Insel der schwarzen Perlen

Paprikaschote aus der Küche geholt, sie halbiert und in seinem Schulenglisch eine Vorlesung gehalten. Es war ihm dabei besonders wichtig, Keanu zu verdeutlichen, dass durch die zusätzliche Belastung der Schwangerschaft Maja zwar beobachtet werden musste und Schonung brauchte, aber dass ihr Herz sich wahrscheinlich nach der Geburt wieder ganz stabilisieren würde. Auch ihre Herzrhythmusstörungen in der Pubertät waren nur temporär gewesen. Dennoch würde Stefan ihre Herztöne und die des Babys täglich mehrmals abhören und eng mit der Klinik in Lihue zusammenarbeiten, um kein unnötiges Risiko einzugehen.
    Die Männer mochten sich von Anfang an, was Maja erleichterte. Keanu und Stefan täglich Seite an Seite zu erleben, machte ihr jedoch auch einige Dinge bewusst. Keanu war sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt und erwartete von Maja, dass sie explizit etwas von ihm verlangte, wenn sie es brauchte, das galt für auch für den Haushalt, der ihr zunehmend schwerfiel.
    Stefan war die Rücksicht in Person, er trug sie auf Händen, seit er gekommen war, und öffnete ihr jetzt immer die Autotür, wenn sie zusammen unterwegs waren. Sobald er sah, wie sie sich im Haus mit etwas abmühte, nahm er es ihr ab. Das galt selbst für die Wäsche. Anfangs war ihr seine Sorge um sie übertrieben vorgekommen, und sie spaßten humorvoll, wenn er ihr auch die kleinste Last abnahm. Doch dann hatte Stefan eines Morgens beim Frühstück verkündet, er würde seinen Rückflug bis nach der Geburt des Babys verschieben.
    Im Klinikalltag war es aber so gut wie unmöglich, einen Urlaub zu verlängern, das wusste Maja durch ihre Mutter, und deshalb rief sie in München an. Erst bei dieser Gelegenheit erfuhr sie, wie ernst es um ihr Herz stand.
    Â»Eine Geburt bedeutet eine extra Anstrengung für das Herz jeder Frau. Sollte es bei dir Komplikationen geben … Stefan hat sich erkundigt. Er ist mit der medizinischen Betreuung in Lihue nicht zufrieden, die Kardiologie ist in Ordnung, mehr aber auch nicht … wir wollen kein Risiko eingehen.«
    Nach diesem Gespräch wusste Maja noch mehr zu schätzen, was Stefan für sie tat. Es war sein gesamter Urlaub in diesem Jahr, den er bei ihr verbringen würde, um auf ihr Söhnchen zu warten. Als sie ihn darauf ansprach, hatte er gelächelt.
    Â»Dafür werde ich Patenonkel, ja? Ich meine, so bleiben wir in Zukunft verbunden, und ich habe ein Ferienziel. Und ja, es tut manchmal noch weh, Maja. Ich habe dich sehr geliebt, und ich musste mich wirklich überwinden, als deine Mutter mich gebeten hat, hier auf dein Herz aufzupassen. Doch falls du denkst, ich sei selbstlos oder vielleicht sogar masochistisch? Nein, auf mich wartet eine satte Belohnung. Deine Mutter empfiehlt meine Beförderung in der Klinik …«
    Weiter wollte er nicht darüber sprechen, überhaupt war er diskret und verbrachte mehr Zeit mit Ina und Keanu als mit ihr, weil Maja sich viel hinlegen musste. Die Männer bastelten gemeinsam an Keanus Motorrad, gingen mit Ina zum Surfen und natürlich auch zum Tauchen, Stefans Lieblingssport. Er wollte unbedingt einen nächtlichen Tauchgang mit Keanu machen, bevor er nach München zurückkehrte.
    Was also wollte Ina ihr jetzt sagen, das so ernst war, dass sie sogar zuvor Stefan um Rat gebeten hatte? Das klang gar nicht nach Ina, genauso wenig wie die Verlegenheit in ihrer Stimme.
    Â»Es ist Leilani … du weißt, sie war einige Male mit uns unterwegs. Die Gärten hat sie uns gezeigt, am Strand war sie einige Male dabei …«
    Maja wusste natürlich davon, sie hatte sich inzwischen daran gewöhnt. Gerade dieses häufige Zusammensein von Keanu und seiner Exfreundin konnte nichts Tieferes bedeuteten. Doch da waren Ina, und wohl auch Stefan, anderer Meinung.
    Â»Zuerst hat mich nur irritiert, wie innig sie ihn zur Begrüßung und zum Abschied geküsst hat. Es war einfach zu vertraut, wenn du weißt, was ich meine … Stefan umarmt dich zwar auch, doch man spürt seinen Respekt vor Keanus Beziehung zu dir. Das kommt uns bei Leilani definitiv nicht so vor. Sie will ihn zurück, wenn du mich fragst. Auch Stefan sieht das so. Unser Vorschlag wäre zunächst ein Gespräch zwischen dir und ihr … Bitte, Maja, sag jetzt nicht sofort nein, sondern denke zumindest darüber nach. Die beiden haben eine derartig innige Verbundenheit! Und wenn sie