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Insel der Schatten

Insel der Schatten

Titel: Insel der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wendy Webb
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liegen und sah zu, wie die Graupelschauer gegen die Fenster schlugen. Es war herrlich, an einem so scheußlichen Tag unter einer warmen, gemütlichen Bettdecke zu faulenzen. Ich hätte den ganzen Tag so liegen bleiben können, wenn mir nicht eingefallen wäre, dass Iris heute kommen wollte.
    Darum schlug ich die Decke zurück, ging unter die Dusche und stellte zu meiner eigenen Überraschung fest, dass ich mich darauf freute, sie zu sehen. Vielleicht konnten wir zusammen Kaffee trinken, und sie würde mir mehr über meine Mutter und meine Kindheit hier erzählen. Das wäre eine angenehme Abwechslung zu den gespenstischen Begegnungen der letzten Tage.
    Ich tappte die Hintertreppe hinunter und auf die Küche zu, wo mir der Duft frisch gebrühten Kaffees verriet, dass Iris bereits eingetroffen war.
    »Guten Morgen«, lächelte sie. »Ich habe Scones gebacken, die Wäsche in die Maschine getan und im Wohnzimmer aufgeräumt.«
    Das hatte sie alles schon erledigt? Wie lange war sie dann schon hier? Die Vorstellung, dass sie sich selbst hereingelassen hatte, im Haus umhergestreift war und meine Unterwäsche in der Hand gehabt hatte, während ich schlief oder unter der Dusche stand, war mir etwas unangenehm.
    Aber dann verdrängte ich mein Unbehagen – das war schließlich ihr Job. Und nach einem Blick auf die Platte mit dem warmen Gebäck und dem frischen Kaffee freundete ich mich mit dem Gedanken an, eine Haushälterin zu haben.
    »Vielen Dank für alles, Iris.« Gähnend goss ich mir eine Tasse ein. »Es ist wirklich herrlich, sich an einen gedeckten Frühstückstisch setzen zu können. Möchten Sie nicht etwas mitessen?«
    »Vielleicht, wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin«, versetzte sie knapp. »Ich muss noch die Fenster putzen.«
    Während Iris umherschlurfte, sämtliche Fenster mit Essig bearbeitete, fegte, die Wäsche aufhängte und die Möbel polierte, lungerte ich müßig in der Küche herum und kämpfte gegen meine Schuldgefühle an. Es verstand sich von selbst, dass ich nie zuvor eine Haushälterin beschäftigt hatte, und mir missfiel es, dass ich, eine gesunde Frau, untätig auf meinen vier Buchstaben saß, während die arme alte Iris sich abschuftete. Mehr als ein Mal versuchte ich, ihr zur Hand zu gehen, wurde aber jedes Mal in den eisigsten Tönen daran gehindert.
    »Das ist meine Arbeit! Ich kümmere mich schon länger um dieses Haus, als Sie leben! Lassen Sie mich einfach alles so machen wie immer.«
    Wie sie wollte. Ich zog mich ins Schlafzimmer zurück, wo ich im Kamin ein Feuer entzündete und den Morgen mit einem guten Buch in der Nische unter dem Fenster verbrachte. Noch immer peitschten Graupelschauer über das aufgewühlte Wasser. Es war die Art von Tag, die ich am meisten liebte, denn ich konnte endlich einmal tun und lassen, was mir Spaß machte.
    Das Telefon klingelte. »Ich habe herausgefunden, wer der geheimnisvolle Unbekannte war«, teilte Jonah mir mit.
    »Du meinst den Kerl in der Kutsche, der mich über den Haufen fahren wollte?«
    »Es war John Stroud. Und er hat nicht versucht, dich ›über den Haufen zu fahren‹. Er saß mit den anderen am Tisch, als du das erste Mal in mein Café gekommen bist. Und er war heute Morgen da, um über den Vorfall von gestern Nacht zu sprechen. Er hat dich im Dunkeln erst gesehen, als es schon fast zu spät war. Anscheinend hast du ihm einen ziemlichen Schrecken eingejagt. Sein Blutdruck muss steil in die Höhe geschossen sein.«
    »Der hat ja Nerven! Ich habe ihm einen Schreck eingejagt?«
    »Er hat mich gebeten, dir zu sagen, wie leid es ihm tut.«
    »Darauf möchte ich wetten.«
    »Jedenfalls ist das Rätsel gelöst, Hallie. Er hat nicht absichtlich versucht, dich zu verletzen. Es war ein Missverständnis. Du kannst das Ganze jetzt auf sich beruhen lassen.«
    Ich wünschte, die Insulaner würden ihrerseits dasselbe tun. Würden sie irgendwann einmal aufhören, über mich zu klatschen, oder hatte ich ihren Unmut erregt, weil ich mich aus irgendeinem unerklärlichen Grund mitschuldig an Julie Suttons Tod fühlte? Trug ich die Schuld, die mein Vater eventuell auf sich geladen hatte, nun auf meinen Schultern?
    Diese Gedanken behielt ich Jonah gegenüber jedoch für mich. Stattdessen plauderten wir noch ein paar Minuten unverfänglich, bevor er das Gespräch mit der Aufforderung beendete, mich bald wieder mal bei ihm blicken zu lassen.
    Kurz darauf hörte ich ein Knacken, das von der anderen Seite des Raumes kam, und dann eine Stimme. »Ihr Mittagessen

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