Insel der schwarzen Perlen
kein Paar sein können, weil es inzwischen dich in Keanus Leben gibt, und natürlich euren Sohn, dann müssen sie eben wie Bruder und Schwester sein ⦠Maja? Ist alles in Ordnung?«
Nichts war in Ordnung, rein gar nichts. Sie hatte das Gefühl, der Boden würde unter ihr nachgeben. Aber Ina war noch nicht fertig.
»Du musst davon ausgehen, dass er dich aufrichtig liebt und nur das Beste für dich und dein Kind will. Alles andere wäre unklug, der Wahnsinn, oder noch schlimmer, ein perfides Horrorszenario. Ungefähr so: Du bringst euren Sohn auf die Welt, dabei stirbst du an gebrochenem Herzen. Nach deinem Tod bekommen Keanu und Leilani dein Grundstück, euer Haus und den süÃen Sohn. Danach leben sie auf diesem Flecken Erde glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende â¦Â«
Maja starrte Ina an. Dann schloss sie die Augen. Keine von beiden sagte ein Wort. In das Schweigen hinein pochte Majas schmerzendes Herz heftig, und Ina umarmte sie sanft.
»Ich will dir keine Angst machen, und ich hoffe sehr, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich so ein drastisch überzogenes Bild in den Raum stelle, aber Stefan und ich machen uns beide Sorgen. Und du kennst Stefan! Er macht sich so gut wie nie um solche Sachen Sorgen. Aber in diesem Fall hat er es sogar angesprochen, bevor ich meine groÃe Klappe aufgerissen habe â¦Â«
Maja hatte also bestätigt bekommen, was sie seit einiger Zeit ohnehin spürte.
»Du musst mit Keanu sprechen, bitte!«, flehte Ina sie an.
Nach dem Abendessen brach Stefan auf, um Ina mit ihrem Gepäck zum Flughafen zu bringen. Innig umarmten sich die Freundinnen ein letztes Mal.
»Du redest noch heute mit ihm, versprochen �«
Maja machte sich oben zum Schlafengehen fertig, während Keanu unten noch die Küche aufräumte. Dabei hörte sie ihn telefonieren, wie er es oft tat, wenn sie schon im Bett war. Er gab sich dabei keine besondere Mühe leise zu sein, sondern lachte öfter. Er sprach in der eigenartigen Mischung aus Hawaiisch und Englisch, die Maja nur schlecht verstand. Er hatte ihr einmal anvertraut, dass kaum jemand diese spezielle Familiensprache verstand, da sie mit allerlei Wortschöpfungen und Kürzeln angereichert war. Leilani?
Als er nach oben kam, war sie noch wach und las auf dem Bett. Sie konnte nicht schlafen und stellte Fragen, die ihm eindeutig missfielen. Er hatte nicht mit Leilani gesprochen, sondern mit seiner Cousine Anela in Nizza, die Maja bereits kennengelernt hatte. Sie hatte angerufen, um sich nach Maja und dem Baby zu erkundigen, selber war sie auch erneut schwanger und lieà Maja liebe GrüÃe ausrichten.
»Warum bist du misstrauisch, ipo? Was habe ich getan ⦠was kann ich besser machen? Wie kann ich dir helfen?«
Jedes Wort würde sie auf die Goldwaage legen müssen, wenn sie ihn nicht vor den Kopf stoÃen wollte, das wusste sie. In sein Leben war sie eingedrungen. Gemeinsam hatten sie in dieser verrückten Nacht in Südfrankreich das Kind gezeugt, doch sie hätte diese Herausforderung nicht annehmen müssen. Was hatte sie für ein Recht, ihm erneut mit ihrer Eifersucht zur Last zu fallen? Dennoch musste sie sprechen.
»Du weiÃt, warum Stefan länger bleibt, nicht wahr?«
»Er sorgt sich um dein Herz. Ich auch, aber ich bin kein Experte. Ich kann dich nur lieben ⦠deine ganzen Ãngste und Sorgen will ich weglieben. Ich möchte dir Frieden schenken und Gelassenheit ⦠und Vorfreude auf unser Kind.«
Behutsam legte er seine Hand auf ihr Herz. Sie war warm und fühlte sich beschützend an.
Eine Weile lagen sie auf ihrem neuen Bett. Es war um einiges gröÃer als ihr Bett aus dem Container, das mittlerweile in dem neuen Kinderzimmer stand â als Gästebett für Majas Vater, der bald kommen würde.
Die Decke, unter die sie schlüpften, war ebenfalls neu. Es war das erste Geschenk von seiner Familie, ein Quilt, jedes Quadrat eine andere heimische Pflanze, oder aber die Vögel und Fische Hawaiis. Es war eine wunderschöne, wertvolle Arbeit, an der sicherlich lange gearbeitet worden war. Doch Maja hatte das ungute Gefühl, diese Decke sei ursprünglich für Keanu und Leilani genäht worden. Keanu lachte fröhlich.
»Und wenn schon, der Quilt ist wunderschön, und ich bin meiner Familie dankbar, weil sie endlich ein Zeichen senden. Es hat lange genug gedauert â¦Â«
Dann erzählte er
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