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Insel der schwarzen Perlen

Insel der schwarzen Perlen

Titel: Insel der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noemi Jordan
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schützende Hand und zeige uns den Weg, wie ein solch grauenhafter Krieg vermieden werden kann.
    Der Morgen graute bereits, als Elisa von dem Flecken Gras aufstand, die Blumenkette von dem Zweig nahm, die Blüten innig küsste und den lei auf die Grabstelle legte. Sobald die Blumen verrottet waren, würde an dieser Stelle frisches Gras wachsen. Das ha ihres Jungen war in seiner losgelösten Essenz bereits auf dem Weg in die ewige Quelle, sein restliches mana, seine Energie, durchströmte mit Elisas Gebeten die Wurzeln des Baumes und fand seinen Weg zu den Schutzgeistern dieses Ortes.
    Elisa dankte dem Baum, bevor sie zurück ins Haus gehen wollte. Da hörte sie ein Kichern, dann sah sie das Liebespaar, das sich an ihrer Hauswand versteckte und nicht voneinander lassen konnte. Ulani küsste sich voller Leidenschaft mit einem Mann, den Elisa kannte. Er war ihr Arbeitgeber, einer der jüngeren Geschäftsmänner auf der Insel, ursprünglich ein Deutscher, der als Kind mit seiner Familie nach Kalifornien ausgewandert war. Michael Becker oder Mike Baker, wie er sich jetzt nannte, hatte in eine der reichsten Ananasfamilien eingeheiratet und mit seiner Frau schnell hintereinander drei Kinder bekommen. Er war aber auch ein stadtbekannter Schürzenjäger, und Elisa hatte ihre Ziehtochter öfter vor ihm gewarnt.
    Elisa versteckte sich hinter einem Busch und konnte so beobachten, wie weit vorangeschritten Ulanis Dummheit bereits war. Ihre Ziehtochter war scheinbar völlig schamlos, denn Mr. Baker konnte problemlos ihre Röcke heben. Mit einundzwanzig war Ulani eine der schönsten und begehrtesten jungen Frauen der Stadt. Sie hatte eine mehr als gute Schulbildung, konnte neben Englisch und Deutsch noch Französisch und spielte ganz passabel Klavier, mehr als genug für eine gute Stellung als Gouvernante. Durch Beziehungen von Königin Lili’uokalani war sie zu einer der besten Familien der Stadt gekommen. Dort bezog sie ein Gehalt, von dem sie sich eine bescheidene Aussteuer verdienen konnte, denn sie wollte unbedingt einmal heiraten. Wieder hörte Elisa die beiden kichern, sah aber dann, was der Grund der Heiterkeit war. Unter ihren Röcken trug Ulani als eine Art Schutzpanzer fest zugeschnürte Höschen statt der üblichen losen Beinkleider.
    Â»Du kannst schon hinsehen, aber anfassen darfst du mich dort erst, wenn du dich von deiner Frau getrennt hast …«
    In ihrem Versteck nickte Elisa zufrieden, immerhin hatte ihre geliebte Ulani nicht gänzlich den Verstand verloren. Doch kaum war Mike Baker weg, knöpfte sie sich die Schönheit vor.
    Â»Wo bitte soll das hinführen?«
    Ulani erschrak, wurde dunkelrot und schlug die Augen nieder. Auch wenn sie ein exzellentes Verhältnis hatten, das von tiefer Zuneigung geprägt war, würde es gleich gewaltigen Ärger geben, wie sie dachte.
    Doch Elisa schüttelte nur lächelnd den Kopf, bevor sie Ulani in ihre Arme nahm.
    Â»Nicht ich bin dein Feind, sondern du selbst! Du wirst dort nicht mehr hingehen. Am Montag suchen wir dir eine neue Stellung, ich persönlich sorge dafür, dass der Hausherr alt und unansehnlich ist …«
    Da fiel ihr Blick auf den Ring mit dem herzförmigen Rubin. Ulani trug ihn an ihrem linken Ringfinger, als ob sie verlobt sei. Es war Jahre her, seit Elisa den Ring gesehen hatte, denn sie hatte Ulanis Bündel nie wieder aufgeknotet. Ob Ulani wusste, wer ihr Vater war? Und warum trug sie den Ring?
    Â»Ich habe Mike erzählt, ich sei verlobt, mein Verlobter hätte bereits um meine Hand angehalten und er müsste sich beeilen, wenn er mich noch haben will …«
    Ulani nahm den Ring ab und hielt ihn Elisa fragend hin.
    Â»Ist der Ring von meinem Vater? Was meinst du?«
    Elisa sah in die schönen grünen Augen der jungen Frau und wünschte sich, sie würde die Antwort sicher wissen. Doch selbst der Brief von Gerit Janson und der Ring bedeuteten keine Sicherheit. Elisa hatte oft genug erlebt, wie Janson auf seiner Plantage junge Arbeiterinnen auch an Geschäftsfreunde für ein paar Nächte verschenkt hatte. Ulani fuhr fort, ihre Augen leuchteten, und ihre Stimme zitterte vor lauter Aufregung.
    Â»Wäre ich seine Tochter, dann wäre doch Victoria meine Halbschwester, nicht wahr?«
    Die beiden Mädchen hatten sich bereits kennengelernt, immer den Standesunterschied im Blick hatten sie sich dennoch sofort verstanden, obwohl Ulani fünf

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