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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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von Keliis Cousine hineingeboren, hatte Eli eine starke Bindung an die Rebellen. Elisa hatte die drei Jungs in den Sommerferien nicht daran hindern können, sich auf den Weg in die Berge zu machen. Damit sie dennoch beruhigt war, erhielt sie häufig Nachrichten.
    Â»Den drei Jungs geht es gut. Aber Hoku hatte einen schlechten Traum für dich, sehr schlecht …«
    Sie sah Elisa prüfend an, ob es überhaupt eine gute Idee wäre weiterzureden, da die Freundin immer noch im Fieber glühte. Doch Elisa nickte. Sie wollte es wissen.
    Â»Die Krähe kommt, sie will die Augen. Dein kleiner Junge gibt sein Herz, er ist Kahuna, gibt dir sein ha. Aber es ist nicht genug. Die Krähe fordert drei Augen … sie bringt den weißen Fleck, nimmt den kleinen Jungen, nimmt die Frau mit der schönen … Stimme … sie verschont einen.«
    Amalas Stimme war ganz leise geworden, denn sie wussten beide, was diese dunkle Prophezeiung bedeutete. Gefahr drohte Keliis Familie, seiner Frau und seinem Kind.
    Elisa wurde unwirsch und fuhr Amala an.
    Â»Hoku hat unrecht. Mit Kelii, seiner Frau und seinem Kind ist alles in Ordnung. Und was das ha von meinem toten Sohn betrifft … ich gehe heute Nacht. Ich rufe die Eule.«
    Der Mond stand tief und blass über dem weitläufigen Garten, der Elisas Zuhause am Washington Place umgab. Es war nur wenige Häuser von Lili’uokalanis Residenz entfernt, doch sehr viel bescheidener. Nicht jedes der Kinder hatte ein eigenes Zimmer, die vier Jungs mussten sich je zwei Räume teilen, die beiden Mädchen hatten jeweils eine kleine Kammer, wie auch Amala und Elisa sich mit sehr kleinen Schlafräumen begnügen mussten. Dafür war das untere Stockwerk mit der zum Wintergarten offenen Wohnküche sehr gut für die Großfamilie geeignet. Elisa liebte dieses Zuhause, vielleicht auch, weil sie es mehr genießen konnte. In Honolulu arbeitete sie für Lili’uokalani nie mehr als fünf Stunden am Tag, während sie in ihren Jahren in Lihue, in denen sie Janson diente, oft im Morgengrauen aus dem Haus musste und erst in der Nacht zurückkehrte. Zudem war sie in Lihue mit den Kindern sehr eng an die deutsche Kirchengemeinde angeschlossen, dadurch war ihr gesellschaftliches Korsett besonders eng.
    In ihrem Garten am Washington Place, von hohen, alten Bäumen umgeben und von den Vorbesitzern des einstöckigen weißen Holzhauses liebevoll angelegt, hatten sie jeden Vollmond mit den Kindern und ihren neuen Freunden ein Fest gefeiert. Elisa hatte versucht, einige Traditionen des Dorfes am Wasserfall mit den Kindern weiterzupflegen, und so hatten sie oft bis in die Nacht hinein gegrillt, Geschichten erzählt und gesungen. Wie wäre es wohl gewesen, hätte dieser kleine ernste Junge seinen Weg in ihre Familie gefunden? Elisa erlaubte sich einen wehmütigen Moment lang die Vorstellung dieses Lachens. Wie hätte es wohl geklungen, wenn er mit seinen großen Brüdern durch den Garten getobt wäre? Wie hätte sein Lächeln beim Schaukeln seiner Schwestern in der Hängematte ausgesehen? In ihrem Bauch pumpte der Schmerz des Loslassens. Die Bilder dieses Kindes mussten zurück zur Quelle, das kleine Gesicht bei den Wurzeln würde nie zu einem Jungen heranwachsen. Sie musste Abschied nehmen.
    Die Baumwipfel über ihr rauschten sanft in der lauen Meeresbrise, die vom Hafen herüberwehte, wie ein beruhigendes Flüstern. Alles was jetzt in ihr feurig tobte, würde sich mit der Zeit glätten, sanft und geschmeidig werden wie das weiche Gras, auf dem ihre nackten Füße verzweifelt Halt suchten. Ihr war schwindelig, und sie sah zum Haus. Es war dunkel. Dort schliefen Emma und Gerd, auch Amala hatte sie ins Bett geschickt, obwohl Ulani noch nicht zu Hause war, wie so oft in letzter Zeit. Ihre Älteste war flügge. Mit einundzwanzig hatte Ulani schon mehr als einmal vom Ausziehen gesprochen, doch das war nicht schicklich, solange sie nicht verheiratet war, und bei ihren Arbeitgebern wollte Elisa sie nicht einziehen lassen. Dann würde das tüchtige Mädchen noch viel mehr arbeiten müssen als ohnehin schon.
    Seufzend sah sie nach oben. Der Nachthimmel war ruhig und klar. Sie wartete auf das Zeichen, das vorhergesagt war. Drei Mal würde die Eule rufen, wenn sie das Ritual beginnen durfte.
    Â»Hale mai, pueo. Komm zu mir, Eule«, rief sie leise und hoffte, sie könnte bald beginnen. Ihre Beine waren

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