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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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Droge machte ihre Erinnerungen wirklich lebendig. Auf diese Weise spürte sie Kelii und konnte ihm nahe sein. Sie fühlte sein Herz in ihrem Inneren schlagen, so wie er ihres fühlen musste. Das redete sie sich auch jetzt noch ein. Nicht mit jedem Menschen konnte man eine derartig tiefe Verbindung eingehen, so hatten es die höchsten Kahuna gesagt. Großvater Hai musste Kelii für immer mit Elisa verbunden haben, sonst wäre ihr ganzes bisheriges Leiden umsonst gewesen.
    Im Rausch des Opiums erinnerte sie sich an ihre Zeremonie auf der Insel Maui. Nach Jahren ihres Studiums der Kahuna-Heilkunst hatten sie und Kelii vor fast zehn Jahren auf Maui im Kreise der Heiler gemeinsam die höchsten Weihen erhalten.
    Sie hatten so viel Tausend-Nebel-Pflanze zu sich genommen wie nie zuvor, nachdem sie drei Tage lang gefastet hatten. Die Pflanze hatte sie vollständig in Besitz genommen, Elisa hatte alle Grenzen von Zeit und Raum hinter sich gelassen. Nach Art der höchsten Kahuna waren ihr Liebster und sie zusammen ins Totenreich gereist. Dort hatten sie sich nach uraltem Ritual vereint. Geheime magische Worte strömten im heiligen Atem des ha gemeinsam aus ihren Mündern.
    Zwei Stämme einer Wurzel, zwei Flüsse einer Quelle, zwei Vögel aus einem Ei. Eine Haut. Du bist ich und ich bin du. Bis zu unserem letzten Atemzug vereinen wir unsere Seelen im ewigen ha.
    Â»Elisa …?«
    Sie hatte nicht gehört, wie Johannes leise das Zimmer aufgesperrt hatte. Vom Opium benebelt schwebte sie mit Kelii über den grünen Bergen von Maui, glitt auf unsichtbaren Vogelschwingen über das Meer, umfangen von seiner Liebe.
    Â»Ich kann dich jetzt nicht alleine lassen … Ich kann es einfach nicht. Ich liebe dich, Elisa.«
    Sie wehrte sich nicht, als er sich zu ihr aufs Bett setzte und behutsam ihre Hand in seine nahm.
    Vielleicht war es Kelii, der ihr seinen Freund aus der Vergangenheit schickte, um sie zu trösten. Ihr Körper glühte, und jede Pore ihrer Haut sehnte sich nach Berührung.
    Â»Johannes … was geschieht mit mir?«
    Nie zuvor hatte er sie derartig hilflos gesehen, noch nicht einmal in ihren schlimmsten Stunden.
    Â»Was brauchst du, Elisa? Wie kann ich dir helfen?«
    Â»Ich brauche Liebe … ich bin so einsam. Bitte halte mich in deinen Armen ganz fest … sonst verliere ich mich.«
    Johannes legte sich neben sie auf das schmale Bett und umfing ihren zitternden Körper mit seinen Armen. Es war nicht zum ersten Mal, dass sie einander als Freunde beistanden, und gewiss würde es nicht das letzte Mal sein. Still lag er eine Weile hinter ihr und wagte es kaum, sich zu bewegen.
    Elisa starrte im Halbdelirium an die Wand des Zimmers, das im Halbdunkel noch karger war als sonst. Dann griff sie nach Johannes’ Hand und legte sie auf ihre heiße Brust.
    Â»Willst du das wirklich?«
    Sein heiseres Flüstern brauchte keine Antwort. Elisa hatte ihre Augen geschlossen und wehrte sich nicht, als er behutsam begann, das Oberteil ihres Kleides aufzuknöpfen.

… so wie sie dich wachsen lässt,
    beschneidet sie dich.
    So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen
    und die zartesten Zweige liebkost,
    die in der Sonne zittern,
    steigt sie hinab zu deinen Wurzeln
    und erschüttert sie in ihrer Erdgebundenheit.
    Der Prophet, Khalil Gibran
12. Kapitel
Die Nacht am Riff, Sommer 2011
    Â»Wie unglaublich schön Kauai ist … Wir waren heute am Leuchtturm, in den Gärten, in den Höhlen … sogar das Surfen habe ich mit Keanus Hilfe ausprobiert. Zu schade, dass du nicht mitkommen konntest.«
    Ina nahm Maja zur Begrüßung vorsichtig in die Arme, während Stefan und Keanu den Kofferraum ausluden. Sie hatten auf dem Rückweg fürs gemeinsame Abendessen eingekauft und zwei neue Büsche für Majas Garten besorgt.
    Ina sah nach ihrer zweiten Woche auf der Insel blendend erholt aus. Sie war fast täglich mit Stefan und ab und zu auch mit Keanu unterwegs gewesen, um die Insel zu erkunden, war jeden Tag beim Schwimmen und immer an der frischen Luft. Die Sonne hatte auch heute ihre Wangen und Nase geküsst, ein wenig zu viel vielleicht, ihre Sommersprossen hatten sich mindestens verdoppelt. Vom salzigen Wasser waren ihre Augenbrauen weiß verkrustet, und Maja konnte sich vorstellen, dass sie nicht aus dem Wasser zu kriegen war. Ina war eine ausgesprochene Wasserratte. Jetzt zog sie eine braune Papiertüte aus ihrer

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