmelte sie.
    »Allerdings nicht.« Ich beschloss, die Sache jetzt auf den Punkt zu bringen. »Und als Will

Weitere Kostenlose Bücher